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Prozess-Auftakt in der Schweiz

Prozess gegen Sepp Blatter und Michel Platini: Die wichtigsten Fragen und Antworten

  • Aktualisiert: 08.06.2022
  • 12:01 Uhr
  • SID
Article Image Media
© getty

Es geht um zwei Millionen Franken, im Raum stehende Verschwörungstheorien - und um die Rolle von FIFA-Präsident Gianni Infantino: Am Mittwoch beginnt der Prozess gegen die früheren Verbandsbosse Joseph S. Blatter und Michel Platini.

München - Am Mittwoch startet in der Schweiz der Prozess gegen die früheren Verbandsbosse Sepp Blatter und Michel Platini. 

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Was steht an?

Joseph S. Blatter, der mittlerweile 86 Jahre alte und gesundheitlich angeschlagene Ex-Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA, muss sich vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona (Kanton Tessin) verantworten. Auch Michel Platini (66), ehemaliger Boss der Europäischen Fußball-Union (UEFA), steht vor Gericht.

Der Prozess ist bis zum 22. Juni angesetzt, elf Verhandlungstage soll es geben. Am Mittwoch soll Blatter aussagen, am Donnerstag Platini. Das Urteil des mit drei Richtern besetzten Tribunals wird für den 8. Juli erwartet.

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Was wird den Ex-Funktionären vorgeworfen?

Beiden wird von der Generalanwaltschaft der Schweiz (OAG) Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Der Schweizer Blatter ist zudem wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, der Franzose Platini wegen Beihilfe dazu.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft (BA) ermittelte seit 2015 in dem Fall, die Klage wurde im November des vergangenen Jahres eingereicht.

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Worum geht es konkret?

Es geht um zwei Millionen Schweizer Franken (1,92 Millionen Euro) plus 229.126 Franken (220.000 Euro) an Sozialversicherungsbeiträgen. Diese Summen gingen im Jahr 2011 von der FIFA an den damaligen UEFA-Chef Platini.

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Was hat es mit den Überweisungen auf sich?

Laut der OAG hat Platini vor dem Geldfluss bei der FIFA eine "fiktive Rechnung" für eine Beratertätigkeit in den Jahren 1998 bis 2002 eingereicht. Zwar arbeitete Platini in diesem Zeitraum tatsächlich als FIFA-Berater, laut OAG hat er dafür seine vertraglich fixierten 300.000 Franken (288.000 Euro) pro Jahr aber stets erhalten.

Dass Platini acht Jahre später noch einmal zwei Millionen Franken in Rechnung gestellt und die FIFA unter Blatters "Verwicklung" das Geld zu Jahresbeginn 2011 überwiesen hat, ist nach Ansicht der OAG "ohne legale Basis" geschehen: "Diese Zahlung hat das Vermögen der FIFA geschädigt und Platini unrechtmäßig bereichert."

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Was sagen die Beschuldigten dazu?

Beide weisen die Vorwürfe von sich und berufen sich auf eine mündliche Vereinbarung, die sie miteinander geschlossen hätten. "Ich blicke der Verhandlung mit Optimismus entgegen", ließ Blatter bereits im November mitteilen. Er hoffe, "dass damit diese Geschichte ein Ende findet und alle Fakten sauber aufgearbeitet werden".

Platini gab zu Protokoll, dass es "sich um ein ausstehendes Gehalt" gehandelt habe, das "mir die FIFA laut mündlichem Vertrag vollkommen rechtmäßig geschuldet und gezahlt" hat: "Ich habe - wie in meinem ganzen Leben und meiner Karriere - mit äußerster Ehrlichkeit gehandelt."

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Was meint die FIFA?

Der Weltverband tritt als Nebenkläger auf und hofft auf eine Rückzahlung der Summe. Laut FIFA-Anwältin Catherine Hohl-Chirazi soll das Geld "dem einzigen Zweck zugeführt werden, für den es bestimmt war - dem Fußball".

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Was macht den Fall so speziell?

Die Ermittlungen führten dazu, dass Blatter wie Platini von der FIFA-Ethikkommission 2015 für jeweils acht Jahre gesperrt wurden. Zwar wurden die Sperren später reduziert, die Pläne Platinis aber waren durchkreuzt. Der dreimalige Fußballer des Jahres von Europa, Platini, galt als designierter Blatter-Nachfolger und wollte zum FIFA-Boss aufsteigen.

Was waren die Folgen?

An diesem Punkt beginnt die Verschwörungstheorie. Schließlich hat die Sperre Platinis dazu geführt, dass die ehemalige Randfigur Gianni Infantino - damals UEFA-Generalsekretär unter Platini - binnen kurzer Zeit zum FIFA-Präsidenten aufsteigen konnte.

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Worüber wird spekuliert?

Grob gesagt darüber, dass die Dinge auf mysteriöse Weise alle für Infantino gelaufen sind. Dabei geht es um einen angeblichen Whistleblower aus den Verbänden, der die BA mit Informationen gefüttert haben soll. Und es geht um die Geheimtreffen zwischen Infantino und dem früheren BA-Chef Michael Lauber, die Lauber den Job gekostet haben.

Genährt werden die Spekulationen aus dem Platini-Lager, das schon jeher ein Komplott gegen den früheren Spielmacher der Equipe Tricolore vermutet.

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Wie geht das Ganze aus?

Die möglichen Strafen für die Angeklagten reichen von einer Geldstrafe bis zu fünf Jahren Haft. Fast genauso spannend wie das Urteil dürfte allerdings der Prozessverlauf sein. Sollte es der Platini-Seite tatsächlich gelingen, Beweise für eine wie auch immer geartete Verstrickung Infantinos vorzulegen, muss auch der ohnehin äußerst umstrittene FIFA-Boss Konsequenzen fürchten.

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