Vor Partien gegen Bosnien und Niederlande
DFB-Team: Joshua Kimmich mit klarer Ansage an Bernd Leno nach Absagenflut
- Aktualisiert: 08.10.2024
- 17:28 Uhr
- Martin Volkmar
Die deutsche Nationalmannschaft muss gegen Bosnien (ab 20:45 im Liveticker) und die Niederlande ohne zwölf EM-Teilnehmer auskommen. Kapitän Joshua Kimmich fordert daher mehr Identifikation und Leidenschaft.
Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar
Zum zweiten Mal ist Joshua Kimmich als Kapitän zur deutschen Nationalmannschaft gekommen.
Doch im Vergleich zur Zusammenkunft bei den letzten Länderspielen im September gegen Ungarn (5:0) und die Niederlande (2:2), die beinahe einem EM-Klassentreffen im Teamquartier in Herzogenaurach glich, ist das DFB-Team kaum wieder zu erkennen.
"Das ist verrückt", sagte Kimmich am Dienstag. "Es hat sich gefühlt der halbe Kader verändert."
Und das liegt weniger am nach der Euro zurückgetretenen Star-Quartett Toni Kroos, Manuel Neuer, Thomas Müller und Ilkay Gündogan, die alle am Montag vor dem Heimspiel gegen die Niederlande in München offiziell verabschiedet werden.
Sondern vor allem an der regelrechten Absagenflut. In Marc-Andre ter Stegen, David Raum, Robin Koch, Jamal Musiala, Kai Havertz und Niclas Füllkrug sind sechs Stammkräfte wegen Verletzungen nicht dabei.
Zudem wurden in Emre Can und Maximilian Beier zwei weitere EM-Teilnehmer aussortiert.
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Und möglicherweise drohen noch weitere Ausfälle. So konnte Benjamin Henrichs wegen Rückenschmerzen am Dienstag nicht trainieren.
Naheliegend, dass Kritiker nicht nur in den sozialen Netzwerken mutmaßen, dass mancher Profi freiwillig auf die Reise zur Nationalmannschaft verzichtet hat, um sich für die anstehenden stressigen Wochen im nationalen und internationalen Wettbewerb zu schonen.
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Joshua Kimmich bricht Lanze für fehlende EM-Teilnehmer
"In der Vergangenheit war es schon so, dass der ein oder andere die Länderspielpause als Pause genutzt hat. Ich hoffe, dass wir viele Spieler haben, die das nicht tun", meinte Kimmich, brach aber eine Lanze für die fehlenden Teamkollegen:
"Ich bin sicher, dass diejenigen, die abgesagt haben, wirklich verletzt sind und nicht spielen können."
Eine Ausnahme machte der Spielführer allerdings, als er auf die Absage von Bernd Leno angesprochen wurde, der wegen der mangelnden Einsatzchancen auf sein Kommen verzichtet hatte.
Mit klaren Worten plädierte der 29-Jährige für mehr Identifikation mit der und Leidenschaft für die Nationalmannschaft, um die bei der EM frisch entfachte Euphorie nicht unnötig zu gefährden.
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Hoffnungsträger für die Heim-EM
Mit Blick auf die EM-Endrunde im Jahr 2024 in Deutschland ist der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann nun der Hoffnungsträger. "Wir sind überzeugt, dass Julian Nagelsmann als Bundestrainer dafür sorgen wird, dass die Nationalmannschaft ihre Fans begeistert und die EURO auch sportlich ein Erfolg wird", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Nagelsmann: Jung, aber nicht der jüngste
Mit 36 Jahren ist Julian Nagelsmann zwar immer noch ein junger Trainer, aber nicht der jüngste Bundestrainer. Das bleibt Otto Nerz, der im Jahr 1926 mit 34 Jahren erstmals auf der Bank der deutschen Nationalmannschaft saß. Nagelsmanns-Vorgänger Hansi Flick war hingegen schon 56 Jahre alt und damit einer der ältesten Debütanten als Bundestrainer.
Nur Ribbeck mit mehr Bundesliga-Erfahrung als Nagelsmann
Obwohl erst 36 Jahre alt, ist Julian Nagelsmann einer der routiniertesten Bundestrainer, wenn man die Erfahrung an Bundesligaspielen als Grundlage nimmt. 241 Mal saß Nagelsmann bislang in der Bundesliga auf der Bank, damit hatte nur Erich Ribbeck (569 Spiele) mehr Erfahrung, bevor er Bundestrainer wurde.
Abwehrtalent bei 1860 München: Nagelsmann verpasste Profi-Karriere
Als Trainer war Nagelsmann aufgrund seiner Jugend stets ein Frühstarter, als Aktiver hingegen blieb dem neuen Bundestrainer der Sprung zum Profi verwehrt. Der in Landsberg am Lech geborene Nagelsmann spielte in der Jugend von 1860 München und später in der zweiten Mannschaft des FC Augsburg.
Nagelsmann und Wagner: Früher Gegner, heute ein Team
Als 1860-Talent bestritt Nagelsmann einst in der Jugend auch einige Derbys gegen den FC Bayern. Dabei entstand auch dieses Bild von einem Zweikampf mit dem damaligen FCB-Stürmertalent Sandro Wagner. Künftig wird das Duo Nagelsmann und Wagner als Bundestrainer und Co-Trainer bei der Nationalmannschaft arbeiten.
Start der Trainerkarriere bei den "Löwen"
Im Sommer 2008, ein halbes Jahr nach dem Ende seiner aktiven Karriere, begann für Nagelsmann seine bis heute sehr erfolgreiche Trainer-Laufbahn. Als Co-Trainer von Ivica Erceg betreute Nagelsmann mit Anfang 20 als Co-Trainer die U17 von 1860 München.
