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Dak Prescott und Brock Purdy in den Wettquoten vorne

Most Valuable Quarterback? MVP muss endlich wieder eine andere Position werden! Ein Kommentar

  • Aktualisiert: 18.12.2023
  • 14:44 Uhr
  • Kai Esser

Bei den Wettquoten für die MVP-Auszeichnung in der NFL sind - wie üblich - die Quarterbacks vorne. Doch warum eigentlich? Keiner der Spielmacher drängt sich wirklich auf. Wenn man den Award in diesem Jahr keinem Nicht-Quarterback gibt, wann denn dann?

Von Kai Esser

Es ist das alte Bild, wenn man sich die jährlichen Diskussionen um die Auszeichnung des Most Valuable Player, also MVP, der NFL anschaut.

Meistens sind es, so auch in diesem Jahr, die Quarterbacks der besten Teams, die vorne stehen. In diesem Fall Brock Purdy von den San Francisco 49ers, Dak Prescott von den Dallas Cowboys, Lamar Jackson von den Baltimore Ravens und Jalen Hurts von den Philadelphia Eagles.

All diese Teams stehen bei zehn Siegen, die meisten ligaweit. Und, zweifelsohne, Quarterback ist die schwierigste und einflussreichste Position im American Football. Aber ist man dadurch gleich der wertvollste Spieler seines Teams? Oder gar der ganzen Liga?

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Die Causa Brock Purdy: Warum man das V in MVP wieder ernst nehmen muss

Deutlich wird das ganze bei der Personalie Brock Purdy. Vornweg: "Mr. Irrelevant" aus dem Jahr 2022 spielt eine ganz hervorragende Saison. Er ist die Nummer zwei bei angekommenen Pässen, Nummer drei bei Passing Yards, Nummer eins bei Yards pro Pass und Nummer zwei bei Passing Touchdowns. Davor ziehen wir den Hut.

Allerdings - und so ehrlich muss man sein - hat er auch die besten Mitspieler um sich herum. Mit Deebo Samuel, Brandon Aiyuk und Jauan Jennings verfügt er über eine der besten Receiver-Gruppen, mit George Kittle über einen der besten Tight Ends, mit Christian McCaffrey über den wohl besten Running Back und mit Trent Williams über den wohl besten Left Tackle der Liga.

Bevor man die Frage stellt, ob Purdy der wertvollste Spieler der Liga ist - denn dafür wurde die MVP-Auszeichnung ursprünglich eingeführt - sollte man fragen, ob er überhaupt der wertvollste Spieler seines Teams ist. Denn McCaffrey hat im bisherigen Saisonverlauf 21 Ballberührungen pro Spiel und kommt damit auf 124 Yards pro Partie.

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Ist nicht er der Antreiber der Offense, der mit seiner Gefahr als Ballträger stets Lücken hinter den Linebackern der Gegner offenbart, die Purdy dann - das soll nicht unerwähnt bleiben - höchst präzise trifft? Wessen Ausfall würde der Offense der 49ers mehr weh tun, beziehungsweise was würde schwerer fallen: Purdy zu ersetzen oder McCaffrey zu ersetzen? Die Antwort ist relativ eindeutig.

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Hill, McCaffrey, Aubrey: Die Definition von "wertvoll"

Vor allem in einem Jahr, in dem alle vier genannten Quarterbacks ihre Schwächephasen hatten, wäre es durchaus mal an der Zeit, mal wieder einer anderen Position den Award zu verleihen. 2012 passierte das letztmals, damals wurde Adrian Peterson zum MVP gewählt. Damals trug er eigenhändig eine von Christian Ponder angeführte Offense zu zehn Siegen und in die Playoffs.

1986 wurde es mit Lawrence Taylor, dem wahrscheinlich besten Pass Rusher der NFL-Historie, letztmals ein Spieler aus der Defense. Damals setzte er sich gegen Legenden wie John Elway, Joe Montana und Jerry Rice durch. Seinerzeit wurde der Wert eines Spielers noch über seine Statistiken hinaus gemessen. Rice gewann übrigens nie den MVP-Award.

Im Jahr 2023 wäre Tyreek Hill so ein Name. Oft heißt es, ein Receiver kann nur MVP werden, wenn er alle Rekorde in einer Saison bricht. Aber genau da liegt der Hund begraben: Warum müssen es ständig Statistiken sein?

Bei der Niederlage gegen die Tennessee Titans in Woche 14 war die Offense der Miami Dolphins ohne Hill, der zwischenzeitlich verletzt runter musste, wie eingeschläfert. Alleine seine Präsenz ändert die ganze Herangehensweise der Defense.

