Nach einer historischen Erfolglosserie zog Bundesligist Union Berlin die Reißleine und trennte sich nach über fünf Jahren von Trainer Urs Fischer. Der Schweizer hat das Gesicht des Hauptstadtklubs entscheidend geprägt und die Mannschaft zu großen Erfolgen geführt.
Gemeinsam mit Fischer verlässt auch Co-Trainer Markus Hoffmann die Berliner. Interimsweise wird bis auf Weiteres U19-Trainer Marco Grote die Nachfolge antreten und zieht dabei seine Assistentin Marie-Louise Eta als Co-Trainerin aus dem Nachwuchs mit hoch zu den Profis, wie der Klub bekanntgab.
Die "Eisernen" sorgen damit für ein Novum im deutschen Fußball-Oberhaus. Denn eine Chef- oder Co-Trainerin hat es in der Geschichte der Männer-Bundesliga bisher noch nie gegeben.
Ein Karriereturbo, mit dem die 32-Jährige vor wenigen Tagen selbst wohl kaum gerechnet hätte.
Als Spielerin hat Eta, früher noch unter dem Nachnamen Bagehorn bekannt, zahlreiche Erfolge vorzuweisen. Drei Mal wurde sie mit Turbine Potsdam Meisterin und gewann 2010 die Champions League. Dazu kommen Titel für den DFB-Nachwuchs der Frauen bei der U17-EM und der U20-WM.
Obwohl die gebürtige Dresdnerin eigentlich spielen wollte, "bis ich nicht mehr gehen kann", wie sie dem "kicker" im Frühjahr 2022 berichtete, musste sie ihre Karriere nach diversen Verletzungen bereits mit 26 Jahren frühzeitig beenden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Unions neue Co-Trainerin aber bereits ihre Karriere nach dem Profifußball eingeleitet. Bei Werder Bremen betreute Eta zunächst die U15-Juniorinnen, später auch die U13, U14 und U15-Mannschaften der Männer.
Währenddessen konnte sie auch bereits Erfahrungen als Co-Trainerin beim DFB in diversen Juniorinnenteams sammeln und schloss parallel ein Sportmanagement-Studium ab. "Ich bin immer gut damit gefahren, Schritt für Schritt zu machen", betonte Eta vor einem Jahr und hatte dabei bereits ihren Blick fest auf den Erwerb der Pro-Lizenz gerichtet.
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Marie-Louise Eta erwarb 2023 die Pro-Lizenz
Kurios: Erst am Montag hatte ihr Ehemann Benjamin Eta seinen Trainerjob beim Nord-Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08 nach nur rund zehn Monaten verloren.
Eben jener hatte sich ebenfalls auf die Pro-Lizenz beworben, war im Gegensatz zu seiner Frau damit aber nicht erfolgreich. Marie-Louise Eta gehörte als einzige Frau dem 16-köpfigen Trainerlehrgang des DFB an, der im Rahmen der Fortbildung nicht nur Jürgen Klopp in Liverpool, sondern auch Fischer in Berlin besuchte.
Union Berlin nach Urs Fischer: Die Nachfolge-Kandidaten - Außenseiter-Kandidat soll heute vorgestellt werden
Wer folgt bei Union Berlin auf Trainer Urs Fischer? Union Berlin hat nach der Talfahrt die Reißleine gezogen und sich von Trainer Urs Fischer getrennt. Seither stellt sich die Frage: Wer übernimmt langfristig den Posten? ran zeigt die Trainerkandidaten an der Alten Försterei.
Interimslösung mit Bundesliga-Novum U19-Trainer Marco Grote übernimmt interimsweise die Leitung der Mannschaft. Unterstützt wird er von Marie-Louise Eta, die damit die erste Co-Trainerin in der deutschen Bundesliga wird. Für wie lange diese Lösung anhält, ist noch unklar.
Nenad Bjelica (vereinslos) Wie "Sky Italia" berichtet, soll der Kroate die Nachfolge von Urs Fischer bei Union Berlin antreten. Eine Verkündung könne demnach schon sehr zeitnah erfolgen. Bjelica trainierte zuletzt unter anderem Dinamo Zagreb, NK Osijek und Trabzonsport. Der 52-Jährige verfügt über Champions-League-Erfahrung und ist derzeit ohne Arbeit.
