Champions League
FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen: Alonso-Magie gebrochen: Der FCB beendet das Märchen vom "Angstgegner"
- Aktualisiert: 06.03.2025
- 15:05 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München schlägt seinen vermeintlichen "Angstgegner" in der Champions League mit 3:0. Die Erkenntnisse zum Statement-Sieg des FCB.
"Es gibt keine Statements in diesem Moment", sagte Vincent Kompany nach dem 3:0 seiner Mannschaft gegen Bayer 04 Leverkusen bei "DAZN". Ein Sieg, der sich angesichts der letzten sechs Aufeinandertreffen des FC Bayern München mit der Werkself wie ein Befreiungsschlag angefühlt haben muss.
Doch davon wollte der Belgier nichts wissen. "Ist die erste Halbzeit", antwortete er kühl auf die Frage, ob er beeindruckt von dieser Leistung sei. Kein Genuss also? "Überhaupt nicht." Überschriften bekommt man von diesem Trainer nicht geliefert.
- Champions League: Die Noten zum deutschen Duell
- FC Bayern zerlegt Leverkusen und besiegt den Alonso-Fluch
Dafür aber eine neue Stabilität beim FC Bayern, die neben vielen inhaltlichen Themen auch diese Kommunikationsstrategie beinhaltet. Bodenständig, ruhig, bloß keine Euphorie und große Worte – keiner macht derart emotionslos einen Haken an eine große Champions-League-Nacht wie Kompany.
Das Wichtigste in Kürze
Intern aber, da kann man sich sicher sein, wird ihm wohl doch das eine oder andere Lächeln über die Lippen kommen. Immerhin konnte der 38-Jährige einige sehr positive Erkenntnisse mitnehmen.
Angstgegner Leverkusen? FC Bayern beendet das Märchen
Eine davon ist, dass man das Märchen vom Angstgegner aus Leverkusen beenden konnte. Diese Geschichte wurde überwiegend anhand der Ergebnisse konstruiert. Sechs Spiele in Serie nicht zu gewinnen, ist für den FC Bayern gewiss besonders. Und Leverkusen hat sich all das Lob für diese Serie auch verdient.
Doch wer im Detail auf diese sechs Partien geschaut hat, wird festgestellt haben: So viel hat das nicht mit einem echten Angstgegner zu tun. Ein Sieg gegen kriselnde Nagelsmann-Bayern, ein Unentschieden auf Augenhöhe in München, ein wirkliches Statement auf dem Weg zum Meistertitel. Das waren die ersten drei Duelle innerhalb dieser Serie.
Es folgte ein 1:1 in München, in dem Leverkusen ausschließlich am eigenen Strafraum verteidigte und eher glücklich mit einem Punkt nach Hause gefahren ist. Beim 1:0-Sieg im Pokal war die Werkself sogar in Überzahl das schwächere Team. Beim 0:0 vor einigen Wochen hingegen war man wiederum klar besser als die Münchner.
Externer Inhalt
FC Bayern: Kimmich bestätigt Interesse von mehreren Vereinen
Was unter dem Strich spätestens nach diesem 3:0 aber bleibt: Der FC Bayern trifft hier auf kein Kryptonit, wie es einst der BVB von Jürgen Klopp war. Alonsos Leverkusen ist stark, bringt viel Qualität mit, aber wie die Duelle ausgehen, ist stark abhängig von der Tagesform. Während die Dortmunder unter Klopp damals schon so wirkten, als hätten sie taktisch ein klares Gegenmittel zum FC Bayern gefunden. Als hätten sie sich in den Köpfen der Bayern festgesetzt.
Im Jahr 2025 aber wussten die Bayern, dass sie in vielen der letzten Aufeinandertreffen die bessere Mannschaft waren. Dass nicht viel zum Sieg fehlt. Und das haben sie diesmal auf den Rasen bringen können.
FC Bayern: Joshua Kimmich sticht nochmal hervor
Dass die Bayern so dominant waren, lag auch an Joshua Kimmich. 113 Ballkontakte, zwei Großchancen herausgespielt, acht von zehn Zweikämpfen gewonnen – die Statistiken von "SofaScore" unterstreichen seine sehr komplette Leistung.
Defensiv hatte Kimmich die Kontrolle über eine Zone auf dem Spielfeld, in der immerhin Spieler wie Florian Wirtz oder Granit Xhaka gern viel Kontrolle übernehmen. Beide waren auch dank ihm wirkungslos. Kimmich war der Dreh- und Angelpunkt der Bayern.
Ein wichtiges Mittel gegen Leverkusens Pressing, welches die Münchner in Leverkusen noch überfordert hatte, waren lange Bälle. Allein Kimmich spielte zwölf und zehn Stück davon kamen an. Oft wurde er in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass er in großen Spielen abtaucht. In diesem kann man ihm das sicher nicht vorwerfen. Zumal er mit seiner emotionalen Art auch seine Mitspieler ständig anstachelte und motivierte.
