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FC Bayern und Jonathan Tah: Woran der Transfer scheiterte und was das für die Zukunft bedeutet
- Aktualisiert: 11.12.2024
- 11:51 Uhr
- Martin Volkmar
Schon vor einem Jahr war sich der FC Bayern weitgehend einig mit Jonathan Tah. Das Scheitern des eigentlich schon fixen Deals könnte nun dafür sorgen, dass der Leverkusener seine Zukunft im Ausland sieht.
Von Martin Volkmar
Viel besser hätte der Ausflug für Jonathan Tah nach München nicht laufen können.
Ausgerechnet beim favorisierten FC Bayern, mit dem sich der Nationalspieler im Sommer schon über einen Wechsel einig war, schaffte Bayer Leverkusen überraschend den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals.
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Und der Kapitän war einer der entscheidenden Spieler beim 1:0-Erfolg, nicht nur wegen seiner Leistung als Abwehrchef.
Sondern vor allem wegen seines herausragenden Steilpasses auf Jeremy Frimpong, der zu Manuel Neuers frühem Platzverweis (17.) führte und letztlich spielentscheidend war.
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Ein Angriff, der genauso von Xabi Alonso vorgesehen war. "Das haben wir vorgehabt", sagte Tah.
Entsprechend zufrieden verließen Tah und seine Kollegen die Allianz Arena. "Wir haben den Turnaround geschafft", meinte der 28-Jährige.
Bayer mit Tah wieder defensiv stabil
Nach holprigem Saisonstart hat der Double-Gewinner nach der Länderspielpause alle vier Pflichtspiele bei einer Torbilanz von 12:4 für sich entschieden.
Was auch an Tah liegt, unter dem die Defensive langsam wieder ähnlich sicher steht wie in der erfolgreichen Vorsaison.
Deshalb war der Innenverteidiger auch einer der erklärten Wunschspieler von Bayern-Sportvorstand Max Eberl und wird auch nach dieser Saison wieder ein Thema sein, wenn er ablösefrei wechseln kann.
Der Nachfrage, ob er künftig in München spielen werde, wich Tah nach dem Spiel grinsend aus. "Ich bin voll und ganz konzentriert auf Leverkusen. Ich freue mich, dass ich hier bin und ich freue mich, dass wir weiter im Wettbewerb sind", sagte er bei "Sky".
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Tah zum FC Bayern? Das spricht dagegen
Klargestellt hatte er aber auch nach dem geplatzten Transfer im vergangenen Sommer, dass er den Werksklub nach dann zehn Jahren auf jeden Fall am Saisonende verlassen wird, so dass er als ablösefreier Profi mit einem ordentlichen Handgeld rechnen kann.
Fraglich allerdings, ob ihn der Weg dann tatsächlich zu den Bayern führen wird. Denn ein ähnlich gutes Angebot wie damals wird der Rekordmeister Tah wohl kaum mehr machen.
Nach ran-Informationen soll das seinerzeit fest vereinbarte Jahresgehalt für den EM-Teilnehmer weit höher als die bislang kolportierten zwölf Millionen Euro gelegen haben.
Video: Alonso spricht Klartext über Tah
Insidern zufolge hätte Tah bei Bayern sein Leverkusener Salär von sechs Millionen Euro bei Bayern inklusive Boni nahezu verdreifacht, womit er in etwa auf einem Niveau mit seinen Nebenleute Minjae Kim (angeblich 17 Millionen Euro pro Jahr) und Dayot Upamecano (16 Millionen) gewesen wäre.
Wie ran erfuhr, soll Eberl den Deal aber nicht im Aufsichtsrat durchbekommen haben, da das Gesamtpaket mit einem Fünfjahresvertrag und einer Ablöse von rund 30 Millionen Euro deutlich über 100 Millionen gelegen hätte.
Tah-Poker: Bayern-Boss Eberl zu "naiv"?
In der FCB-Führung gab es aber mehrheitlich die Überzeugung, dass dies zu viel Geld für Tah sei, an dessen Qualitäten es trotz der starken Vorsaison im Verhältnis zu den Kosten große Zweifel gab.
Offenbar der Hauptgrund, warum die Münchner sich bei der Ablöse danach nicht mehr bewegten. Dabei war aus Leverkusener Sicht von vorne herein klar, dass man Tah als Spielführer niemals für die anscheinend maximal gebotenen 20 Millionen Euro abgegeben hätte.
Eberls Annahme, damit erfolgreich zu sein, sei "naiv" gewesen, ist aus Leverkusen zu hören.
Video: Neuer nach Roter Karte bedient
Carro: "Halte von Eberl absolut nichts"
Gleichwohl sorgte die Tatsache, dass sich die Verantwortlichen in München zumindest nach Ansicht von Bayer nicht an Absprachen gehalten und sich am Ende gar nicht mehr gemeldet haben sollen, für große Verärgerung.
"Ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts. Und ich würde nicht mit ihm verhandeln", schimpfte CEO Fernando Carro im letzten August bei einem öffentlichen Fantreffen.
Dafür entschuldigte er sich wenig später, allerdings nicht bei Eberl persönlich.
Der kann im neuen Jahr bei Tah einen weiteren Versuch starten, ohne sich mit Bayer einigen zu müssen. Aber mit dem Bayern-Aufsichtsrat, weshalb ein Tah-Wechsel am dann möglicherweise niedrigeren Angebot im Vergleich zum vergangenen Sommer scheitern könnte.
Und das obwohl ausgerechnet Tahs Berater Pini Zahavi dem Rekordmeister zuletzt "noch immer sehr gute Chancen" eingeräumt hatte, Tah ablösefrei zu bekommen - freilich nur, wenn das Angebot hoch genug wäre.
Tah: Interesse aus Spanien, England und Italien
Tah kann derweil gelassen bleiben, schließlich sollen zahlreiche Topklubs an ihm interessiert sein.
Insbesondere der FC Barcelona, der schon im Vorjahr ein Angebot abgegeben hatte: Laut spanischen Medienberichten soll kürzlich erst ein Treffen zwischen Barca-Sportdirektor Deco, Tah und seinem Berater stattgefunden haben.
Auch Real Madrid, das in der Abwehr große Verletzungssorgen hat, ist wohl hinter dem Innenverteidiger her. In England gelten zudem der FC Chelsea, Manchester United und Tottenham Hotspur als Kandidaten.
Und Juventus Turin und Inter Mailand soll Zahavi bereits abgesagt haben, weil sein Schützling nicht in die Serie A wechseln will.
Ob das auch für die Bundesliga gilt, ist zumindest offen.