Raul (Real Madrid Castilla) Die frühere Real- und Schalke-Ikone Raul hat laut "Sport Bild" zum Kreis der Trainerkandidaten bei Union Berlin gezählt. Mittlerweile soll das aber vom Tisch sein. Der 46-Jährige trainiert derzeit die zweite Mannschaft der "Königlichen" und war zuletzt auch schon als möglicher neuer Schalke-Coach im Gespräch. Rauls Vertrag bei Real läuft noch bis 30. Juni 2024.
Bo Svensson (zuletzt Mainz 05) Eine naheliegende Lösung wäre Bo Svensson. Der Däne ist kürzlich beim anderen Bundesliga-Sorgenkind 1. FSV Mainz 05 zurückgetreten. Vom Profil her würde er zu Union passen. Ein Engagement dürfte jedoch auch grundlegend davon abhängen, ob der 44-Jährige schon wieder bereit für eine neue Aufgabe ist.
Ralph Hasenhüttl (zuletzt FC Southampton) Auch er kennt die Bundesliga aus vergangenen Tagen bei RB Leipzig und dem FC Ingolstadt. In der Premier League hat Ralph Hasenhüttl mit dem FC Southampton regelmäßig einen defensiven Spielstil an den Tag gelegt - genau so, wie es auch Union in der Vergangenheit gezeigt hat. Vor rund einem Jahr war für den Österreicher in England Schluss.
Thomas Reis (zuletzt Schalke 04) Was es heißt, zu malochen, weiß in erster Linie ein ehemaliger Schalke-Trainer. Thomas Reis ist daher eine valide Option für die Verantwortlichen der "Eisernen". Reis kennt den Abstiegskampf zudem auch noch aus vergangenen Bochumer Tagen. Der 50-Jährige ist seit September vereinslos.
Stefan Kuntz (zuletzt Nationaltrainer der Türkei) Der ehemalige türkische Nationaltrainer ist bislang noch ohne Trainer-Station in der Bundesliga. Doch mit der deutschen U21 kann Stefan Kuntz große Erfolge vorweisen. Vielleicht genau das, was eine Champions-League-Mannschaft wie Union brauchen könnte. Seit Ende September ist der 61-Jährige ohne Trainerjob.
Oliver Glasner (zuletzt Eintracht Frankfurt) Frankfurts Europa-League-Titel-Coach Oliver Glasner ist derzeit vereinslos - hier könnten die Köpenicker zuschlagen. Vorausgesetzt, Glasner will sich das Sorgenkind der Bundesliga antun. Berichten zufolge war der 49 Jahre alte Österreicher im Sommer beim ein oder anderen Klub bereits im Gespräch und wird laut "Sportbild" nun auch bei Union gehandelt.
Andre Breitenreiter (zuletzt TSG Hoffenheim) Auch Andre Breitenreiter wäre ein bekanntes Gesicht aus der Bundesliga. SC Paderborn, Schalke 04, Hannover 96 und TSG Hoffenheim lauten seine Vereine. Union wäre die fünfte Bundesliga-Station für den 50-Jährigen, der mit dem FC Zürich 2022 Schweizer Meister wurde.
Lucien Favre (zuletzt OGC Nizza) Vor drei Jahren war Fischers Landsmann Lucien Favre zuletzt in der Bundesliga bei Borussia Dortmund tätig. Anschließend ging es für den Ex-Gladbach- und -Hertha-Coach nach Frankreich zu OGC Nizza. Seit Januar ist der 66-Jährige ohne Job und würde die nötige Erfahrung mit nach Berlin bringen.
Peter Zeidler (FC St. Gallen) Peter Zeidler hat beim FC St. Gallen zwar noch einen Vertrag bis 2027, aufgrund seiner Erfolge in der Schweizer Super League aber wohl schon mehrere Bundesligisten auf sich aufmerksam gemacht. Der 61-Jährige war unter anderem bereits beim VfB Stuttgart, bei der TSG Hoffenheim und bei RB Salzburg in diversen (U-)Mannschaften als (Co-)Trainer tätig.
