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Minnesota Vikings: Das Cousins-Dilemma - vom Franchise Quarterback zum Platzhalter?

  • Aktualisiert: 19.10.2020
  • 16:25 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© Getty Images

Kirk Cousins spielt seine dritte Saison bei den Minnesota Vikings. Die Kritik am Quarterback wird zumindest von außen immer lauter. Der Eindruck drängt sich auf: Das Team hat sich mit der Personalie keinen Gefallen getan.

Minneapolis/München - Kirk Cousins dürfte froh gewesen sein, dass zum Spiel seiner Minnesota Vikings gegen die Atlanta Falcons keine Fans ins US Bank Stadium zugelassen waren. Denn die hätten den Quarterback nach dem 23:40 gegen die sieglos angereisten Gäste womöglich ausgebuht, während er enttäuscht in die Kabine stapfte.

Das hätte dann auch am immensen Ego von "Captain Kirk" kratzen können. Falls seine Leistung nicht schon Anlass genug dazu gegeben hätte. Drei Interceptions leistete sich der 32-Jährige in der ersten Hälfte, die erste direkt im ersten Play.

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Atlanta kann sich bei Cousins bedanken

Zur Pause stand es 20:0 für das Team aus Georgia, das nach dem Rausschmiss von Head Coach Dan Quinn und General Manager Thomas Dimitroff überraschend schnell in die Spur fand. Woran Cousins eben durchaus seinen Anteil hatte.

Der Fourth Rounder des Draft 2012, der vor zwei Jahren von Washington nach Minneapolis umzog, sprach nach dem Spiel das Offensichtliche aus: "Die Wahrheit ist, wenn ich mit den Interceptions so weitermache, werde ich die Saison nicht beenden."

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Kritik begleitete ihn schon beim Wechsel 2018

Mittlerweile steht er bei zehn Pässen in die Arme der Gegner - Saison-Höchstwert unter allen Quarterbacks. Und so fühlen sich seine Kritiker umso mehr bestätigt, die schon mit dem Kopf schüttelten, als Cousins 2018 für drei Jahre und 84 Millionen US-Dollar von den Vikings an Land gezogen wurde.

Seine ersten beiden Saisons für die "Purples" endeten mit positiven Bilanzen, 2019 stand das Team sogar in der Divisional Round. Wobei dieser Erfolg weniger dem Signal Caller als vielmehr dem mit Adam Thielen, Stefon Diggs, Kyle Rudolph oder Dalvin Cook auch auf anderen Skill Positions bestens besetzten Roster inklusive der aggressiven und erfolgreichen Defense zugeschrieben wurde.

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Defense zerfällt - Diggs flüchtet

Cousins nutzte die ihm zur Verfügung stehenden Waffen eben nur gut genug. Doch wirklich getragen und angeführt habe er das Team nie. So lauten die Vorwürfe.

Mittlerweile spielt Diggs nach Differenzen über seine Rolle im Team bei den Buffalo Bills, die Defense verlor eine ganze Reihe hochkarätiger Athleten wie das Cornerback-Duo Xavier Rhodes und Trae Waynes, Defensive End Everson Griffen oder Nose Tackle Linval Joseph. Hinzu kommt das Verletzungspech von Anthony Barr und Danielle Hunter.

Pro Bowler 2019! Auslaufmodell 2020?

Das macht sich auch im Spiel von Cousins bemerkbar. Der Weg zur gegnerischen Endzone ist oftmals länger, weil die gegnerische Offense nicht mehr so schnell gestoppt wird, verbringt er weniger Zeit auf dem Platz. Und so wird aus einem Pro Bowler der Saison 2019 ein mögliches Auslaufmodell 2020.

Was Cousins aber vor der sofortigen Wachablösung retten könnte, ist neben dem Mangel an echten Alternativen auch sein neuer Topvertrag, mit dem er während der Offseason ausgestattet wurde. Für weitere zwei Jahre und insgesamt 66 Millionen US-Dollar unterzeichnete der wurfstarke Signal-Caller.

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Neuer Cousins-Vertrag macht Trade unmöglich

Für die Vikings war es eine gute Gelegenheit, den ersten und nach dieser Saison auslaufenden Vertrag umzustrukturieren, um sich ein bisschen zusätzliches Cap Space freizuschaufeln. 30 Millionen US-Dollar wurden in Signing Bonus umgewandelt und so auf verschiedene Jahre aufgeteilt.

Heißt aber auch: Cousins ist nun bis 2022 gebunden. Und angesichts der immensen Zahlen ist ein Trade in der aktuellen oder der kommenden Saison nahezu ausgeschlossen. Auch eine Entlassung wäre quasi wirtschaftlicher Selbstmord: 2020 beträgt das Dead Cap seines Kontrakts 62 Millionen US-Dollar, im nächsten Jahr immerhin noch 41 Millionen US-Dollar.

Cousins-Backup Mannion bislang nur mit Interceptions

Diese Summe, rund ein Viertel des Salary Cap für den kompletten Kader, wäre also auch bei einer Trennung für die ohnehin cap-space-klammen "Vikes" gesperrt. Im Grunde haben sie sich mit der Unterschrift im März auf Gedeih und Verderb in Cousins' Arme geworfen.

Dazu kommt: Backup Sean Mannion blieb bislang auch jeglichen Verdacht schuldig, ein NFL-Team zu Siegen tragen zu können. Seit 2015 kam der 28-Jährige zu 13 Einsätzen für die St. Louis respektive Los Angeles Rams sowie die Vikings. Zweimal startete er, auf einen Touchdown wartet Mannion noch immer, dagegen unterliefen ihm bereits drei Interceptions.

