EM 2024: DFB-team gegen Griechenland
DFB-Team gegen Griechenland: Mit Manuel Neuer geht Julian Nagelsmann ein gewaltiges Risiko ein
- Aktualisiert: 08.06.2024
- 10:46 Uhr
- Martin Volkmar
Nach dem erneuten Patzer von Manuel Neuer im letzten EM-Test gegen Griechenland ist die Torwartdebatte wieder voll entbrannt. Dass der Bundestrainer trotzdem keinen Torwartwechsel vornehmen will, könnte für ihn im schlimmsten Fall verheerende Folgen haben. Ein Kommentar.
Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar
Würde es bei Julian Nagelsmann streng nach dem Leistungsprinzip gehen, müsste er statt Manuel Neuer beim EM-Auftaktspiel gegen Schottland Marc-Andre ter Stegen ins Tor stellen.
Doch das wird der Bundestrainer nicht tun, wie er nach dem mühsamen 2:1 bei der Generalprobe gegen Griechenland trotz Neuers grobem Patzer vor dem 0:1 überdeutlich machte.
Dafür hat er auch gleich mehrere Gründe. Vor allem den, das eine Degradierung des 119-maligen Nationalspielers ein Politikum wäre.
So kurz vor dem Start in die Heim-Europameisterschaft würde ein Torwartwechsel für extreme Unruhe bis hinein in die DFB-Auswahl sorgen, inklusive zu erwartender massiver öffentlicher Kritik von Uli Hoeneß und anderen Granden von Neuers Klub FC Bayern.
Deutschland vs. Griechenland: Noten der DFB-Stars zum EM-Härtetest
Ter Stegen hätte bei EM-Eröffnung in München extremen Druck
Zudem würde ter Stegen beim Eröffnungsspiel in der Münchner Arena unter erheblichem Druck stehen und vermutlich von den heimischen Fans nicht besonders freundlich empfangen.
Auch das wäre nicht ohne Risiko, weil gerade die schwache erste Hälfte gegen die Griechen zeigte, wie sehr die deutsche Mannschaft bei Schwierigkeiten im Spiel auf 90 Minuten lange Unterstützung der Zuschauer angewiesen sein wird.
Darüber hinaus würde Nagelsmanns Rolle rückwärts wie ein Umfallen aussehen, nachdem er sich erst im März klar auf Neuer als Nummer 1 festgelegt hatte.
Zumal das ja keine Bauchentscheidung war, sondern ein Schritt aus Überzeugung aufgrund von Neuers Aura, Erfahrung und Potenzial. Eine Einschätzung, die im Übrigen nach wie vor fast alle Experten teilen.
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Matthäus wirbt für Neuer im Tor
Manuel Neuer: Zuletzt mehrfach gepatzt
Doch seitdem hat der einstmals weltbeste Torhüter eben alles andere als überzeugt, eher zeigt die Tendenz nach unten.
Im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid machte er den entscheidenden Fehler vor dem 1:1, durch den die Partie zu Ungunsten der Bayern kippte.
Am letzten Spieltag beim 2:4 in Hoffenheim war Neuer gleich an mehreren Gegentoren beteiligt.
VIDEO: Manuel Neuer patzt gegen Hoffenheim böse
Manuel Neuer: Schon gegen Ukraine mit Glück
Bei seinem Comeback im DFB-Team patzte der 38-Jährige bereits gegen die Ukraine und hatte Glück, dass der gegnerische Stürmer nach seinem Fehlpass im Abseits stand.
Und am Freitag ließ der einst fehlerlose Keeper einen eher harmlosen Schuss von Tzolis nach vorne abprallen, so dass Masouras nur noch einschießen musste.
Dieser Eindruck des regelmäßig patzenden Neuer bleibt hängen, obwohl er in Madrid vorher Weltklasse war und gegen Griechenland mit einer glänzenden Doppelparade ein noch früheres 0:1 verhinderte.
DFB-Tor: Genug Argumente für ter Stegen
Daher gäbe es Argumente genug, bei der EM den Generationswechsel vorzuziehen und in ter Stegen einen absoluten Spitzenmann zur neuen Nummer 1 zu machen.
Dass Nagelsmann zu diesem radikalen Schritt nicht bereit ist und stattdessen Neuer die Treue hält, ehrt ihn.
Es ist allerdings ein Spiel mit dem Feuer.
Denn wenn Neuer seine einstige Konstanz nicht schnellstens wiederfindet und die deutsche Mannschaft im schlimmsten Fall nach einem weiteren Patzer von ihm im Turnier ausscheiden würde, trüge dafür der Bundestrainer die Verantwortung.