Jesse Marsch (zuletzt Leeds United) Jesse Marsch hat nach seiner Erfolgsgeschichte bei RB Salzburg weder bei RB Leipzig noch bei Leeds United überzeugt. Ein kleiner Rückschritt würde der Karriere des US-Amerikaners womöglich wieder frischen Wind verleihen. Allerdings hatte er es bislang eher mit spielstarken Mannschaften zu tun - Union wäre eine andere Aufgabe für den 50-Jährigen.
Sandro Schwarz (zuletzt Hertha BSC) Es hätte zumindest einen kleinen Beigeschmack, sollte Union tatsächlich diese Lösung wählen. Sandro Schwarz war bis April dieses Jahres noch für Berlin-Rivale Hertha BSC im Amt. Dementsprechend gering dürften die Quoten für den langjährigen Mainz-Coach auch stehen. Zumal Schwarz ohnehin vor einem Engagement bei den New York Red Bull stehen soll.
Frank Kramer (zuletzt Schalke 04) Ein weiterer ehemaliger Schalke-Coach findet sich in dieser Liste wieder. Frank Kramer war bis Oktober vergangenen Jahres bei S04 tätig und ist seitdem vereinslos. Der 51-Jährige kennt das Business auch schon von Trainer-Stationen bei Fortuna Düsseldorf und Greuther Fürth. In den vergangenen Jahren war er auch immer wieder als Nachwuchs-Trainer tätig.
Bruno Labbadia (zuletzt VfB Stuttgart) Früher galt Bruno Labbadia als Feuerwehrmann für Abstiegs-Kandidaten, sein letzter Stint beim VfB Stuttgart ging jedoch nach hinten los. Im April diesen Jahres war die Rückkehr zu den Schwaben beendet. Auch der Ex-Stürmer war zuvor bei der Hertha aus Berlin als Trainer tätig, allerdings nur für 28 Spiele.
Peter Neururer (zuletzt Vorstandsmitglied beim Wuppertaler SV) Ein blauer Porsche soll bereits in Köpenick gesichtet worden sein - Ironie aus. Übernimmt Peter Neururer die "Eisernen"? Die nötige Erfahrung für den Abstiegskampf bringt "Peter der Große" ohne Zweifel mit. Zuletzt als Trainer tätig war er jedoch 2014 in Bochum - lange her. Äußerst realistisch ist diese Option daher nicht.
Im April diesen Jahres erhielt sie schließlich ihre Urkunde und darf seitdem auch in der 1. und 2. Bundesliga offiziell als Cheftrainerin arbeiten. Darauf, dass sie in Zukunft überhaupt einen Trainer-Posten bei den Männern anpeilen würde, wollte sich Eta vor gut eineinhalb Jahren aber nicht festlegen.
"Ich kann mir vieles gut vorstellen. Irgendwann eine Jugend-Nationalmannschaft zu übernehmen, als Co-Trainerin in den Männer-Profiligen zu arbeiten, einen Frauen-Bundesligisten zu coachen, genauso U-17- oder U-19-Jungs", betonte das neue Gesicht der Union-Herren damals.
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Spielerberater Barthels schießt gegen Union und Co-Trainerin Eta
Neben der Trennung von Fischer schlug auch die Eta-Personalie hohe Wellen. Und nicht überall wurde die Meldung wohlwollend aufgenommen.
Spielerberater Maik Barthel etwa, der bis vor wenigen Jahren noch unter anderem Robert Lewandowski betreut hatte, leistete sich kurz nach der Bekanntgabe der Berufung von Eta ins Interims-Trainerteam von Union auf "X" (ehemals "Twitter") eine verbale Entgleisung.
Ein Co-Trainer "muss ja auch mal in die Kabine der Mannschaft", schrieb Barthel und spielte damit auf das Geschlecht der neuen Assistentin im Berliner Trainerteam an.
"Bitte nicht noch den Deutschen Fußball der Lächerlichkeit preisgeben. Es langt, dass man die Mannschaftshierarchie komplett zerstört hat mit den Transfers. Es brauch nicht noch andere Storys aktuell ...", hieß es weiter in dem Post, der kurz darauf gelöscht wurde.
Wenig später postete Barthel eine neue Fassung: "Ich muss es umformulieren. Eine Co-Trainerin zum Thema zu machen, wird dem FC Union nicht helfen, die zerstörte Mannschaftshierarchie wieder in Ordnung zu bringen."