Interview mit Felix Magath
BVB in Bologna - Felix Magath: "Bei Borussia Dortmund ist ein Durcheinander wie beim FC Bayern letzte Saison"
- Aktualisiert: 21.01.2025
- 15:21 Uhr
- Philipp Kessler
Im Interview mit ran spricht Ex-Meistertrainer Felix Magath über das "Endspiel" von Nuri Sahin in Bologna, die Aufstiegschancen des HSV und seine eigene berufliche Zukunft.
Von Philipp Kessler
Felix Magath weiß, wovon er spricht.
Der Europameister von 1980 gewann als Trainer zweimal das Double mit dem FC Bayern (2005 und 2006) und 2008 sensationell die Meisterschaft mit dem VfL Wolfsburg. 2022 rettete er Hertha BSC vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga.
Nach wie vor verfolgt Magath intensiv das Fußball-Geschehen, natürlich auch die Champions-League-Spiele des FC Bayern und Borussia Dortmund (Partie in Bologna 21 Uhr im ran-Liveticker) in dieser Woche.
Was der 71-jährige über Nuri Sahin denkt, verrät er im ersten Teil des Interviews mit ran.
(Teil 2 des Interviews mit Felix Magath zur Situation beim FC Bayern wird Dienstagabend veröffentlicht)
Das Wichtigste in Kürze
ran: Herr Magath, BVB-Trainer Nuri Sahin steht offenbar vor einem "Endspiel" am Dienstagabend in der Champions League gegen Bologna. Wie bewerten Sie die Situation?
Felix Magath: Ich mache mir nicht so viele Gedanken über die Trainer. Ich bin nicht täglich beim Training und weiß auch nicht, wer was im Verein zu verantworten hat. Deshalb bilde ich mir keine Meinung über den Trainer. Aber ich kann sehen, was die Mannschaft zeigt. Und bei Borussia Dortmund ist aktuell so ein Durcheinander wie beim FC Bayern letzte Saison. Im Moment stimmt gar nichts.
ran: Kompany bei Bayern, Sahin in Dortmund – gefühlt suchen deutsche Vereine nur noch junge Trainer und hoffen darauf, dass diese so gut funktionieren wie Xabi Alonso in Leverkusen. Wie sehen Sie diesen Trend?
Magath: Schon als ich noch 50 Jahre alt war, habe ich gesagt, dass die Erfahrung aus meiner Sicht ein ganz wesentlicher Aspekt für einen Trainer ist. Ein Trainer entwickelt sich mit den Jahren. Ich kann mich nur wundern, wie die ganze Branche, vor allem in der deutschen Fußball-Bundesliga, Erfahrung links liegen lässt und glaubt, man kann den Fußball ohne erfahrene Leute weiterentwickeln. Die ein oder andere Nachlässigkeit fällt mir bei den Bundesligaspielen schon auf. Es ist, wie es ist. Wenn die Branche meint, man braucht keine Erfahrung, dann ist es so …
ran: Auch der FC Liverpool hat seit Saisonbeginn einen neuen Trainer. Platz eins in der Premier League und in der Königsklasse – dass das Team unter Arne Slot nach der Ära von Jürgen Klopp so marschiert, hat viele verwundert. Was denken Sie?
Magath: Liverpool ist super stark. Man sieht, dass der Trainer sehr gut mit dieser Mannschaft zurechtkommt. Im Grunde sind sie auch stärker geworden. Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Auch bei Liverpool wird die Champions League der Maßstab sein. Aber die Bayern müssen Liverpool nicht unbedingt in den nächsten Spielen zugelost bekommen...
ran: Wann sehen wir Sie wieder an der Seitenlinie?
Magath: Ich habe immer gesagt, dass ich arbeiten will. Ich habe meine Meinung noch nicht geändert. Ich bin aber ziemlich entspannt, was meine Situation angeht. Mir geht es gut. Ich bin gesund. Ich habe keine Not. Von daher habe ich keine größeren Probleme. Probleme hat aber vielleicht der ein oder andere Fußballverein.
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Entwicklung steht für Magath über Qualität
ran: Haben Sie eine bevorzugte Liga, in der Sie gerne arbeiten wollen?
Magath: In meiner Zeit, in der ich gearbeitet habe, habe ich gesehen, dass sich viele Menschen immer selbst beschränken, weil sie meinen, sie trauen sich irgendetwas nicht zu. Davon bin ich weggekommen. Ich habe eine so breite Erfahrung im Fußball, dass ich völlig losgelöst von Klassen arbeiten möchte. Für mich ist Fußball nicht nur Bayern München, sondern viel, viel mehr. Fußball wird nicht nur in der ersten, zweiten und dritten Liga gespielt, sondern auch in der Verbands- oder Kreisliga. Das Schöne ist, dass jeder mitspielen kann. Man braucht gleichwertige Mitspieler und Gegenspieler, dann macht es Riesenspaß – egal, in welcher Klasse.
ran: Sie fungieren nun auch als Schirmheer eines Projektes, bei dem geistig beeinträchtige Menschen eine Ausbildung zum DFB-Basis-Trainer machen können.
Magath: Für mich ist Fußball eben viel mehr. Ich betreue ja auch die deutsche Bundestagsauswahl. Ich bin nicht festgelegt auf Bayern oder die erste Liga. Ich bin glücklich mit Fußball. Für mich macht es genauso viel Spaß, mit Spielern zu arbeiten, die nicht so gut wie Profis sind. Für mich war es immer schon wichtiger, Spieler und Mannschaften zu entwickeln.
ran: Vor wenigen Wochen scheiterte ein Engagement bei Drittligist Unterhaching. Warum?
Magath: Es geht nicht ums Scheitern. Ich will arbeiten, aber ich muss halt nicht. Ich habe gewisse Ansprüche an mich, aber auch an meine Umgebung.
ran: Ole Gunnar Solskjaer wurde in den vergangenen Tagen als neuer Trainer von Besiktas Istanbul präsentiert. Davor gab es auch Gerüchte um ein Interesse an Ihrer Person. Was war dran?
Magath: Das ist ein Verein, der schon seit längerer Zeit Probleme hat. Von daher wird immer viel geredet und überlegt. Jeder hat mal eine Idee …
HSV für Magath Aufstiegskandidat Nr. 1
ran: Wenn wir über Ihren künftigen Job sprechen, reden wir dann nur von einem Engagement als Trainer?
Magath: Nein. Das Schöne ist, dass ich in verschiedenen Positionen gearbeitet habe. Die Branche war damals nicht begeistert, dass ich in Wolfsburg Trainer, Sportdirektor und Geschäftsführer zugleich war. Aber das hat immerhin in zwei Jahren zur deutschen Meisterschaft gereicht. Von daher war es ja offenbar nicht so schlecht. Ich habe eine breite Erfahrung, auch in vielen Positionen. Ich fühle mich in der Lage, nicht nur auf der Trainerposition einen Top-Job zu machen.
ran: Abschließend noch eine Frage zu Ihrem Ex-Verein Hamburg. Der HSV steht derzeit auf Platz eins der 2. Bundesliga. Schafft der Verein dieses Jahr endlich den Aufstieg?
Magath: Natürlich, nur der HSV… In der 2. Liga drängen viele Vereine nach oben, aber gefühlt will keiner so richtig aufsteigen. Deshalb glaube ich, dass der HSV es mit seiner Qualität dieses Mal schafft.
(Teil 2 des Interviews mit Felix Magath zur Situation beim FC Bayern wird Dienstagabend veröffentlicht)