Formel 1
Formel 1: Warum Max Verstappen niemals an Michael Schumacher und Co. herankommen wird - ein Kommentar
- Aktualisiert: 24.11.2024
- 12:55 Uhr
- Andreas Reiners
Max Verstappen ist zum vierten Mal in Folge Weltmeister, er vereint einen beeindruckenden Mix der Größten der Geschichte. Zum unbestrittenen Legenden-Status wird es aber nicht reichen. Ein Kommentar.
Max Verstappen ist Champion. Zum vierten Mal. Zum vierten Mal in Folge sogar. Es ist seine Zeit, er prägt eine Ära, und damit auch die heutige Formel 1.
Ist der Niederländer auch der beste Fahrer der Geschichte? Der unbestritten Größte der Branche, der König der Königsklasse?
Hier wird es kontrovers. Denn bei diesem Thema geht es immer auch um das Herz.
Um ein subjektives Gefühl. Um so viel mehr als nur die nackten Ergebnisse auf der Strecke. Um Emotionen.
Das Wichtigste in Kürze
Max Verstappen und Co.: Zahlen und Statistiken sind nicht alles
Zahlen und Statistiken sind wichtig, sie gehören natürlich dazu, bilden eine wichtige Grundlage für eine Bewertung. Doch sie sind längst nicht alles. Denn sonst wäre die Sache ja klar: Michael Schumacher und Lewis Hamilton haben mit sieben die meisten Titel, im Direktvergleich hat Hamilton mehr Siege (105:91) als Schumi.
Ergo ist der Brite der Größte. Oder?
Der alte und neue Weltmeister Verstappen ist mit vier Titeln noch hinter Hamilton, Schumacher und Juan Manuel Fangio (5 Titel), dafür auf Augenhöhe mit Alain Prost und Sebastian Vettel (beide 4), im Vergleich zu den beiden aber mit mehr Rennsiegen.
Heißt: Verstappen muss sich in der Legenden-Diskussion noch ein Stück weit hinten anstellen. Mittendrin ist ja auch noch der viel zu früh verstorbene Ayrton Senna, der es "nur" zu drei Titeln schaffte, aber für viele ganz vorne ist. Oder auch Jackie Stewart. Niki Lauda. Fernando Alonso.
Externer Inhalt
Max Verstappen und Co.: Alles ganz anders
Fest steht: Es wird genug Menschen geben, die das alles ganz anders sehen. Und dafür gute Begründungen liefern können.
Denn kaum etwas wird in der Formel 1 emotionaler und meinungsfreudiger rauf und runter diskutiert als die Frage nach dem besten Fahrer der Geschichte. Und oft hinkt der Vergleich zwischen den verschiedenen (Auto)-Generationen doch sehr.
Womit wir wieder bei Herz und Gefühl sind, bei den Zutaten, die einen großen Rennfahrer, eine Legende ausmachen und für den Unterschied auf ganz hohem Niveau sorgen. Auch ein wenig abseits des Autos, der reinen Technik.
Max Verstappen: Ein Mix der Legenden
Verstappen ist akribisch, fleißig und ehrgeizig, was auch Schumacher auszeichnete. Der Niederländer agiert mit einem extrem ausgeprägten Killerinstinkt, der auch Hamilton zu seinen besten Zeiten nachgesagt wurde. Taktisch klug fährt er inzwischen auch, wie "Professor" Alain Prost, dazu nahezu fehlerfrei. Mit dem Kopf durch die Wand will er immer seltener.
Und nervenstark ist er. In dem Bereich setzt Verstappen noch einmal einen drauf. Den 27-Jährigen bringt noch weniger aus der Ruhe als "Iceman" Kimi Räikkönen.
Und ja, wenn es regnet, wenn es knifflig wird, wenn es hart auf hart kommt, wenn der Ritt auf der Kanonenkugel besonders wild wird, erinnern das pure Talent Verstappens, seine speziellen Skills im Auto, an Senna.
Der Verstappen von 2024 ist eine imposante Mischung aus diversen Legenden, vereint viele der wichtigsten Fähigkeiten auf sich, verleiht ihnen eine neue Note und setzt damit ganz eigene Maßstäbe. Triumphiert dann auch in einer Saison, die kompliziert und herausfordernd war.
Auch als Persönlichkeit sorgt er für Duftmarken, zeigt Ecken und Kanten, denn der Niederländer lässt sich nicht verbiegen und sagt, was er denkt, geht dabei einem Zoff oder einer Diskussion nicht aus dem Weg. Das ist in dem oft aalglatten Milliarden-Geschäft eine Seltenheit geworden.
Und rundet einen großen Fahrer ab.
Max Verstappen: Was zählt am Ende?
Was am Ende zum Prädikat "bester Fahrer der Geschichte" fehlt, sind wohl weitere Titel, denn ein Fazit wird man erst nach der Karriere ziehen können. Vettel zum Beispiel war zu seiner Red-Bull-Zeit ähnlich dominant wie jetzt Verstappen, verpasste seinen endgültigen Legenden-Status aber, als er mit Ferrari titellos und später komplett glanzlos blieb.
Also doch die Ergebnisse?
Ja und auch nein, denn selbst mit sieben oder acht Titeln wird es keine restlos objektive Betrachtung geben, selbst als neuer "Rekordweltmeister" vermutlich nicht. Für viele wird dann immer Schumacher der Größte bleiben. Oder Hamilton. Oder Senna. Denn wo Emotionen im Spiel sind, wo auch Herz und Gefühl zählen, wird es immer kontrovers zugehen.
Allerdings hat Verstappen in der Diskussion im Moment die besten Argumente.