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WM 2022: Frankreichs Trainer Didier Deschamps - vom Aus erneut auf den Thron?

  • Aktualisiert: 14.12.2022
  • 23:52 Uhr
  • ran.de
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© 2022 Getty Images

Didier Deschamps coacht seine Franzosen zum zweiten Mal in Folge in ein WM-Finale. Nun hat er die Karten über seine Zukunft in der eigenen Hand. Dabei galt Zinedine Zidane schon als sicherer Nachfolger.

Von Martin Jahns

München/Doha – Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps konnte die Tränen nicht verbergen. Auf dem Spielfeld herzte er nach dem Schlusspfiff seine Spieler nach dem wenig berauschenden, aber effizienten 2:0 im WM-Halbfinale gegen aufopferungsvoll spielenden Marokkaner.

"Es sind so viele Emotionen, auch Stolz. Das war wieder wichtig und ein gewaltiger Schritt - aber ein Spiel kommt noch", freute sich Deschamps nach dem Sieg durch Tore von Theo Hernandez und Joker Randal Kolo Muani, der 44 Sekunden nach seiner Einwechslung traf - einem der vielen Deschamps-Glücksgriffen dieser WM.

Schon zuvor gelang es Deschamps mit der Einwechslung von Borussia Mönchengladbachs Marcus Thuram für den linken Flügen, die Drangphase der Marokkaner abzuwürgen. 

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Didier Deschamps: WM-Start unter schlechten Vorzeichen

Dabei musste man sich – trotz des mit Stars gespickten Teams – noch vor wenigen Wochen Sorgen um Deschamps' Zukunft machen. Er ging mit der Hypothek des frühen Achtelfinal-Ausscheidens gegen die Schweiz bei der EM 2021 ins WM-Jahr. Mit den Verletzungen von N'Golo Kante, Paul Pogba, Christopher Nkunku, Weltfußballer Karim Benzema und Lucas Hernandez zum WM-Start waren die Franzosen zudem so ersatzgeschwächt wie wohl kein anderer WM-Teilnehmer.

Und dann ließen spanische Medien zum Turnierstart auch noch eine Bombe platzen: Angeblich sei ein Deschamps-Aus nach der WM beschlossene Sache. Sein Ende des Jahres auslaufender Vertrag werde nicht verlängert. Für ihn solle Volksheld Zinedine Zidane das Team übernehmen.

Und das obwohl Verbandsboss Noel Le Graet vor dem Turnier der "L'Equipe" noch über Deschamps' Kontrakt sagte: "Wenn wir ins Halbfinale kommen, hat er die Wahl."

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Didier Deschamps, der Star-Flüsterer

Das hat Deschamps längst erreicht. Steht Le Graet zu seinem Wort, hat der Coach seine persönliche Zukunft wieder in der eigenen Hand. Zumal er auch in Katar beweist, dass er Zidane in dessen größter Stärke als Trainer in nichts nachsteht: Wie "Zizou" definiert sich auch der 54-Jährige nicht über Konzeptfußball a la Pep Guardiola oder Jürgen Klopp. Er hat dafür ein einmaliges Händchen im Umgang mit Stars. Gesten wie das Spalier der Teamkollegen für ihre Mitspieler nach Schlusspfiff zeugen vom intakten Teamgeist.

"Wir sind seit einem Monat mit den Spielern zusammen, es ist nie einfach, aber bisher macht es Freude", so Deschamps: "Die Spieler sollen diesen Moment genießen dürfen. Wir streben wieder den Titel an. Wunderbar!"

Sinnbildlich für den Geist im französischen Team steht Antoine Griezmann. Bei Atletico Madrid ist der in dieser Saison Bankdrücker. Schon zuvor wurde er beim FC Barcelona nicht glücklich. Nun dreht er unter Deschamps auf wie zu besten Fortnite-Torjubel-Zeiten. Frankreichs Coach rückte den Offensivmann ins Mittelfeld. Dort ist Griezmann plötzlich die Schaltzentrale, bereitete so viele Torchancen vor wie kein anderer Spieler bei dieser WM. Gegen Marokko wurde er zum "Man of the Match" gekürt.

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Lob für Deschamps auch von Präsident Emmanuel Macron

Eine weitere Gemeinsamkeit Deschamps' mit Zidane: Wie dessen einstiges Real Madrid sind und waren auch Frankreichs Auftritte in Katar oder bei der WM 2018 in Russland selten Spektakel. Gegen Marokko waren die Franzosen wie schon im Viertelfinale gegen England nicht unbedingt das bessere, aber das defensiv stabilere und offensiv effizientere Team. Eine Qualität, die an Reals Champions-League-Auftritte unter Zidane oder zuletzt Carlo Ancelotti erinnert.

Lob erhält Deschamps dafür auch aus höchsten Reihen. "Wir alle stehen hinter Didier Deschamps. Mit seiner Ausstrahlung und seinem Talent werden wir am Ende gewinnen", sagte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nach dem Finaleinzug.

Didier Deschamps hat Uralt-Rekord im Visier

Am Sonntag dann wird ganz Frankreich Didier Deschamps die Daumen drücken, wenn das WM-Finale gegen Argentinien ansteht (So., ab 16 Uhr im Liveticker). Gewinnt Deschamps, würde er mit dem Uralt-Rekord von Italiens Vittorio Pozzo gleichziehen, der 1934 und 1938 als bislang einziger Coach zwei Weltmeisterschaftsendspiele gewann.

Spätestens dann dürfte Didier Deschamps der Rote Teppich für eine weitere Amtszeit ausgerollt werden. Wenn er denn will.