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Motorsport

Formel 1: Russell-Pole am seidenen Faden - "Dachte, wir würden es nicht schaffen"

George Russell sichert sich die Pole Position für das Rennen in Las Vegas. Beinahe wäre es aber nicht dazu gekommen.

George Russell startet am Samstag (Ortszeit) von der Pole Position ins Formel-1-Rennen in Las Vegas. Doch um ein Haar wäre es für den Mercedes-Fahrer in der Qualifikation nur der fünfte Platz gewesen. Denn Russell hätte seinen zweiten Versuch in Q3 fast nicht mehr fahren können.

Der Mercedes-Pilot berichtet: "Auf meinem ersten Run hatte ich einen kleinen Moment, und danach wechselten sie meinen Frontflügel. Es gab also einen Moment, in dem ich dachte, wir würden es nicht vor der Zielflagge schaffen."

Denn im besagten ersten Run, der Russell bereits die vorläufige Bestzeit einbrachte, berührte der Brite in Kurve 5 einmal die Mauer. Er kam anschließend zurück an die Box, und weniger als drei Minuten vor dem Ende der Session wurde noch immer an seinem Auto gearbeitet.

Erst rund zwei Minuten vor Ende ging er schließlich wieder auf die Strecke - als letzter der zehn Fahrer in Q3. Und 24 Sekunden vor Schluss überquerte er schließlich die Ziellinie, um seinen zweiten Versuch zu starten, der ihm mit einer 1:32.312 letztendlich die Pole bringen sollte.

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Denn mit der 1:32.811 aus seinem ersten Versuch wäre er am Ende nur auf P5 gelandet. Auch Russell selbst weiß: "Wir waren das ganze Wochenende über so schnell. Aber ich wusste, dass die letzte Runde im Q3 diejenige sein würde, die zählt."

Noch vor dem Wochenende habe er "absolut nicht" damit gerechnet, so schnell zu sein. "Aber ich bin einfach nur glücklich, und wir müssen jetzt verstehen, warum [das Auto] an diesem Wochenende so schnell war, denn es war eine echte Überraschung."

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Mercedes-Pole: War es die Temperatur oder nicht?

Der Grund für die plötzliche Mercedes-Stärke könnte aber ganz simpel sein. Das glaubt zumindest Teamchef Toto Wolff, der bei Sky gefragt wird, ob Mercedes wieder einmal die kühlen Bedingungen in der Nacht geholfen hätten?

"Oder das Auto ist so schnell, dass wir plötzlich alles in Grund und Boden fahren", grinst Wolff, ergänzt dann aber ganz ernst: "Nein, es ist schon die Kälte, definitiv. Wir sind eines der wenigen Teams, die mit wenig Grip auch Reifentemperatur erzeugen."

"Das hat uns in Spa geholfen und auch in Silverstone. Und das ist natürlich einerseits gut für hier, aber wir würden uns schon wünschen, dass wir ein Auto haben, das überall funktioniert", so der Österreicher. Spannend: Russell stimmt seinem Boss nur bedingt zu.

"Nein, ehrlich gesagt nicht", antwortet er nämlich auf die Frage, ob die Kälte in Las Vegas der entscheidende Faktor gewesen sei? Er erklärt: "Es ist kein Geheimnis, dass wir in dieser Saison etwas mit Untersteuern zu kämpfen hatten."

"Und auf der Strecke in Vegas rutscht man einfach sehr viel. Vielleicht war das ein kleiner Faktor, dass die Limitierung durch das Untersteuern hier weniger zum Vorschein kam. Es gibt einige Kurven, in denen dieses Auto sehr gut funktioniert. Vor allem im ersten Sektor fühlt sich das Auto wie auf Schienen an, besonders in Kurve 3", berichtet er.