Erster Nagelsmann-Meistertitel mit Hoffenheim
2010 folgte dann der Schritt Nagelsmanns von den "Löwen" nach Hoffenheim, wo seine Trainerkarriere weiter Fahrt aufnehmen sollte. Er stieg bei den Kraichgauern zunächst als Co-Trainer in der U17 ein, die er später übernahm, ehe Nagelsmann mit der Hoffenheimer U19 im Jahr 2014 deutscher Meister wurde.
Jüngster Trainer der Bundesliga-Geschichte
Im Februar 2016, als der damalige TSG-Coach Huub Stevens aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, stieg Nagelsmann dann zum Cheftrainer auf. Mit gerade einmal 28 Jahren stellte er damit als jüngster Coach der Bundesliga-Historie einen Rekord auf. Nagelsmann übernahm die TSG im Abstiegskampf und machte aus dem Team eine Bundesliga-Spitzenmannschaft.
Wiedersehen mit Wagner im Kraichgau
Während seiner Zeit als Cheftrainer von 1899 Hoffenheim holte Nagelsmann dann auch seinen einstigen Rivalen Sandro Wagner ins Team. Unter Nagelsmann brachte es der Stürmer einst dann sogar als Spätberufener noch zum deutschen Nationalspieler.
Nächster Karriereschritt bei RB Leipzig
Im Sommer 2019 folgte für Nagelsmann dann der Schritt von Hoffenheim zu RB Leipzig. Das Trainertalent führte die Sachsen gleich in seinem ersten Jahr bis ins Halbfinale der Champions League und etablierte die Leipziger im Spitzenfeld der Bundesliga. Die erfolgreiche Trainerarbeit Nagelsmann blieb auch Rekordmeister Bayern München nicht verborgen.
Zurück nach München: Rekord-Ablöse für Nagelsmann
Nach zwei Jahren in Leipzig folgte Nagelsmann 2021 dem Lockruf des FC Bayern. Für den Trainer zahlten die Münchner die Bundesliga-Rekord-Ablösesumme von kolportierten 25 Millionen Euro und statteten Nagelsmann mit einem Fünfjahresvertrag aus.
Nagelsmann bei den Bayern: Erstes Jahr, erster Titel
Die Nagelsmann-Ära an der Säbener Straße begann durchaus verheißungsvoll, im ersten Jahr holte der neue Coach mit den Münchnern direkt den Meistertitel. Doch im Frühjahr 2023 kam die etwas überraschende Trennung, obwohl Nagelsmann in seiner Ära bei den Bayern einen starken Punkteschnitt von 2,31 vorzuweisen hatte.
Vertrag bis nach der EM-Endrunde 2024 beim DFB
Nach seiner Freistellung in München blieb er zunächst auf der Gehaltsliste, der Kontrakt wurde nun infolge des DFB-Engagements aufgelöst. Berichten zufolge sollen die Münchner Nagelsmann und dem DFB finanziell dabei sehr entgegengekommen sein. Als Bundestrainer unterzeichnete Nagelsmann nun einen Vertrag bis zum Ende der Heim-EM 2024.
Nagelsmann-Debüt bei der Nordamerika-Tour
Nachdem Nagelsmann nun als Bundestrainer bestätigt wurde, steht auch fest, dass er sein Debüt auf der Bank der Nationalmannschaft in Übersee feiern wird. Am 14. Oktober trifft Deutschland im Rahmen der Nordamerika-Tour auf die USA, vier Tage später dann mit Mexiko auf den zweiten Gastgeber der WM-Endrunde 2026.
Kimmich: "Wer nicht will, muss auch nicht kommen"
Zwar sei er bei den Gesprächen nicht dabei gewesen und der Keeper des FC Fulham ein "absoluter Weltklasse-Torhüter", so Kimmich. Aber "nicht nur für Bernd" gelte:
"Wenn einer nicht dabei sein möchte, dann muss er auch nicht kommen. Wir haben genügend andere Spieler, die sehr gerne dabei sind. Wir wollen Spieler haben, die hier dabei sein wollen."
Und weiter: "Es muss für jeden etwas ganz, ganz Besonderes sein, hier dabei sein zu wollen. Ob man einhundert Länderspiele hat oder drei. Ob man 34 Jahre alt ist oder 19."
DFB-Team: Sechs Spieler noch ohne Länderspiel
Gut möglich, dass sich Leno mit seiner Absage ein Eigentor geschossen hat. Stattdessen ist nun Janis Blaswich als Nummer drei dabei, obwohl er bei seinem neuen Klub RB Salzburg zuletzt nicht überzeugen konnte.
Wie er und die beiden anderen Torhüter Oliver Baumann und Alex Nübel haben auch die Neulinge Tim Kleindienst (Mönchengladbach), Jonathan Burkardt (Mainz) und Jamie Leweling (Stuttgart) noch kein Länderspiel bestritten, im Gegensatz zu den Nachrückern Kevin Schade (drei Länderspiele) und Robin Gosens (20).
"Es ist wichtig, dass man sich das Hiersein verdienen muss - das haben die Jungs getan", sagte "Klassensprecher" Kimmich zur runderneuerten DFB-Auswahl, mit der er dennoch am Freitag in Bosnien (ab 20:45 im Liveticker) und am Montag gegen die Niederlande auf Sieg spielen will:
"Man darf die Nationalmannschaft nicht als Auszeit sehen, als Erholung. Wir wollen die Nations League sehr ernst nehmen und als Chance nutzen, weiter zusammenzuwachsen."