Bundesliga
Offiziell! Jerome Boateng bekommt beim FC Bayern München keinen Vertrag
- Aktualisiert: 06.10.2023
- 18:22 Uhr
- Martin Volkmar
Der FC Bayern München will Jerome Boateng nicht verpflichten. Thomas Tuchel wollte die Entscheidung noch nicht bestätigen, nun ist es aber offiziell.
Von Martin Volkmar und Stefan Kumberger
Der FC Bayern wird Jerome Boateng keinen Vertrag anbieten. Das gab der Rekordmeister am Freitagabend bekannt.
Laut der Mitteilung ist die nun entspanntere Personallage der Grund für die Entscheidung: "Inzwischen können Dayot Upamecano und Minjae Kim wieder schmerzfrei spielen, auch Matthijs de Ligt befindet sich auf dem Weg der Besserung, so dass sich die personelle Situation in der Innenverteidigung entspannt hat."
Boateng trainierte seit dem vergangenen Sonntag mit dem FCB.
Der Verein hatte übereinstimmende Meldungen auf Nachfrage von ran zuvor nicht bestätigen wollen, auch Thomas Tuchel dementierte de Meldungen auf der Pressekonferenz am Freitagmittag.
"Das werden wir heute mit allen Beteiligten klären und dann bekanntgegeben. Da ist keine Entscheidung gefallen, entgegen anderslautenden Berichten", sagte der Chefcoach auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SC Freiburg (Sonntag ab 17:30 Uhr im Liveticker).
Und weiter: "Das klären wir intern mit allen Beteiligten - mit Jerome, dem Sport und dem Club - und geben es dann bekannt."
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Offenbar standen finale Gespräche noch aus - der Ex-Nationalspieler trainierte sogar am Freitag noch mit den Profis mit.
Dennoch ging die Tendenz eindeutig zu einem Verzicht auf den seit dem Sommer vereinslosen Ex-Nationalspieler.
Tuchel wollte auf sportlicher Basis entscheiden
Der ganze Vorgang könnte erneut zu Verstimmungen zwischen der bayerischen Führungsriege und dem Trainer führen.
Tuchel nahm am Freitag für sich in Anspruch, "ohne Vorverurteilungen und sonstige Dinge" auf sportlicher Basis entscheiden zu dürfen.
Gleichzeitig gestand der 50-Jährige aber auch ein, dass es in der Sache "nicht nur eine sportliche Komponente" gebe.
Genau diese ist es, die den Bayern-Bossen um CEO Jan-Christian Dreesen Sorgen bereitet. Alle Indizien sprechen dafür, dass sie dem Klub ein anhaltendes Theater um Boateng und dessen anstehendes Verfahren ersparen wollen.
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Wieder Zoff zwischen Tuchel und Bossen?
Tuchel dagegen hat als sportlich Verantwortlicher vor allem den kurzfristigen Erfolg im Blick. Kein Wunder, muss er sich doch Woche für Woche an Ergebnissen messen lassen.
Seine Vorgesetzten fürchten dagegen den Shitstorm und den zu erwartenden Gegenwind der aktiven Fanszene. Nach der Dauer-Diskussion um das mittlerweile beendete Katar-Sponsoring, will niemand in der Führungsriege wieder den Eindruck erwecken, moralische Aspekte seien dem Rekordmeister egal.
Tuchel wird die Entscheidung akzeptieren müssen - vorerst. Denn wer den Trainer in seiner bisherigen Zeit in München genau beobachtet hat, dürfte nicht überrascht sein, wenn Tuchel die Kaderplanung bei nächstbester Gelegenheit wieder thematisiert.
Dass hier das Haupt-Konfliktpotential mit dem Vorstand besteht, ist kein Geheimnis mehr. Nicht umsonst empfahl Dreesen seinem wichtigsten Angestellten via Medien bei Problemen mit dem Kader kreativ sein zu müssen.
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Upamecano und de Ligt vor Rückkehr
Was Tuchel Hoffnung macht: die positive Entwicklung der aktuell angeschlagenen Innenverteidiger. Sowohl Dayot Upamecano (Schambeinentzündung) als auch Matthijs de Ligt (Knieprobleme) werden zeitnah zurückerwartet.
Der Niederländer wird aber auch am Sonntag noch fehlen, während Upamecano und der Südkoreaner Min-jae Kim wieder zu Verfügung stehen.
"De Ligt fehlt noch, das dauert länger als wir gedacht haben. Das ist sehr schmerzempfindlich, obwohl Matthijs eigentlich nicht schmerzempfindlich ist. Dayot Upamecano und Minjae Kim sind – toi, toi, toi – unverletzt", erklärte Tuchel.
Auch Backup Tarek Buchmann hat nach seinem Muskelbündelriss diese Woche mit dem Lauftraining begonnen und soll in zwei bis drei Wochen wieder einsatzbereit sein.
Im Pokal ohne Innenverteidiger
Boateng war erst deshalb ein Thema geworden, weil die Bayern im DFB-Pokalspiel in Münster (4:0) wegen der Verletzungen komplett ohne Innenverteidiger hatten spielen müssen.
"Es war eine absolute Notsituation, als in Münster kein Innenverteidiger mehr im Kader stand. Das war die Grundlage. Auf dieser Grundlage ist ein bisschen Zeit vergangen, wir sind schlauer als vorher", sagte Tuchel. Zudem habe man Boateng zum Traning "eingeladen, weil er ein verdienter Spieler des Klubs ist".
Der 35-Jährige bestritt zwischen 2011 und 2021 insgesamt 363 Spiele für die Münchner und gewann in dieser Zeit zweimal die Champions League, neunmal die Meisterschaft und fünfmal den DFB-Pokal.
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Boateng: Verfahren steht an
All diese Erfolge schützen Boateng natürlich nicht vor den Diskussionen rund um seine Person im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen ihn.
Vor dem Münchner Landgericht wird ein Fall gegen Boateng im kommenden Frühjahr neu aufgerollt.
Der ehemalige Lyon-Spieler wird von seiner Ex-Freundin der Körperverletzung und Beleidigung bezichtigt, in einem vorherigen Verfahren war die Verurteilung wegen formaler Fehler aufgehoben worden.
Offenbar Fan-Protest geplant
Offenbar war auch ein Protest beim Spiel am Sonntag gegen Freiburg geplant.
Die Bayern-Verantwortlichen verwiesen in den vergangenen Tagen hingegen auf die Unschuldsvermutung und die sportliche Not in der Abwehr.
Boateng, der nach zwei Jahren bei Olympique Lyon derzeit vereinslos ist, war im November 2022 wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin zu einer Geldstrafe von insgesamt 1,2 Millionen Euro verurteilt worden.