NFL: Alle MVPs, die keine Quarterbacks waren

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<strong>NFL: Alle MVPs, die keine Quarterbacks waren</strong><br>Bei der Frage nach einem möglichen MVP fällt die Wahl der "Associated Press" meistens auf einen Quarterback. In dieser Saison drängen sich mit Christian McCaffrey (RB, San Francisco 49ers) und Tyreek Hill (WR, Miami Dolphins) auch andere Positionsgruppen auf. Ein Receiver gewann sogar noch nie. Dafür ein Kicker. Wir werfen einen Blick zurück.
© Getty / Imago

NFL: Alle MVPs, die keine Quarterbacks waren
Bei der Frage nach einem möglichen MVP fällt die Wahl der "Associated Press" meistens auf einen Quarterback. In dieser Saison drängen sich mit Christian McCaffrey (RB, San Francisco 49ers) und Tyreek Hill (WR, Miami Dolphins) auch andere Positionsgruppen auf. Ein Receiver gewann sogar noch nie. Dafür ein Kicker. Wir werfen einen Blick zurück.

<strong>1957, 1956 &amp; 1965: Jim Brown (Running Back, Cleveland Browns)</strong><br>Der Running Back war sogar drei Mal der MVP der Liga. Jedes Mal für die Cleveland Browns. Er triumphierte 1957, 1958 und 1965. Beim ersten Mal war Brown sogar noch Rookie.
© Getty

1957, 1956 & 1965: Jim Brown (Running Back, Cleveland Browns)
Der Running Back war sogar drei Mal der MVP der Liga. Jedes Mal für die Cleveland Browns. Er triumphierte 1957, 1958 und 1965. Beim ersten Mal war Brown sogar noch Rookie.

<strong>1961: Paul Hornung (Running Back, Green Bay Packers)</strong><br>Er war ein echter Allrounder. Hornung wurde von den Packers auch als Kicker und als Safety eingesetzt.&nbsp;
© Getty

1961: Paul Hornung (Running Back, Green Bay Packers)
Er war ein echter Allrounder. Hornung wurde von den Packers auch als Kicker und als Safety eingesetzt. 

<strong>1962: Jim Taylor (Running Back, Green Bay Packers)</strong><br>Ein Jahr später wurde es der andere Packers-RB. Gemeinsam mit Hornung trug Taylor als Duo den Spitznamen "Thunder &amp; Lightning" (Donner &amp; Blitz).
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1962: Jim Taylor (Running Back, Green Bay Packers)
Ein Jahr später wurde es der andere Packers-RB. Gemeinsam mit Hornung trug Taylor als Duo den Spitznamen "Thunder & Lightning" (Donner & Blitz).

<strong>1971: Alan Page (Defensive Tackle, Minnesota Vikings)</strong><br>Page konnte zwar nie einen Super Bowl gewinnen, doch der DT wurde der erste Defense-Spieler, der mit dem MVP-Award ausgezeichnet wurde. Von insgesamt zweien überhaupt. Ein historischer Meilenstein.
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1971: Alan Page (Defensive Tackle, Minnesota Vikings)
Page konnte zwar nie einen Super Bowl gewinnen, doch der DT wurde der erste Defense-Spieler, der mit dem MVP-Award ausgezeichnet wurde. Von insgesamt zweien überhaupt. Ein historischer Meilenstein.

<strong>1972: Larry Brown (Running Back, Washington Redskins)</strong><br>Mit nur 180 Zentimetern war Brown ein verhältnismäßig kleiner NFL-Spieler. Doch seine Fähigkeit, trotz Tacklings auf den Füßen zu bleiben und mit dem niedrigen Körperschwerpunkt Yards zu machen, war eindrucksvoll.
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1972: Larry Brown (Running Back, Washington Redskins)
Mit nur 180 Zentimetern war Brown ein verhältnismäßig kleiner NFL-Spieler. Doch seine Fähigkeit, trotz Tacklings auf den Füßen zu bleiben und mit dem niedrigen Körperschwerpunkt Yards zu machen, war eindrucksvoll.

<strong>1973: O.J. Simpson (Running Back, Buffalo Bills)</strong><br>Der Ballträger war der erste Spieler mit mehr als 2000 Rushing Yards innerhalb einer Saison. Damit wurde er direkt MVP.
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1973: O.J. Simpson (Running Back, Buffalo Bills)
Der Ballträger war der erste Spieler mit mehr als 2000 Rushing Yards innerhalb einer Saison. Damit wurde er direkt MVP.

