Vier Heimspiele in der Alemannia-Heimat
ELF - Gastspiel der Cologne Centurions in Aachen: Wie der Tivoli vom Fußballtempel zum Football-Stadion wird
- Aktualisiert: 11.04.2024
- 14:22 Uhr
- Kai Esser
Aufgrund der Fußball-EM in Deutschland im Sommer müssen die Cologne Centurions für vier Spiele an den Aachener Tivoli ausweichen. Die Vorbereitungen sind umfangreich, der Terminkalender ist eng. Auch, weil die Centurions nicht die einzigen mit Interesse am Stadion sind.
Von Kai Esser
Wenn im vergangenen Jahr Rauch aus einem Gebäude im Westen Kölns aufstieg, dann nicht etwa, weil etwas gebrannt hatte oder ein neuer Papst gewählt wurde.
Vielmehr rauchten die Köpfe in der Zentrale der ELF-Franchise Cologne Centurions. Denn: Wie dem Team von der Stadt Köln mitgeteilt wurde, steht die eigentliche Heimstätte - das Südstadion in Köln - im Sommer 2024 nicht zur Verfügung.
Grund ist die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Das Stadion, wie auch alle anderen tauglichen Plätze in der Rheinmetropole, wird für die Infrastruktur der EURO gebraucht.
Dass die Kölner also für einen temporären Umzug die Stadtgrenzen würden verlassen müssen, war klar. "Wir haben uns dann relativ schnell auf den Tivoli in Aachen festgelegt", berichtet General Manager Christoph Lörcks im ran-Gespräch.
Das Wichtigste zur ELF
Dass die beiden Domstädte rund 70 Kilometer über die Bundesautobahn 4 trennen, sieht der GM nicht etwa als Problem, sondern als Chance. "Aachen liegt im Dreiländereck zwischen Belgien und den Niederlanden. Zwei Länder, die kein ELF-Team stellen, aber wo die Begeisterung für Football trotzdem mehr als gegeben ist", verspricht Lörcks.
Vom Fußball zum Football: Keine Umbauten nötig
Vor allem die Bauweise des Stadions imponiert ihm. "Das ist ein ganz enges Stadion, ohne Laufbahn. Die Zuschauer sind unheimlich nah dran", schwärmt er vom 2009 errichteten Tivoli.
Jener Tivoli, der den Namen seines kultigen Vorgängers behalten hat, wurde eigentlich ursprünglich nur für Fußball und den heimischen Verein Alemannia Aachen geplant. Die Alemannia, ursprünglich Eigentümer der Arena, musste den Tivoli jedoch aufgrund finanzieller Schieflagen in den 2010er-Jahren an die Stadt Aachen verkaufen.
Seitdem versucht man, das Stadion auch anderen möglichen Mietern zu öffnen. Kürzlich waren die DFB-Frauen beim EM-Qualifikationsspiel gegen Island (3:1) zu Gast. Die bekannte Aachener Spielbank ist bereits seit vielen Jahren am Tivoli heimisch.
Das werden auch die Centurions, wenn auch nur vorübergehend. "Der Sportpark Soers (Sportkomplex in Aachen, zu dem neben dem Tivoli auch das CHIO-Gelände gehört, Anm. d. Red.) steht für Spitzensport in unserer Region, da ist so eine Anfrage aus einer Sportart, die sich steigender Beliebtheit erfreut, natürlich interessant", bestätigte Sigrid Heeren von der Aachener Stadionbeteiligung, kurz ASB, im ran-Interview.
Tatsächlich stehen die Centurions mit der Tochtergesellschaft der Stadt bereits seit längerem in Kontakt: "Es gab 2023 bereits eine Anfrage, damals für ein Spiel. Da standen jedoch alle Termine bereits und wir mussten absagen."
Um ein American-Football-Spiel auszurichten, sind an der Arena tatsächlich keine Umbauten nötig. Die Kabinenräume reichen auch für einen größeren Football-Kader, Goal Posts und Gameclock sind mobil an- und abbaubar.
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Sorgen um Untergrund? Centurions-Rasen ist auch Alemannia-Rasen
"Wir haben natürlich unseren Rasen, der präpariert werden muss", erklärt Heeren weiter. Den Rest müsse der Veranstalter, also in diesem Fall die Centurions, mitbringen: "Wir stellen das Stadion so zur Verfügung, wie es ist."
Geplant ist, dass der Rasen der selbe ist, auf dem auch die heimische Alemannia aktuell um den Aufstieg in die 3. Liga kämpft. Und sollte das gelingen? "Wir gehen nicht davon aus, dass der Rasen so in Mitleidenschaft gezogen wird, dass darauf kein Football mehr gespielt werden kann", heißt es.
Sollten die rund 30.000 Fans, die zu den letzten Heimspielen der eigentlich heimischen Schwarz-Gelben strömen, also in Ekstase über die feststehende Rückkehr in die 3. Liga nach elf Jahren Abwesenheit unkontrolliert das Spielfeld fluten, so ist trotzdem kein neuer Untergrund geplant. "Das ist auch mit allen Parteien so abgesprochen", versichert die ASB.
Die großen Ausweichstadien der NFL-Teams
Aachen ist da nicht alleine...
Das letzte Heimspiel der Alemannia findet am 18. Mai gegen die SSVg Velbert statt, genau acht Tage bevor die Centurions Rhein Fire empfangen (live bei ProSieben MAXX, Joyn und ran.de). Bei elf Punkten Vorsprung (Stand: 11. April) ist kaum vorstellbar, dass Aachen die Meisterschaft nicht holt - und die Fans in der Folge den designierten Football-Rasen nicht zur Partyfläche machen.
Weitere Heimspiele in Aachen? Alemannia bringt Centurions in Nöte
Für vier Spiele steht den Centurions das Stadion also zur Verfügung - und dabei bleibt es auch. "Wir hätten gerne mehr Spiele in Aachen absolviert", heißt es aus Köln. Das verhinderte allerdings die ASB.
"Unser erster Ansprechpartner ist die Alemannia und da ab Ende Juli (in der 3. Liga Anfang August) die Fußball-Saison wieder weitergeht, konnten wir den Kölnern keine weiteren Spiele ermöglichen", bleibt die ASB hart.
Das stellt die Kölner vor ein Problem: Denn wo die verbleibenden beiden Heimspiele und ein etwaiges Playoff-Spiel stattfinden sollen, weiß man am Rhein noch nicht. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, schnellstmöglich einen Spielort bekannt geben zu können", heißt es auf der Website.
Der Umzug in die Kaiserstadt wird sich für das Gründungsmitglied der European League of Football in jedem Fall lohnen. "Wir stehen für das Eröffnungsspiel bereits bei mehr als 6.000 verkauften Tickets. Die Resonanz ist großartig", staunt GM Lörcks: "Das ist jetzt schon ein neuer Zuschauerrekord. Wir rechnen mit mehr als 10.000 Zuschauern."
Ob das Ausweichen gen Westen eine einmalige Angelegenheit für die Centurions bleibt, ist noch offen. In einer sportbegeisterten Stadt wie Aachen jedoch durchaus nicht wahrscheinlich.