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Bundesliga

FC Bayern - Wie Michael Olise den FCB verändert hat: Ein Flügelspieler, der eigentlich keiner ist

  • Aktualisiert: 10.03.2025
  • 16:49 Uhr
  • Justin Kraft

Michael Olise ist jetzt schon einer der besten Spielmacher der Bundesliga. So hat er den FC Bayern München verändert.

Von Justin Kraft

13 Tore, 11 Assists, alle 103 Minuten eine direkte Torbeteiligung – das sind die Zahlen, die aktuell häufig angeführt werden, wenn die Debütsaison von Michael Olise beim FC Bayern München gelobt wird. Kein Wunder: Der Franzose ist Offensivspieler und die werden für gewöhnlich an diesen Zahlen gemessen.

Doch gerade beim 23-Jährigen ist das derart sekundär, dass der Fokus auf die Torbeteiligungen sogar dazu führt, dass viel zu wenig über seine wichtigste Fähigkeit gesprochen wird: Er ist mindestens der zweitbeste, vielleicht sogar der beste Spielmacher des Teams.

Olise hat den FC Bayern und seine Art und Weise des Angriffsspiels verändert. Weil er sich als Spielertyp deutlich von dem unterscheidet, was die Münchner bisher auf den Außenpositionen gewohnt waren. Zu sehen war das auch am vergangenen Wochenende gegen den VfL Bochum wieder. Nachdem Leroy Sane und Serge Gnabry sehr wechselhaft agiert hatten, brachte die Einwechslung von Olise nochmal richtig Schwung.

Seine Flanken und sein Kombinationsspiel sind eine wichtige Facette im Spiel der Münchner. Eine, die deutlich weniger spektakulär ist als die Dribblings von Jamal Musiala beispielsweise. In der Hinrunde führte das dazu, dass manche Beobachterin und mancher Beobachter etwas skeptisch auf seine Leistungen blickten – auch weil der Bewertungsmaßstab falsch war.

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Das Wichtigste in Kürze

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Doch wenn man im Detail auf das schaut, was er dem FCB mit jetzt schon beeindruckender Konstanz gibt, und auf die Bereiche, in denen er noch Luft nach oben hat, dann kann es nur ein Fazit geben: Dieser Transfer war einer der besten in der jüngeren Vergangenheit.

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Michael Olise: Der verkappte Spielmacher des FC Bayern

Es gibt ein paar Zahlen, die die Bedeutung von Olise für das Angriffsspiel des FCB unterstreichen. So hat er laut dem Datenportal "FBref" mit knapp 80 Ballkontakten pro 90 Minuten im Moment die mit großem Abstand meisten aller Offensivspieler der Bayern. Hinter ihm folgen Leroy Sane (67), Kingsley Coman (66), Jamal Musiala (65) und Serge Gnabry (61).

Im Angriffsdrittel hat der Nationalspieler sogar die meisten Kontakte aller Bayern-Spieler: knapp 49 pro 90 Minuten. Sane (42), Coman (38) und Gnabry (34) kommen dahinter. Beim Sieg in Stuttgart vor einigen Tagen hatte Olise die meisten Kontakte aller Spieler auf dem Spielfeld. Gegen Leverkusen war er in der Champions League erneut sehr aktiv, forderte viele Bälle.

Olises Spiel kommt dabei sehr unspektakulär daher. Denn häufig bricht er seine Dribblings ab oder wählt einen sicheren Pass, statt das Risiko eines Ballverlustes einzugehen. Er ist auch nicht vergleichbar mit Spielern wie Sane oder früher Arjen Robben.

Die einzige Gemeinsamkeit ist die Position. Olise aber hat nicht die Explosivität, um ständig die Tiefe mit Sprints oder Dribblings zu attackieren. Er fühlt sich wohler in Situationen, in denen er andere mit Steckpässen in Szene setzen kann.

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Konrad Laimer und Olise bilden ein starkes Duo

Hilfreich ist es für ihn also, wenn er um sich herum Spieler hat, mit denen er kombinieren kann oder die ihm Lösungen für Tiefenpässe anbieten. Konrad Laimer ist dahingehend ein sehr guter Partner für Olise.

Der Österreicher läuft unermüdlich in beide Richtungen, zieht dem Franzosen immer wieder Gegenspieler weg oder öffnet Räume für andere Bayern-Spieler. Gegen Leverkusen wählte er häufig den diagonalen Weg vom rechten Flügel in die Schnittstelle zwischen Leverkusens Linksverteidiger und dem linken Innenverteidiger. Dadurch zog er meist entweder den linken Mittelfeldspieler oder einen der Sechser mit sich und öffnete so den Platz für ein Zuspiel auf Olise, der wiederum ins Eins-gegen-eins gehen oder einen seiner gefährlichen Pässe spielen konnte.