<strong>1977: Walter Payton (Running Back, Chicago Bears)</strong><br>"Sweetness" war einer der konstantesten Spieler der Historie. Für den MVP-Award reichte es in 1977. Seine Rückennummer 34 wurde bei den Bears gesperrt.
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1977: Walter Payton (Running Back, Chicago Bears)
"Sweetness" war einer der konstantesten Spieler der Historie. Für den MVP-Award reichte es in 1977. Seine Rückennummer 34 wurde bei den Bears gesperrt.

<strong>1979: Earl Campbell (Running Back, Houston Oilers)</strong><br>1977 gewann er die Heisman Trophy als bester College-Spieler und nur zwei Jahre später wurde Campbell dann NFL-MVP.&nbsp;
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1979: Earl Campbell (Running Back, Houston Oilers)
1977 gewann er die Heisman Trophy als bester College-Spieler und nur zwei Jahre später wurde Campbell dann NFL-MVP. 

<strong>1982: Mark Moseley (Kicker, Washington Redskins)</strong><br>20 von 21 Versuchen getroffen - eine damalige Rekordrquote von über 95 Prozent. Im selben Jahr gewannen die Redskins auch den Super Bowl. Moseley schoss den Ball immer mit der Fußspitze, eine andere Technik als heutzutage. Er ist der einzige Kicker, der bislang MVP wurde.
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1982: Mark Moseley (Kicker, Washington Redskins)
20 von 21 Versuchen getroffen - eine damalige Rekordrquote von über 95 Prozent. Im selben Jahr gewannen die Redskins auch den Super Bowl. Moseley schoss den Ball immer mit der Fußspitze, eine andere Technik als heutzutage. Er ist der einzige Kicker, der bislang MVP wurde.

<strong>1985: Marcus Allen (Running Back, Los Angeles Raiders)</strong><br>Der heutige "CBS"-Analyst erlief als Profi insgesamt 12.243 Yards, fing 587 Pässe für insgesamt 5411 Yards Raumgewinn und erzielte 145 Touchdowns. Als Kirsche gab es zwei Jahre nach dem Super-Bowl-Titel auch den MVP-Award.
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1985: Marcus Allen (Running Back, Los Angeles Raiders)
Der heutige "CBS"-Analyst erlief als Profi insgesamt 12.243 Yards, fing 587 Pässe für insgesamt 5411 Yards Raumgewinn und erzielte 145 Touchdowns. Als Kirsche gab es zwei Jahre nach dem Super-Bowl-Titel auch den MVP-Award.

<strong>1986: Lawrence Taylor (Linebacker, New York Giants)</strong><br>1985 und 1986 sind neben 1961 und 1962 sowie 2005 und 2006 die einzigen aufeinanderfolgende Jahre, in denen kein Quarterback MVP wurde. Zudem war Taylor erst der zweite Defense-Spieler, der diesen Preis gewann. Und bis heute der letzte.
© Getty

1986: Lawrence Taylor (Linebacker, New York Giants)
1985 und 1986 sind neben 1961 und 1962 sowie 2005 und 2006 die einzigen aufeinanderfolgende Jahre, in denen kein Quarterback MVP wurde. Zudem war Taylor erst der zweite Defense-Spieler, der diesen Preis gewann. Und bis heute der letzte.

<strong>1991: Thurman Thomas (Running Back, Buffalo Bills)</strong><br>Auch seine Rückennummer 34 wird nicht mehr vergeben. Zusammen mit Curtis Martin, Emmitt Smith und Barry Sanders ist Thomas der einzige Spieler, der in acht Jahren hintereinander jeweils mehr als 1000 Yards erzielte.
© Getty

1991: Thurman Thomas (Running Back, Buffalo Bills)
Auch seine Rückennummer 34 wird nicht mehr vergeben. Zusammen mit Curtis Martin, Emmitt Smith und Barry Sanders ist Thomas der einzige Spieler, der in acht Jahren hintereinander jeweils mehr als 1000 Yards erzielte.

<strong>1993: Emmitt Smith (Running Back, Dallas Cowboys)</strong><br>Jener Smith wurde 1993 dann MVP. 1994 gewann er beim zweiten von drei Triumphen zudem den Super-Bowl-MVP-Award. Nach seiner Karriere wurde er in die Hall of Fame aufgenommen.
© Getty

1993: Emmitt Smith (Running Back, Dallas Cowboys)
Jener Smith wurde 1993 dann MVP. 1994 gewann er beim zweiten von drei Triumphen zudem den Super-Bowl-MVP-Award. Nach seiner Karriere wurde er in die Hall of Fame aufgenommen.

