Bundesliga
FC Bayern München: Vincent Kompanys größtes Problem ist nicht die Offensive – ein Kommentar
- Aktualisiert: 06.10.2024
- 10:23 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München hat ein Problem, das bisher kaum diskutiert wurde. Rechts hinten bleibt der Rekordmeister anfällig – entweder offensiv oder defensiv. Je nachdem, wer auf dem Platz steht. Ein Kommentar.
Bei der Niederlage des FC Bayern gegen Aston Villa begann Konrad Laimer als Rechtsverteidiger. Der Österreicher zeigte eine wechselhafte Leistung, die ran am Ende als "ausreichend" bezeichnete und mit der Note 4 bewertete. Einen ganz großen Vorwurf kann man dem 27-Jährigen nicht machen.
Einerseits ist er eigentlich im Mittelfeld zu Hause, andererseits blieben grobe Schnitzer aus. Andere würden statt "ausreichend" also vielleicht "solide" als Beschreibung seiner Leistung nutzen. Doch reicht das für den Anspruch des FC Bayern?
So war Laimer vielleicht nicht so oft im Fokus am Mittwochabend, aber doch entscheidend daran beteiligt, dass die Münchner nach sehr starken ersten zehn Minuten den Faden etwas verloren. Nicht allein, aber als einer der Protagonisten.
Das Hauptproblem ist, dass er auf höchstem Niveau einen Tick zu lange braucht, um Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise in der 13. Minute, als die Bayern über links angriffen. Der Ball kam über Kingsley Coman nach innen, wo Serge Gnabry auf Joshua Kimmich klatschen lassen wollte. Dieser Pass missglückte allerdings komplett.
Das Wichtigste in Kürze
Laimer stand einige Meter weiter rechts vom Geschehen. Er hätte es mit etwas Antizipation verhindern können, dass Aston Villa den eroberten Fehlpass auf Youri Tielemans klatschen lassen kann, indem er diesen frühzeitig angelaufen wäre. Stattdessen sah man dem ehemaligen Leipziger die Überforderung aber an, weil er sich weder richtig fallen ließ noch aggressiv in den Zweikampf ging.
Konrad Laimer nicht handlungsschnell genug
Tielemans schickte Ollie Watkins tief und der wäre frei durch gewesen, wenn Manuel Neuer nicht weit vor dem eigenen Tor geklärt hätte. Trägt Laimer die Hauptschuld an dieser Szene? Gewiss nicht. Gnabrys Fehlpass wiegt deutlich schwerer. Hätte ein Weltklasse-Rechtsverteidiger den Braten gerochen? Vielleicht.
Es gab noch viele vergleichbare Szenen im Spielverlauf. Auch mit dem Ball tat sich Laimer schwer damit, schnelle Entscheidungen zu treffen. Deshalb ist er im Moment auch nicht Stammspieler. Im Mittelfeld fordert Vincent Kompany Spielstärke und Handlungsschnelligkeit. Von seinen Außenverteidigern ebenfalls.
Deshalb bekam zuletzt auch Raphael Guerreiro den Vorzug auf der rechten Defensivseite. Und der Portugiese ist zugegebenermaßen auch der Grund, warum über das Problem des FC Bayern bisher niemand redet. Denn er machte es zweifelsfrei gut.
Guerreiro ist sehr spielintelligent, wendig, schnell und ballsicher. Bisher zählt der 30-Jährige zu den absoluten Gewinnern unter Kompany. Dass er Linksfuß ist, fällt kaum auf. Entweder rückt der ehemalige Dortmunder sowieso ins Mittelfeld ein, oder er erledigt simple Aufgaben mit einem ausreichend starken rechten Fuß.
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Raphael Guerreiro: Ein großer Gewinner – aber auch nicht perfekt
Auch bei Guerreiro gibt es aber zwei Contrapunke: Seine Verletzungsanfälligkeit, die regelmäßige Schonung erfordert und die Diskrepanz zwischen Offensive und Defensive. So stark der portugiesische Nationalspieler mit dem Ball ist, so durchwachsen sind seine Leistungen gegen den Ball. Das fiel gegen tiefstehende Gegner zuletzt nicht so sehr auf, weil er dort ohnehin hoch positioniert ist. Gegen mitspielende und offensivstärkere Gegner wird das anders sein.
Joshua Kimmich war lange die Antwort auf die Frage, wer den Job auf rechts ausüben soll. Bisher geben die Leistungen des DFB-Kapitäns dem Trainer aber recht bei der Annahme, dass dieser im Mittelfeldzentrum besser aufgehoben ist. Gerade im neuen System würde ohne Kimmich im Mittelfeld viel fehlen.
Nun haben die Bayern mit Sacha Boey und Josip Stanisic zwei Spieler in der Hinterhand, die aktuell verletzt sind. Auch bei den beiden dürfen aber mindestens leichte Zweifel angemeldet werden.
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Boey kam seit seiner Ankunft kaum mal in einen Rhythmus. Seine Leistung gegen Wolfsburg beschreibt seine Stärken und Schwächen aber ganz gut: Offensiv dynamisch und gefährlich, defensiv anfällig.
Stanisic hingegen hat sich ins Herz der Bayern-Fans gespielt. Er ist ein solider Spieler, auf den Verlass ist. Gleichzeitig hat er nirgends herausragende Fähigkeiten. Was wieder zur eingangs gestellten Frage führt: Reicht das einem Topklub wie dem FC Bayern?
Hinten rechts haben die Bayern viele gute Backups. Aber einen Weltklassespieler gibt es dort nicht.