VIDEO - Zu gierig? Eberl nimmt Kimmich in Schutz
Alphonso Davies macht einen großen Unterschied
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg war Alphonso Davies. Der Linksverteidiger fehlte vor einigen Wochen in der Bundesliga, als die Bayern in Leverkusen keine Lösungen gegen das Pressing fanden.
Bayer versuchte wieder einiges über die rechte Seite, wo vor allem Jeremie Frimpong immer wieder das Dribbling suchte. Der aber hatte im ganzen Spiel nur einen Auftritt: Als er von Dayot Upamecano zur großen Ausgleichsschance eingeladen wurde.
Davies verteidigte defensiv alles weg und fand mit dem Ball regelmäßig Wege, Leverkusen unter Druck zu setzen. Der Kanadier ist für den FCB kaum zu ersetzen. Gerade im Kontrast zum letzten Spiel zwischen beiden Teams fiel das am Mittwochabend nochmal besonders auf.
Torhüter im Fokus: Manuel Neuer kann es noch – und Jonas Urbig?
Wichtig für die Bayern war auch die Parade von Manuel Neuer. Einmal wurde er im gesamten Spiel gebraucht und er war zur Stelle. Das war in der Champions League beispielsweise in Barcelona oder bei Aston Villa in dieser Saison schon anders. Auch im Pokal hatte Neuer Anteil am Ausscheiden durch seine Rote Karte.
Diesmal aber parierte er aus der Kalten heraus mit einem starken Reflex. Bitter für ihn, dass er nach seinem Jubel über das 2:0 verletzt ausgewechselt werden musste und nun erstmal ausfällt. Bleibt die Frage: Kann Jonas Urbig gleichwertig einspringen?
FC Bayern: Kompany klärt auf - so verletzte sich Neuer
Getestet wurde er von der Werkself nicht mehr. Bei jedem Ballkontakt gab es dennoch großen Applaus vom Publikum, das sensibel mit dem 21-Jährigen umging und genau wusste, wie schwierig die Situation ist. Im Spielaufbau konnte der ehemalige Kölner immerhin andeuten, dass er gute Pässe spielen kann. Das kann er in den kommenden Wochen verfestigen.
FC Bayern doch ein Spitzenteam?
Unter dem Strich bleibt für den FC Bayern vor allem eine Erkenntnis: Man kann es noch. Nach all den Debatten, ob diese Mannschaft ein Spitzenteam sei, war dieser Sieg ein klarer Beweis dafür, was in ihr steckt. Kimmich selbst hatte dieses Thema einst auf den Plan gerufen.
Champions League: Fehlender Neuner gegen Bayern? Tah nimmt Alonso in Schutz
Waren die Bayern so viel besser in der Spielanlage, dass dieses Spiel am Ende zwangsläufig deutlich an sie gehen muss? Sicher nicht. Es gab kleine Momente, in denen Leverkusen die Nerven verlor und die Münchner abgeklärt und souverän blieben. Die berühmten Details, die Spiele entscheiden. Genau die zog der FCB auf seine Seite.
Man spielte clever und souverän, behielt auch in der Phase kurz vor der Halbzeitpause die Ruhe, als Leverkusen versuchte, den Rhythmus mit kleinen Nickligkeiten zu brechen. Vor allem aber zeigten die Bayern eine ganz entscheidende Qualität eines Spitzenteams: Auf den Punkt da zu sein.
VIDEO - FC Bayern: "Ball liegt nicht bei mir!" Kimmich zum Vertrags-Poker
Die Offensive erntete rund um das 0:0 in Leverkusen viel Kritik. Harry Kane traf zuletzt in vielen Spielen gar nicht. Am Mittwoch aber erzielte er einen Doppelpack, während Michael Olise und Jamal Musiala ebenfalls starke Leistungen zeigten.
Ob die Bayern wirklich eine Spitzenmannschaft sind, muss die Zukunft zeigen. Ihr Potenzial haben sie mit diesem Sieg aber gezeigt. Gegen ein Leverkusen, das zuletzt in Topform war. Kompany hat das Wort "Statement" zwar souverän wegmoderiert, doch letztlich war es genau das: Ein Statement-Sieg der Bayern.
Ein Statement in Richtung Leverkusen, dass man in zwei von drei Wettbewerben zurückschlagen kann. Dass man gewillt ist, die Machtverhältnisse zwischen beiden Klubs wiederherzustellen. Man ist nur noch einen durchschnittlichen Auftritt davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Nicht jeder in München hatte im Sommer damit gerechnet, dass man dazu in der Lage sein würde.