<strong>1997: Barry Sanders (Running Back, Detroit Lions)</strong><br>In dem Jahr gab es zwei MVPs! Einmal Sanders und gleichzeitig Quarterback Brett Favre. Neben Simpson und Eric Dickerson war Sanders erst der dritte RB, der über 2000 Rushing Yards in einer Saison hinlegte.
© Getty

1997: Barry Sanders (Running Back, Detroit Lions)
In dem Jahr gab es zwei MVPs! Einmal Sanders und gleichzeitig Quarterback Brett Favre. Neben Simpson und Eric Dickerson war Sanders erst der dritte RB, der über 2000 Rushing Yards in einer Saison hinlegte.

<strong>1998: Terrell Davis (Running Back, Denver Broncos)</strong><br>Vier Jahre später musste Davis aufgrund anhaltender Verletzungen seine Karriere beenden. Mit 2008 Rushing Yards knackte auch er die heilige Marke.
© Getty

1998: Terrell Davis (Running Back, Denver Broncos)
Vier Jahre später musste Davis aufgrund anhaltender Verletzungen seine Karriere beenden. Mit 2008 Rushing Yards knackte auch er die heilige Marke.

<strong>2000: Marshall Faulk (Running Back, St. Louis Rams)</strong><br>Die Rückennummer 28 wird seinetwegen bei den Rams nicht mehr vergeben. Faulk erlief in sieben Saisons jeweils vierstellige Yard-Zahlen.
© Getty

2000: Marshall Faulk (Running Back, St. Louis Rams)
Die Rückennummer 28 wird seinetwegen bei den Rams nicht mehr vergeben. Faulk erlief in sieben Saisons jeweils vierstellige Yard-Zahlen.

<strong>2005: Shaun Alexander (Running Back, Seattle Seahawks)</strong><br>Die 1880 Rushing Yards waren ein Franchise-Rekord. Zudem hatte Alexander zwei Spiele mit jeweils vier Touchdowns. Er führte die Seahawks zur ersten Super-Bowl-Teilnahme. Dort verlor Seattle gegen die Pittsburgh Steelers.
© Getty

2005: Shaun Alexander (Running Back, Seattle Seahawks)
Die 1880 Rushing Yards waren ein Franchise-Rekord. Zudem hatte Alexander zwei Spiele mit jeweils vier Touchdowns. Er führte die Seahawks zur ersten Super-Bowl-Teilnahme. Dort verlor Seattle gegen die Pittsburgh Steelers.

<strong>2006: LaDainian Tomlinson (Running Back, San Diego Chargers)</strong><br>Er war nicht nur ein guter Läufer, sondern auch ein toller Passempfänger. Und Werfer. Durch diverse Trickspielzüge warf Tomlinson auch sieben Touchdowns in seiner Karriere. Ohne eine Interception.
© Getty

2006: LaDainian Tomlinson (Running Back, San Diego Chargers)
Er war nicht nur ein guter Läufer, sondern auch ein toller Passempfänger. Und Werfer. Durch diverse Trickspielzüge warf Tomlinson auch sieben Touchdowns in seiner Karriere. Ohne eine Interception.

<strong>2012: Adrian Peterson (Running Back, Minnesota Vikings)</strong><br>Der letzte Nicht-Quarterback, der MVP wurde, hört auf den Namen Peterson. Mehr als zehn Jahre ist das schon her. 2097 Rushing Yards und 13 Touchdowns halfen dabei.
© Getty

2012: Adrian Peterson (Running Back, Minnesota Vikings)
Der letzte Nicht-Quarterback, der MVP wurde, hört auf den Namen Peterson. Mehr als zehn Jahre ist das schon her. 2097 Rushing Yards und 13 Touchdowns halfen dabei.

Oder auch Brandon Aubrey. Der Rookie-Kicker der Dallas Cowboys hat bisher noch nicht einen einzigen Field-Goal-Versuch daneben gesetzt. 30 Versuche, 30 Treffer, acht von acht von 50 Yards oder mehr. Wie beruhigend - und damit wertvoll - muss es für einen Head Coach sein, wenn man weiß, dass man ab der 40-Yard-Linie des Gegners quasi Punkte sicher hat?

Am Ende des Tages wird die "Associated Press", die die Wahl durchführt, sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder für einen Quarterback entscheiden.

Ob das nun immer im Sinne der Bezeichnung "wertvollster" Spieler ist, steht - vor allem in diesem Jahr - deutlich in Frage.

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