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Pocket ist für Cousins wie eine Komfortzone

Das Practice Squad gibt außerdem die unerfahrenen Jake Browning und Nate Stanley her. So lässt sich kaum Druck auf Cousins aufbauen, der sich in der Pocket - trotz der miserablen O-Line - wie in einer Komfortzone vorkommen dürfte. Eigentlich kann ihm bei der Ausgangslage nicht viel passieren.

Ein Dilemma für die Vikings. Das sieht auch "CBS"-Reporter Jason LaCanfora ähnlich, für den die Franchise "ziemlich aufgeschmissen" ist - auch weil die Gelegenheit zu einem umfangreichen Rebuild im Sommer verpasst wurde. Rookie-Receiver Justin Jefferson hat zwar schon bewiesen, dass er eine Verstärkung sein kann, der von den Jacksonville Jaguars geholte Yannick Ngakoue - prominentester Zugang - kann die neugeordnete Defense nicht allein tragen.

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Cousins will den Football besser beschützen

Es gibt eine ganze Menge Baustellen im Roster. Doch letztlich läuft alles bei Cousins zusammen. Der gab sich nach der Offenbarung gegen die Falcons selbstkritisch. In Richtung Coaches erklärte er: "Ob sie mir sagen: 'Hey, du musst dich verbessern.' Oder ob sie mich abziehen; wir müssen besser werden. Darum wird es den Rest der Saison für mich gehen, den Football so gut wie ich es kann zu beschützen."

Seine individuellen Stats sind in dieser Saison eigentlich gar nicht so schlecht. Elf Touchdowns - mehr brachten bislang auch Ben Roethlisberger, Matt Ryan oder Derek Carr nicht zustande. Die Passquote von 64,6 Prozent ist besser als die von Tom Brady, Patrick Mahomes, Jimmy Garoppolo oder Lamar Jackson.

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Cousins glänzt oftmals gegen laschere Defense

Das Laufspiel ist eines der produktivsten der Liga: 835 Rushing Yards, 167 Runs und acht Rushing Touchdowns sind allesamt Top-4-Werte. Doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass es Cousins wie kaum ein anderer Playmaker versteht, seine Zahlen zu schönen. Nimmt die gegnerische Defense - wie auch die Falcons aufgrund ihrer deutlichen Führung - in der Schlussphase den Fuß vom Gas, läuft der zweimalige Pro Bowler nochmal zu Höchstform auf und betreibt Ergebnis- und Statistikkosmetik.

So brachte Cousins auch aus dem völlig verkorksten Auftritt gegen Atlanta noch 343 Passing Yards und drei Touchdown-Pässe mit. Das kann sich absolut sehen lassen - wenn die gelungenen Aktionen denn besser über die Spielzeit verteilt gewesen wären. So verklären sie nur die wirklichen Probleme, vor denen die Vikings stehen.

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Bye Week bringt Zeit zum Nachdenken

Und so werden sich Head Coach Mike Zimmer und General Manager Rick Spielman durchaus ihre Gedanken um die Besetzung der wichtigsten Position machen. Eine Cousins-Absetzung lehnte Zimmer zwar bereits ab und ging auch nicht weiter auf dessen Leistung ein, doch die Zeit bis zum nächsten Auftritt ist aufgrund einer Bye Week lang.

In Week 8 warten die Green Bay Packers, anschließend die beiden anderen Division-Gegner Detroit Lions und Chicago Bears. Der Playoff-Zug ist angesichts einer 1-5-Bilanz - der schlechtesten seit 2013 zu diesem Zeitpunkt - bereits abgefahren. Denn die Bears (5-1) und die Packers (4-1) sind längst enteilt und wirken insgesamt auch gefestigt.

Quarterback Class wird Potenzial für Großes vorausgesagt

Folglich könnte sich der Blick der Vikings bereits auf den kommenden April richten. Wenn der Draft 2021 ansteht. Die dann in die NFL drängende Quarterback Class gilt als herausragend. Trevor Lawrence, Justin Fields und auch Trey Lance wird unter Experten zugetraut, in naher Zukunft eine NFL-Franchise anzuführen.

Nach aktuellem Stand hätten die Vikings den sechsten Pick. Zu dem Zeitpunkt sollten durchaus noch namhafte Playmaker in der Verlosung sein.

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Vikings-Weg führt in eine Sackgasse

Vor Monaten haben die "Vikes" wahrscheinlich nicht einmal darauf spekuliert, eines der Talente abgreifen zu können. Doch die Realität verdeutlicht nun, dass der aktuelle Weg in eine Sackgasse führt.

Auch Cousins will nicht die ganze Schuld für das miserable erste Saisondrittel auf seinen Schultern abgeladen wissen: "Ich denke, es ist die komplette Offense-Leistung. Es ist einfach so, dass ich besser werden muss, wir besser werden müssen."

Als Franchise Quarterback gekommen - bald Platzhalter?

Womit er durchaus richtig liegt. Doch zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass ein varianten- und erfolgreiches Offense-Spiel mit dem Quarterback steht und fällt. Spätestens jetzt könnten Zimmer und Co. diesbezüglich ins Zweifeln kommen.

2018 kam Cousins als Franchise Quarterback nach Minneapolis. Und mit ihm die Hoffnung auf die erste Super-Bowl-Teilnahme seit der Saison 1976.

Stattdessen könnte er als Platzhalter oder besser Mentor seines Nachfolgers enden. Um das Team auf wieder rosigere Zeiten einzustimmen. Dann sehr wahrscheinlich ohne Kirk Cousins.

Marcus Giebel

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