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Bundesliga - FC Bayern München: Kompany braucht eine taktische Revolution

  • Aktualisiert: 11.12.2024
  • 16:40 Uhr
  • Justin Kraft

Der FC Bayern München steht vor der schwierigen Entscheidung, ob mit Leroy Sane verlängert wird. Vielleicht sollte der Rekordmeister eine kleine Revolution im Angriff wagen - taktisch und personell.

Von Justin Kraft

Was haben Hansi Flick, Julian Nagelsmann, Thomas Tuchel und bisher auch Vincent Kompany gemeinsam? Die einfache und eindeutige Antwort: Sie alle haben den FC Bayern München trainiert oder trainieren ihn aktuell.

Es gibt aber auch eine etwas kompliziertere und wahrscheinlich auch streitbarere Antwort: Sie alle hatten mindestens in Phasen große Probleme damit, ihre Offensive in Fahrt zu bringen. Diskutabel deshalb, weil die Zahlen eigentlich das Gegenteil behaupten.

Seit der Saison 2019/20 erzielten die Bayern in jeder Bundesliga-Saison mindestens 92 Tore – auch in dieser Spielzeit sind es nach 13 Spieltagen schon wieder 40 Treffer. Gerade bei Flick, Nagelsmann und jetzt Kompany würde man auf den ersten Blick wohl kaum auf die Idee kommen, dass die Offensive ein großes Problem darstellt.

Doch der zweite Blick zeigt: Gerade in engen Spielen fehlen die Unterschiedspieler. Chancen werden leichtfertig vergeben, Konter schlecht ausgespielt oder die Flügelspieler dribbeln sich zu häufig fest. Jüngstes Anschauungsmaterial lieferte der Rekordmeister gegen Underdog Heidenheim.

Pure Dominanz, wenig Ertrag. Nur dank einen Standardtors, einer Einzelleistung von Joker Jamal Musiala und eines abgefälschten Goretzka-Schusses schaute der FCB gegen den FCH in Abwesenheit des verletzten Harry Kane nach einem bösen Upamecano-Patzer nicht gänzlich in die Röhre.

Das Schaffen der einst als "Robbery"-Nachfolger verpflichteten Flügelspieler Serge Gnabry, Leroy Sane und Kingsley Coman muss deshalb kritisch bewertet werden. Braucht der FC Bayern im kommenden Sommer einen großen Offensivumbruch?

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Es sind richtungsweisende Entscheidungen, die der FCB jetzt treffen muss. Es geht um den Vertrag von Sane, die Zukunft von Gnabry und Coman, aber auch die Frage, ob man mit Florian Wirtz, sollte er kommen, eine kleine taktische Revolution vornehmen sollte.

So sieht das auch Lothar Matthäus. "Auf den Flügeln bin ich der Ansicht, dass es mit Olise derzeit nur einen Spieler beim FCB gibt, der sich auf Weltklasse-Niveau befindet", sagt der Rekordnationalspieler. "Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sane sind im Vergleich nicht so überragend und lassen zu viele Chancen liegen. Bayern braucht dort junges, frisches Blut."

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FC Bayern: Die letzte Revolution kam mit Louis van Gaal

Manchmal ist Fußballtaktik wie Mode: Alles hat seine Zeit. Ist diese erstmal abgelaufen, kommt der Trend mit Sicherheit irgendwann zurück. Manches bleibt aber auch für immer im Kleiderschrank und sieht das Tageslicht nicht mehr wieder.

Im Fußball starb der Libero zumindest in der Form, wie er einst gespielt wurde, irgendwann zu Gunsten einer modernen Viererkette aus. Auch der Doppelsturm wurde bei vielen Teams durch eine einzelne Nummer neun ersetzt, sodass es heute zwar immer noch Mannschaften gibt, die mit zwei Stürmern auflaufen, diese aber recht klar in der Unterzahl sind. Mit Blick auf den FC Bayern veränderte sich das Spielsystem unter Louis van Gaal letztmals radikal.

Der Niederländer stampfte nicht nur den Doppelsturm ein, sondern setzte auch viel klarer auf echte Flügelspieler als die meisten seiner Vorgänger. Häufig agierten auf den Flügeln zuvor Spieler, die ihre Stärken eher im Zentrum hatten: Mehmet Scholl, Bastian Schweinsteiger oder Ze Roberto beispielsweise. Dann aber gab es erst Franck Ribery und unter van Gaal dann mit Arjen Robben das passende Pendant.

Eine kleine Revolution. Derart prägend, dass die Bayern von der grundlegenden Struktur bis heute kaum abgewichen sind. Und so galt es, "Robbery" zu ersetzen. Sadio Mane, Douglas Costa, Gnabry, Sane, Coman, jetzt Michael Olise – einige Spieler versuchten und versuchen sich daran. An die Legenden kommt aber bisher niemand heran.

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FC Bayern: Diese Qualität fehlt in engen Spielen

Es scheint, als hätten die Bayern die Qualität verloren, in engen Spielen wie zuletzt gegen Benfica, Paris, Dortmund oder in der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen durch starke Einzelaktionen den Unterschied zu machen. Dass es Momente gibt, in denen man sich als Mannschaft schwer damit tut, eine gut organisierte Defensive zu knacken, ist unausweichlich.

Doch gerade in diesen Momenten braucht man Spieler, die aus der Statik heraus Dynamik erzeugen. Spieler wie einst Robben und Ribery, die auf den Flügeln mit nur einer Aktion den Unterschied machen konnten. Einen solchen Unterschiedspieler haben die Bayern aktuell immerhin im Zentrum: Jamal Musiala hat genau diese Fähigkeit.

