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Nations League

Deutschland vs. Niederlande - Tor aberkannt - Urs Meier ist verständnislos: "Dann kann er aufhören"

  • Aktualisiert: 16.10.2024
  • 10:07 Uhr
  • Chris Lugert

Ein aberkanntes Tor von Jamie Leweling sorgte beim Klassiker zwischen Deutschland und den Niederlanden für Diskussionen. Der frühere FIFA-Schiedsrichter Urs Meier zeigt sich fassungslos über die Entscheidung.

Von Chris Lugert

Schon früh hätte die deutsche Nationalmannschaft im Klassiker gegen die Niederlande (1:0) die Weichen auf Sieg stellen können. Debütant Jamie Leweling traf bereits nach 100 Sekunden zur vermeintlichen Führung, doch nach VAR-Eingriff nahm der slowenische Schiedsrichter Slavko Vincic das Tor wegen Abseits zurück.

Diskutiert wurde danach nicht darüber, ob Serge Gnabry vor seinem Pass auf Leweling im Abseits gestanden hat. Sondern, ob Jorrel Hato zuvor einen kontrollierten Pass auf Micky van de Ven spielte, wodurch eine neue Spielsituation entstanden und das Abseits von Gnabry hinfällig gewesen wäre.

Vincic entschied anders und sah keine gezielte Aktion des Niederländers, weshalb Gnabry aus einer passiven Abseitsposition aktiv wurde und regelwidrig eingriff. Der frühere FIFA-Schiedsrichter Urs Meier ist über diese Entscheidung fassungslos. "Wenn das kein bewusstes Spielen ist, dann verabschiede ich mich vom Fußball", sagte Meier im Gespräch mit ran.

Der Schweizer hat keinerlei Verständnis für die Auslegung von Vincic. "Das war ganz klar ein bewusstes, kontrolliertes Spielen. Es wurde ihm ja nicht ans Schienbein geschossen oder so etwas. Also wenn er das nicht sieht, dann kann er aufhören", stellte er klar.

Urs Meier über ...

... die Entscheidung, das Tor zurückzunehmen: "Das war nicht richtig. Wenn das kein bewusstes Spielen ist, dann verabschiede ich mich vom Fußball. Das war ganz klar ein bewusstes, kontrolliertes Spielen. Es wurde ihm ja nicht ans Schienbein geschossen oder so etwas. Also wenn er das nicht sieht, dann kann er aufhören. Natürlich war es bewusst, daraus entsteht eine neue Spielsituation. Aber da geht es wieder um das Thema Fußballverständnis. Wenn du dann noch behauptest, das sei ein unkontrollierter Ball, dann habe ich schon große Fragezeichen, ob Fußballverständnis vorhanden ist oder nicht. Auch im Sinne des Fußballs muss das ein Tor sein, ganz klar."

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Das Wichtigste in Kürze

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... das generelle Verhalten des VAR im Fußball: "Die VAR-Schiedsrichter sind immer am Suchen, sie haben immer Angst, dass sie etwas verpassen. So auch in dieser Szene, als der Ball Richtung Gnabry gespielt wird. Man schaut sich das zwei-, dreimal an, weil es Abseits gewesen sein könnte, aber dass der Ball vom Niederländer gespielt wurde, hat der Videoassistent dann vermutlich gar nicht mehr auf der Rechnung gehabt. Sie haben sich da auf eine Szene versteift."

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Mehr Transparenz? "Genau davor hat man Angst"

... die Möglichkeit, wie beim Rugby die Zuschauer mitzunehmen und die Entscheidungen zu erklären: "Die Möglichkeit wird ja schon lange diskutiert, aber wie will man eine solche Szene gut verkaufen? Man hat genau davor Angst, dass man diese Grauzonen-Entscheidungen verkaufen muss. Vor allem, wenn man das auch noch mit Bildern unterlegt. Man muss sich nur vorstellen, das Handspiel von Cucurella damals bei Spanien gegen Deutschland, wenn die Zuschauer die Bilder sehen und der Schiedsrichter sich hinstellt und erklärt, warum das kein Handspiel ist. Dann kann man sich vorstellen, was dann bei den Zuschauern passiert."

... seine Erwartungen an die Verbände nach solchen Fehlentscheidungen: "Ich würde erwarten, dass die Verbände dann auch mal klar Stellung beziehen, und zwar zeitnah und nicht Monate später wie bei dem Handspiel von Cucurella. Man muss viel mehr Klarheit schaffen vonseiten der FIFA. Dass man solche Fälle auch mal zeigt, erklärt, darum war es richtig oder darum war es falsch. Wir bewegen uns oft in solchen Graubereichen, da muss Klarheit rein. Die FIFA muss Schiedsrichtern im besten Fall ein Tool zur Verfügung stellen, mit dem sie sofort auf solche Szenen zugreifen können - und zwar alle Schiedsrichter weltweit. Das ist auch gar nicht gegen die Schiedsrichter, sondern für die Schiedsrichter, damit sie mehr Sicherheit bekommen."

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