Olise hat in dieser Saison in Bundesliga und Champions League (für den Pokal gibt es bei "FBref" keine Daten) 22 erfolgreiche Pässe durch eine Schnittstelle in der gegnerischen Verteidigung gespielt – das sind 0,85 pro 90 Minuten. Joshua Kimmich (0,69), Musiala (0,66) und Harry Kane (0,63) folgen. Zum Vergleich: In der Bundesliga gibt es mit Xavi Simons (1,18), Florian Wirtz (1,01) und Alassane Plea (0,98) nur drei Spieler, die mehr solcher Pässe haben.

Was auch daran liegt, dass sie oft mehr Räume vorfinden, weil Gegner selten so defensiv spielen wie gegen den FC Bayern.

Michael Olise: Ein Garant für das Offensivspiel des FC Bayern

Und eine weitere Zahl unterstreicht die Bedeutung von Olise für die Münchner: 5,88. Das ist die Anzahl seiner Aktionen, die pro 90 Minuten zu einem Abschluss des FCB führen. Das können Pässe, Dribblings, Defensivaktionen, Schüsse, Fouls gegen ihn oder Standardsituationen sein.

Nur zwei Bayern-Spieler haben einen höheren Wert: Musiala mit 6,01 und Coman mit 6,29. Man könnte mit diesen Statistiken munter weitermachen. Beispielsweise, dass er mit 8,3 erwarteten Assists den höchsten Wert der Bundesliga hat und mit 0,48 xA pro 90 Minuten auch den höchsten relativen Wert. Oder dass auch 72 Pässe in den gegnerischen Strafraum Bestwert der Liga sind. All diese Werte bestätigen nur, was sich auf dem Feld Woche für Woche und Spiel für Spiel beobachten lässt.

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Oft sind es ganz kleine Aktionen, die großen Wert für das Spiel der Bayern haben. So gab es in der ersten Halbzeit am vergangenen Mittwoch zwei-, dreimal die Situation, dass Leverkusen den Rekordmeister auf dem Olise-Flügel eigentlich nahezu perfekt zugestellt hatte, sodass eine Überzahl gegen Olise, Laimer und maximal einen weiteren Bayern-Spieler hergestellt wurde.

Die Münchner verloren den Ball aber in keiner dieser Situationen, weil Olise sich klug bewegte und die Situation durch schnelles Kombinationsspiel und einen vermeintlich simplen Pass in die Mitte auflösen konnte. Entstand daraus eine große Chance? Nein. Aber die Bayern blieben in Ballbesitz und Leverkusen kam trotz guter Ausgangssituation nicht zu einem Ballgewinn.

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Michael Olise: Nicht weit weg von Wirtz und Musiala

Das sind die Momente, an denen man Olise messen muss. Die Tore und seine Vorlagen ergeben sich durch seine Spielweise von allein. Aber es ist nicht entscheidend, ob er alle 100 Minuten an einem Tor beteiligt ist oder alle 90. Es ist entscheidend, wie oft er an den drei, vier, vielleicht fünf letzten Aktionen vor einem Tor beteiligt ist.

Hier ragt Olise heraus. Er spielt komplexe Tiefenpässe mit einer Selbstverständlichkeit und Konstanz, die für einen so jungen Spieler, der seine erste Saison auf diesem Niveau absolviert, beeindruckend sind. Der gebürtige Londoner ist ein verkappter Zehner, der vom Flügel kommt. Keiner, der regelmäßig vier Spieler im Alleingang vernascht – auch wenn er das ebenfalls im Repertoire hat, wie er beispielsweise in Bremen in der Hinrunde zeigte.

Manchmal könnte Olise noch etwas zielstrebiger in seinen Aktionen, einen Tick mutiger sein, um sich selbst noch häufiger in gefährliche Abschlusssituationen zu bringen. Seine große Stärke, nämlich das Spiel zu kontrollieren und den Ball nicht zu verlieren, kann in Spielen, in denen es Überraschungsmomente von den Flügeln braucht, auch mal hinderlich sein.

Wenn man aber bedenkt, wie ballsicher er ist und wie hoch sein technisches Niveau bereits ist, gibt es wohl kaum Zweifel daran, dass er diesen Schritt noch gehen kann. Bereits jetzt ist er nicht nur einer der gefährlichsten Spieler des FC Bayern, sondern auch einer der spielintelligentesten.

Oft wird in der Bundesliga über Musiala und Wirtz gesprochen, weil beide einen sehr spektakulären Stil haben. Olise aber ist von diesem Niveau nicht weit entfernt.

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