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Colin Kaepernick spricht in München über Kampf gegen Rassismus: "Wenn ich etwas gelernt habe..."
- Aktualisiert: 30.11.2023
- 15:42 Uhr
- Christoph Dommisch / Franziska Wendler
Seit der Saison 2016 hat Colin Kaepernick kein NFL-Spiel mehr bestritten. Auf der ISPO in München äußert sich der Ex-Quarterback nun zu seinem Kampf gegen Ungerechtigkeiten.
Von Christoph Dommisch und Franziska Wendler
Seit 1970 findet in München die Sportaratikelmesse ISPO statt, die laut eigenen Angaben "größte Messe des Sport-Business".
Als Redner und Talkgäste versuchen die Verantwortlichen dabei mehr und mehr Menschen zu präsentieren, die zwar aus dem Sport-Bereich kommen, aber mit anderen Dingen als ihren athletischen Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben.
Am Eröffnungstag der 2023er-Messe trat Ex-NFL-Quarterback Colin Kaepernick auf. Der langjährige Spielmacher der San Francisco 49ers, der seit seinen Protestaktionen gegen Rassismus und Polizeigewalt in der Saison 2016 keinen Job mehr als Football-Profi bekommen hat, bekam dabei ein derart großes Sicherheitsaufgebot wie noch kein Gast vor ihm. Unschöne E-Mails von Gegnern des 36-Jährigen hatten dies nötig gemacht.
Auf der Bühne wirkte Kaepernick bei seinem Auftritt, an dem auch ran teilnahm, gut gelaunt. Im Gespräch mit Moderatorin Katharina Kleinfeldt machte der US-Amerikaner deutlich, dass ihn der Kampf gegen Ungerechtigkeit auch heute noch antreibt. "Sei stark, und stehe ein für deine Werte, nur so änderst du die Welt", formulierte der frühere Quarterback.
Und weiter: "Wenn ich etwas aus meiner eigenen Geschichte gelernt habe, dann das: Wenn du ein Ziel verfolgst, wird das, was du tust, vielleicht nicht sonderlich populär sein oder auf Widerstand stoßen - du wirst aber auch sehr viel Support und Unterstützung erhalten.“
Das Wichtigste in Kürze
Zu tun gibt es für Kaepernick, der sich inzwischen einen Namen als Influencer und Aktivist macht, genug. "Es gibt weniger Chancen für Schwarze, Frauen, etc. in Sachen Gleichbehandlung in der Arbeitswelt. Dazu kommt: Islamophobie, Sexismus, Hunger - Es gibt noch viel Arbeit."
Für den Ex-Sportler gilt dabei: Gelingt es ihm eines der Probleme zu verbessern, dann ist er glücklich.
Sportler müssen sich engagieren
Umso wichtiger ist es daher, dass in Zukunft noch mehr Sportler ihre Social-Media-Reichweiten nutzen, um auf Ungerechtigkeiten und Probleme in der Gesellschaft aufmerksam zu machen.
Konnten Athleten noch vor 15 Jahren kaum jemanden erreichen, können sie nun über die sozialen Medien ihre Werte darstellen, die Community kann darauf reagieren und die Sportler wiederum agieren.
Beim Auftritt des früheren 49ers-Quarterbacks wurde dabei eines deutlich - eine Rückkehr in die NFL scheint kein Thema mehr zu sein, verlor er über die Thematik doch kein Wort.
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Kein Spiel mehr seit Januar 2017
Seit dem 1. Januar 2017 hat Kaepernick kein Spiel mehr bestritten, sein Vertrag in San Francisco wurde einst nicht verlängert. Seine Protestaktionen - er kniete unter anderem während der US-Hymne - machten ihn zu einer der am kontroversesten betrachteten Persönlichkeiten der Vereinigten Staaten.
Anhänger feierten ihn für seinen heroischen Kampf gegen Ungerechtigkeiten, andere beschimpften ihn als Nestbeschmutzer und Antipatriot. Ex-Präsident Donald Trump nannte ihn gar einen "Hurensohn".
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An seiner Mission hat all dies nichts geändert. Doch hat sich der bisherige Widerstand gelohnt?
Für den Ex-Sportler ging es eigenen Angaben zufolge um Reflexion und Transparenz. "Die Leute haben Position beziehen müssen, was sie wirklich fühlen und denken."
Kaepernick: "Sport ist rassistisch"
So wollte er auf der großen Bühne abbilden, was sich sonst nur im Verborgenen abspielt. "Sport ist politisch. Wir akzeptieren Politik im Sport, politisch sind aber nur die Organisationen und die Teams. Wir akzeptieren, dass sie politisch sind, auch die Politik hinter verschlossener Tür akzeptieren wir." Bei den Sportlern selbst sieht das anders aus, was Kaepernick ändern will.
Sechs Jahre lang spielte der heute 36-Jährige in der NFL, inzwischen ist er Startup-Gründer, betreibt eine Foundation und arbeitet als Aktivist und Influencer.
Doch trotz aller Bemühungen, an einer Aussage hält er weiterhin fest: "Sport ist rassistisch."
Hinnehmen wird er dies aber gewiss nicht.