In der Spielfeldmitte sind die Räume aber deutlich enger. Dribbelt der 21-Jährige zwei oder drei Spieler aus, gibt es meist noch einen dritten oder vierten Gegenspieler.

Sich in den Strafraum zu dribbeln, fällt einfacher, wenn man mit Tempo und etwas mehr Raum von der Außenbahn kommen kann – oder wie in der Nationalmannschaft einen kongenialen Partner an seiner Seite hat.

Von den Flügelspielern der Bayern aber kommen solche Impulse höchstens in Teilen einer Saison. Das führt in nahezu jeder Spielzeit dazu, dass es Phasen gibt, in denen man enge Spiele nicht für sich entscheiden kann. Phasen, die auch mal in echte Krisen mündeten.

Braucht der FC Bayern eine Taktik-Revolution?

Vielleicht muss der FC Bayern sich einfach eingestehen, dass es auf den offensiven Außenpositionen aktuell nur sehr wenige Weltklasse-Spieler gibt. Denn auch die meisten verfügbaren Alternativen – sei es aktuell oder in den vergangenen Jahren – haben nicht zwingend ein höheres Niveau als Sane und Co.

Laut Matthäus könnte sich der FCB bei Borussia Dortmund umschauen: "Es sind viele interessante, schnelle Außenspieler auf dem Markt, auch in der Bundesliga könnte man sich mal bei einem Jamie Gittens von Borussia Dortmund umschauen." Der Engländer traf in jedem seiner letzten vier Spiele.

Kompany über Sanes Formkrise: "Er hat die Chancen"

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FC Bayern: Wirtz als Game Changer

Das Dilemma für den FCB ist, dass es hier um ein Problem geht, das viele gern hätten. Es geht um den Unterschied zwischen sehr gut und Weltklasse. Kritik, die sich auf hohem Niveau bewegt. Es ist ein Dilemma, das sich womöglich nur mit einem größeren Umbruch bewältigen lässt.

Abhängig sein könnte das vom Transfer von Wirtz. Der Leverkusener wäre der perfekte Anlass dafür, sich taktisch von echten Flügelspielern zu entfernen und stattdessen auf eine Doppelzehn oder gar drei Zehner hinter dem Sturm zu setzen. Das würde auch Spielern wie Alphonso Davies oder Sacha Boey entgegenkommen, die dann auf den Flügeln die Breite geben können, statt einrücken zu müssen.

Wie gut Musiala und Wirtz im Zentrum gemeinsam kombinieren können, zeigen sie regelmäßig beim DFB-Team. Sie passen mit dieser Qualität auch perfekt in das System von Vincent Kompany, der die Bayern häufig durch die Mitte aufbauen lässt.

FC Bayern: Auch der Campus könnte profitieren

Auch unabhängig von der Causa Wirtz gibt es im Zentrum aber weitaus mehr Alternativen auf dem Markt oder in der eigenen Jugend als auf den Flügeln. So waren die Bayern im vergangenen Sommer wohl an Xavi Simons interessiert. Auch Omar Marmoush, der die Bundesliga derzeit nach Belieben dominiert, könnte ein Thema werden.

Olise würde eine derartige Umstellung ebenfalls entgegenkommen, weil der Franzose für einen echten Flügelspieler nicht schnell genug ist. Dafür ist sein Passspiel aber sehr gut und er trifft in engen Räumen gute Entscheidungen.

Mit Paul Wanner (derzeit an Heidenheim ausgeliehen) oder Arijon Ibrahimovic haben die Bayern zwei hochveranlagte Zehner, die mit einer Systemumstellung schlagartig eine bessere Perspektive hätten.

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Aber auch über die genannten Spieler hinaus gibt es aktuell einen großen Pool an Talenten, die für diese Halbraumposition ausgebildet werden. Vermutlich auch deshalb, weil eine taktische Entwicklung der letzten Jahre war, dass viele Trainer auf eine sehr kompakte Formation setzen, um bei Ballverlusten kurze Wege ins Gegenpressing zu haben.

Nagelsmann ist ein solcher Trainer, Kompany aber auch. Ersterer stolperte mit seiner Philosophie unter anderem darüber, dass er für die zentralen offensiven Positionen zu wenig passende Spieler hatte. So stellte er Sane zeitweise als Halbraumzehner auf. Mit wechselhaftem Erfolg.

Leroy Sane: Der FC Bayern muss eine Grundsatzentscheidung treffen

Sane ist ein gutes Beispiel für die sich auf hohem Niveau befindenden Offensivprobleme der Bayern. Er ist gut, oft sogar sehr gut. Aber auch gut genug für die höchsten Ansprüche?

Wirtschaftlich, das steht außer Frage, wäre eine Verlängerung des Linksfußes wichtig. Ihn ablösefrei zu verlieren, wäre schmerzhaft. Sportlich könnte ein Abgang aber den Anstoß geben, sich offensiv stärker zu verändern.

Die aktuelle Phase der Saison zeigt gut, dass es im Angriff schon wieder Sand im Getriebe gibt. Vielleicht ist der Umbruch im kommenden Sommer unausweichlich. Gerade bei Sane braucht es vom FC Bayern eine Grundsatzentscheidung. Anhand dieser wird sich zeigen, wie viel Umbruch im Jahr 2025 zu erwarten ist.

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