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Warum Russell "alles riskieren" wollte

Zur Erinnerung: Mercedes hatte auch in allen drei Training zuvor die Nase vorne gehabt. In FT1 und FT2 lag Lewis Hamilton jeweils vorn, in FT3 Russell. Doch in dieser Saison erlebte man es bereits häufig, dass Mercedes an einem Freitag schnell, am Samstag dann aber nicht mehr ganz vorne war.

Dieser Trend wiederholte sich heute nicht, doch laut Russell war keinesfalls gesetzt, dass Mercedes wieder so stark wie am Trainingstag sein würde. So habe man nämlich gewusst, dass die Rundenzeiten im Qualifying deutlich schneller sein würden.

"Es ist eine ziemlich schwierige Entscheidung am Donnerstagabend, wenn das Auto gut funktioniert. Man will es nicht anfassen, aber man weiß, dass es morgen ganz anders sein wird. Man muss also einige Veränderungen vornehmen, um sich an die Verbesserung der Strecke anzupassen", erklärt Russell.

In der Tat war die Tagesbestzeit am Donnerstag eine 1:33.825, Russells Polezeit am Freitag war also satte 1,5 Sekunden schneller. Und auch während des Qualifyings wurde die Strecke immer schneller, weshalb Russell in Q3 (auch ohne den Flügeltausch) als letzter Fahrer auf die Strecke gehen wollte.

Die Strecke habe sich im letzten Segment noch einmal "massiv" verbessert, so Russell, der erklärt: "Ich denke, zwischen dem ersten und dem letzten Auto war es mehr als eine Zehntelsekunde." Nirgendwo sonst gebe es im ganzen Jahr so eine starke Entwicklung der Strecke.

"Deswegen wollte ich alles riskieren", so Russell, der natürlich wusste, dass er seine Runde bei einer späten gelben oder roten Flagge hätte abbrechen müssen. Auch in diesem Fall wäre er statt von der Pole von deutlich weiter hinten gestartet.

Pole keine Garantie: Reifen sorgen für Fragezeichen

Das Teamergebnis für Mercedes hätte derweil sogar noch besser hätte sein können. "Das Auto war wirklich schnell heute. Es ist ein bisschen 'bittersweet', weil wir sollten eigentlich beide Autos in der ersten Startreihe haben, und das hätte uns auch für morgen Vorteile gebracht", ärgert sich Wolff.

Denn Russell-Teamkollege Hamilton vermasselte beide Q3-Runden und startet im Rennen nur von P10. Einen Rennausblick findet Wolff übrigens "ganz schwierig", denn: "Ich glaube, es sind alle ganz eng dabei. Zwischen Verstappen, beiden Ferraris, beiden McLarens, Lewis und George werden alle auf Augenhöhe sein."

"Alle haben Probleme [mit den Reifen] gehabt, sowohl links vorne als auch auf der Hinterachse. Das kann schon spannend werden", so Wolff, laut dem die Pneus beim Rennen eine entscheidende Rolle spielen werden.

Im ORF ergänzt er: "Wir haben jede Session angeführt an dem Wochenende und das ist erfreulich. Aber natürlich ist die wichtigste morgen, und da geht es auch darum, wie du grainst, ob du den Reifen einigermaßen am Leben hältst. Aber 'so far so good'."

Auch Russell selbst erwartet "eine Menge Graining", wie es auch schon im Vorjahr der Fall gewesen sei. "Ich erwarte, dass der harte Reifen ziemlich widerstandsfähig sein wird. Aber nicht ein einziger Fahrer ist am ganzen Wochenende mit dem harten Reifen gefahren", erinnert der Brite.

Daher müsse man erst einmal "den ersten Stint überleben", so Russell, der zudem betont, dass auch das Safety-Car wieder eine Rolle spielen könnte - wie bereits zuletzt in Brasilien, als Russell zum falschen Zeitpunkt die Reifen wechselte und dadurch Positionen verlor.

"Jetzt gerade bin ich sehr happy, sehr zufrieden. Aber ich nehme nichts als selbstverständlich", warnt er daher.

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