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Island sorgt bei der WM für das gewisse Etwas

Island: Keine Nationalmannschaft wie jede andere

  • Aktualisiert: 22.06.2018
  • 14:18 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© Imago

Der Kapitän war kürzlich noch Filmemacher, der Trainer Zahnarzt. Der Mittelfeldspieler wurde zum Instagram-Star, der Schlachtruf besitzt Legendenstatus. Die isländische Nationalmannschaft ist eine Truppe der ganz besonderen Art.

München - So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein: Als das Auftaktspiel zwischen Deutschland und Mexiko einen Marktanteil von 81,6 Prozent erreichte, schrieben die deutschen Medien von einer Mega-Einschaltquote. Die Isländer können über solche Zahlen nur müde lächeln. Als die nämlich ihr Auftaktspiel gegen Argentinien hatten, betrug der Marktanteil in der Heimat wahnsinnige 99,6 Prozent.

Damit nicht genug: Rund 10 Prozent aller Isländer sind als Fans zur WM gereist. Das ist ungefähr so, als würden sich jetzt 8,2 Millionen Deutsche rund um die Stadien von Russland aufhalten – unvorstellbar.

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Das kleinste Land der WM-Geschichte

Island hat gerade einmal 340.000 Einwohner und somit weniger als die deutsche Stadt Wuppertal. Noch vor wenigen Jahren spielte dieses Land im internationalen Fußball keine Rolle, hatte sich nie für eine Europa- oder Weltmeisterschaft qualifiziert. Ein 2:0-Sieg in einem Freundschaftsspiel gegen Italien aus dem Jahre 2004 war praktisch der größte Erfolg.

Vor 15 Jahren nahm der isländische Fußballverband allerdings ordentlich Geld in die Hand. 30 Indoorplätze wurden errichtet, damit das ganze Jahr über wetterunabhängig trainiert werden kann. Zudem erhielten alle Kinder ab vier Jahren einen Trainer mit UEFA-Lizenz. Die Maßnahmen trugen Früchte: Seit sechs Jahren geht es stetig bergauf.

In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 scheiterte Island erst in den Playoffs an Kroatien. 2016 war die Nationalmannschaft erstmals bei einer Europameisterschaft dabei. Der Underdog mutierte sofort zum Überflieger, begeisterte nicht nur mit ihrem Wikinger-Schlachtruf "Hu", sondern auch mit gutem Fußball.

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Messi und Ronaldo zur Verzweiflung gebracht

Im Auftaktspiel der EM 2016 trotzten die leidenschaftlich kämpfenden Isländer den Portugiesen um Cristiano Ronaldo ein 1:1 ab. Später die große Sensation: Im Achtelfinale wurde England bezwungen. Erst im Viertelfinale war gegen Gastgeber Frankreich Endstation.   

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Das kleinste Land, das jemals bei einer Weltmeisterschaft teilnahm, ist zu einem Angstgegner der großen Fußball-Nationen geworden - auch heute noch. Zum WM-Auftakt gelang ein 1:1 gegen Argentinien mit Lionel Messi. "Jeder mag uns, außer den Teams, die gegen uns spielen. Weil wir kämpfen, jeder für den anderen, mit Liebe zum Fußball und zu unserem Land", sagt Torwart Hannes Halldorsson im "kicker".

Der Schlussmann war bis zu seinem 29. Geburtstag hauptberuflich Filmemacher und produzierte unter anderem den Beitrag für den Eurovision Songcontest. Nun konzentriert er sich erst einmal voll auf den Fußball.

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Nationaltrainer und Zahnarzt in Personalunion

Ob nun in der Gegenwart oder der Vergangenheit: Besondere Geschichten ziehen sich durch den gesamten Kader der Nationalmannschaft. Da wäre zum Beispiel Kapitän Aron Gunnarsson, der sich auf seinem Rücken eine große Island-Flagge tätowieren ließ. Oder Heimir Hallgrimsson, der zwar seit 2013 Cheftrainer der Nationalmannschaft ist, bis zur EM 2016 allerdings parallel noch als Zahnarzt tätig war und erst danach Vollzeit-Coach wurde.

Dass der isländische Trainer anders als seine Berufsgenossen tickt, zeigt sich auch daran, dass er vor jedem Spieltag mit Fans in eine Kneipe geht und die Aufstellung verrät – das soll sich mal jemand bei Joachim Löw vorstellen….  

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Wenn der Sohnemann für den Vater eingewechselt wird...

Wahrscheinlich ist Island auch die einzige Nationalmannschaft, in der der Sohnemann für den Vater eingewechselt wird. So geschehen im Jahre 1996, als Eidur Gudjohnson für Arnor Gudjohnson in das Spiel kam.

Geschichten wie diese machen Island zu einer Nationalmannschaft der besonderen Art. Und dank Mittelfeldspieler Rurik Gislason, der wegen seines guten Aussehens zum Instagram-Star mutierte, haben die Inselbewohner nun auch die Sympathien der weiblichen Fußball-Fans sicher.  

Mit einem Sieg am Freitag gegen Nigeria (ab 17 Uhr im Liveticker) könnte die Nationalmannschaft einen großen Schritt Richtung Achtelfinale machen. Und wer weiß: Vielleicht ließe sich der TV-Marktanteil vom Auftaktspiel dann noch einmal toppen.

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