Champions League
FC Bayern: Thomas Tuchels Körpersprache ist ein Spiegelbild blutleerer Bayern – ein Kommentar
- Veröffentlicht: 15.02.2024
- 00:54 Uhr
- Andreas Reiners
Der FC Bayern verliert auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom. Nicht nur der Auftritt der Mannschaft schockiert, sondern auch der rat- und fassungslos wirkende Trainer.
Thomas Tuchel sitzt auf der Bank, er hat die Hände vor das Gesicht geschlagen. Der Blick ist leer. Er schüttelt immer wieder den Kopf. Vergräbt das Gesicht schließlich komplett in den Händen. Schüttelt wieder mit dem Kopf.
Und das in der 54. Minute. Beim Stand von 0:0. Zuvor hatte Joshua Kimmich so etwas wie einen Pass zu Jamal Musiala spielen wollen. Der war über eine lächerlich kurze Distanz so verkorkst, dass dies der "Slapstick" sein muss, von dem Thomas Müller nach dem 0:1 sprach.
Tatsächlich war diese Szene in ihrer entblößenden Gänze, traurigen Tiefe und überraschenden Machtlosigkeit fast schon ein Kunstwerk.
Aber eben auch ein Alarmsignal. Ein schrillendes. Ein Offenbarungseid.
Das Wichtigste in Kürze
Entlarvend und bemitleidenswert
Denn es war auch entlarvend, irgendwie sogar fast schon bemitleidenswert. Es wirkte, als realisiere Tuchel mehr und mehr, dass er mit dieser Mannschaft so nicht weiterkommt. In einer Sackgasse steckt. Und keine Lösungen findet.
Verbal kann man in einem Interview einiges übertünchen, doch selbst da macht Tuchel ja oft schon gar keinen Hehl mehr daraus, dass ihn seine Mannschaft vor unlösbare Rätsel stellt. Wenn er dann davon spricht, dass man den Bock umstoßen müsse, dann ist die verbale Endstufe erreicht.
Körpersprache ist hingegen oft entwaffnend ehrlich. Vor allem dann, wenn man sich unbeobachtet fühlt. Dann ist nichts verstellt, improvisiert, geschönt.
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Müller stellt sich vor Tuchel: "Das ist respektlos"
Die Kameras hatten einen Tuchel eingefangen, der in dem Moment die personifizierte Ratlosigkeit war. Die Fassungslosigkeit, mit der er das Spiel seiner Mannschaft verfolgte, spricht Bände. Und macht wenig Mut, dass es bald eine Wende geben könnte. Ein Aufbäumen. Irgendwas, dass wie Leidenschaft, Kampfgeist und einem Plan aussieht und nicht wie eine Pflichtveranstaltung, ein lästiger und uninspirierter Betriebsausflug.
So wirkt Tuchel nicht wie ein Trainer, der an seine Mannschaft, an das Gefüge, an Lösungen und an eine Wende glaubt. Nicht selten sind diese Anzeichen der Anfang vom Ende. Denn er sollte derjenige sein, der das an der Seitenlinie vorlebt. Wie sollen Spieler Mut fassen, wenn der Trainer kurz vor dem emotionalen Zusammenbruch zu stehen scheint?
Tuchel muss ein anderes Gesicht zeigen
Stattdessen überträgt sich seine Ratlosigkeit und Hoffnungslosigkeit automatisch auf das Team, das in Rom eine kraftvolle Reaktion auf das schmachvolle 0:3 in Leverkusen vermissen ließ. Und mutlos, unkreativ, blutleer auftrat.
Wie der Trainer selbst auch. Was an diesem gebrauchten Abend wohl das größere Alarmsignal ist.
So muss am Wochenende beim VfL Bochum nicht nur die Mannschaft, sondern speziell Tuchel ein anderes Gesicht zeigen. Und das nicht nur metaphorisch.