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NBA Playoffs: Los Angeles Clippers vs. Dallas Mavericks - Die Trilogie
- Aktualisiert: 19.04.2024
- 23:16 Uhr
- Seb Dumitru
Bereits zum dritten Mal in fünf Jahren treffen Los Angeles und Dallas in der ersten Playoff-Runde aufeinander. Zwei Mal gewannen Kawhi & Co., zwei Mal zogen Luka und seine Mavs den Kürzeren. Die Vorzeichen scheinen diesmal jedoch andere zu sein. Schaffen die Texaner im dritten Anlauf den Durchbruch?
von Seb Dumitru
Luka Doncic, Kawhi Leonard, Kyrie Irving, James Harden, Paul George, Russell Westbrook: Sechs Legenden, insgesamt 47 All-Star Nominierungen, drei Meisterschaften, zwei NBA Finals MVPs, zwei MVPs und sechs Scoring-Titel.
Die vermeintlich hochwertigste und mit am meisten Spannung erwartete Auftaktserie in den Playoffs 2024 beginnt am Sonntag in Los Angeles.
Dort empfangen die an Nummer vier platzierten L.A. Clippers die an fünf rangierenden Dallas Mavericks (Sonntag, 21:00 Uhr live auf ProSieben MAXX, ran.de und Joyn!)
Bereits zum dritten Mal in fünf Jahren treffen diese Western Conference Rivalen in Runde eins aufeinander, zum zweiten Mal im #4-vs-#5 Matchup. Zwei Mal gewannen Kawhi Leonard & Co., zwei Mal zogen Luka Doncic und seine Mavs den Kürzeren.
Das Wichtigste zur NBA
Seither hat sich eine ganze Menge getan. Beide Klubs haben personell mächtig aufgestockt – und zählen in einer weit offenen Basketball Association zu den größten Herausforderern der zwei größten Titelfavoriten Denver und Boston.
Wer diese Serie für sich entscheidet, kann sich berechtigte Hoffnungen auf einen tiefen Vorstoß in diese Postseason machen – zumal die Nuggets auf der anderen Seite des Playoff-Baums sitzen.
NBA Playoffs: Sensationelles Doncic-Debut in der Bubble
2020 in der "Walt Disney Bubble" fand das erste Aufeinandertreffen statt. Dallas stand zum ersten Mal seit vier Jahren wieder in der Postseason, als Siebter der Conference, nach 43:32 Siegen in der verkürzten Saison. Die Clippers schafften es mit 49:23 Siegen auf Rang zwei, galten als einer der Top-Contender auf den Titel.
Im ersten Spiel der Serie, in seinem allerersten NBA-Playoff-Spiel überhaupt, erzielte Doncic unfassbare 42 Punkte – neuer Rekord für ein Playoff-Debut. Die Clippers gewannen dennoch (118:110), aber es bahnte sich direkt von Beginn ein lebhaftes Duell an.
Spiel zwei ging an die Mavericks, Spiel drei an die Clippers. Spiel vier lief nicht zuletzt dank Doncics Siegtreffer in Overtime tagelang auf Dauerschleife. Einen Punkt hinten, drückte der Slowene als jüngster Spieler aller Zeiten einen Playoff-Game-Winner mit dem Buzzer durch die Maschen – und damit das extra fette Ausrufezeichen hinter eine epische Performance an jenem Abend (43 Punkte, 17 Rebounds, 13 Assists).
Spiel fünf wurde zur Machtdemonstration der Clippers, die nicht nur in schockierender Blowout-Manier gewannen (154:111), sondern gleich fünf Franchise-Rekorde brachen – unter anderem für die meisten Punkte und die meisten Dreier (22) in einer Playoff-Partie.
Am Ende war es dem alles überragenden Kawhi Leonard vorbehalten, den Schlusspunkt unter den 4:2 Serienerfolg der Clippers zu setzen. Der Superstar erzielte nicht nur zum fünften Mal in sechs Partien 30 Punkte oder mehr, sondern beendete die Serie mit überragenden 32,8 Punkten, 10,2 Rebounds und 5,2 Assists im Schnitt, bei 54 Prozent aus dem Feld.
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Clippers vs. Mavs: The Remix – Wiedersehen in 2021
Ein Jahr später trafen sich beide Teams erneut – und wieder entwickelte sich eine hochklassige Serie auf Augenhöhe. Und einmal mehr gingen Leonard und seine Clippers als Sieger hervor. Dieses Duell sollte in die Geschichtsbücher eingehen als erste der NBA-Annalen, in der jeweils das Auswärtsteam die ersten sechs Partien einer Best-of-Seven Serie für sich entscheiden konnte.
Dallas klaute die ersten zwei in Los Angeles. In Spiel eins blitzte Doncic seine Gegner mit einem Triple Double (31 Punkte, 10 Rebounds, 11 Assists); in Spiel zwei erzielte er 39 Punkte beim 127:121 Sieg seiner Mavericks. Mit einer 2:0 Führung ging es zurück nach Texas, wo die Hausherren in Spiel drei trotz 44 Punkten ihres Megastars und Maxi Klebers bester Leistung in der Serie (14 Punkte, 4-7 Dreier) als Verlierer vom Parkett gingen (108:118).
Spiel vier geriet zur Demontage, die Clippers-Defensive hielt Doncic bei mickrigen 19 Zählern und zwang Dallas zu 25 Fehlwürfen von jenseits der Dreierlinie (bei 30 Versuchen). In Spiel fünf war wieder "Luka Magic Time": der Magier brillierte mit 42 Punkten und 14 Assists, Dallas war plötzlich nur noch einen Sieg vom Upset und der ersten gewonnenen Playoff-Serie seit der Meisterschaft von Dirk Nowitzki im Jahr 2011 entfernt.
"Anything you can do I can do better", dachte sich Leonard, und zerhackstückelte die Mavericks auf deren heimischen Parkett mit einer epochalen One-Man Show in Game Six: 45 Punkte, 18-25 aus dem Feld. "The Klaw" ließ keinen Zweifel, wer bereits zwei NBA Titel und zwei Finals MVP Trophäen in seiner Vitrine stehen hat.
Doncic (46 Punkte, 14 Assists) stemmte sich im alles entscheidenden Spiel sieben mit aller Macht gegen ein erneutes Ausscheiden, aber es brachen alle Dämme: sieben Clippers-Spieler punkteten zweistellig, L.A. traf 50 Prozent seiner Wurfversuche, 46 Prozent seiner Dreier und 100 Prozent von der Freiwurflinie. Am Ende stand ein deutlicher 126:111 Erfolg und der erneute Sieg für die Kalifornier, die anschließend die Conference Finals erreichten.
Clippers gegen Mavericks: Aller guten Dinge sind Drei
Seither sind 36 Monate vergangen. Drei Jahre sind in der NBA eine halbe Ewigkeit. Nur ein kleiner Teil der Protagonisten von damals steht noch in den Kadern: Doncic, Kleber, Tim Hardaway Jr., Dwight Powell (und Josh Green 2021) in Dallas; Leonard, George, Ivica Zubac, Terance Mann und Amir Coffey bei den Clippers.
Mit Irving, PJ Washington, Daniel Gafford, Dereck Lively, Dante Exum und Derrick Jones Jr. auf der einen, sowie Harden, Westbrook, Norman Powell, Daniel Theis und Mason Plumlee auf der anderen Seite, ist mehr als die Hälfte der jeweiligen Rotationen ausgetauscht.
Ty Lue war bei den Clippers nur 2021 an Bord, Jason Kidd heuerte bei den Mavs erst nach deren back-to-back Ausscheiden 2020 und 2021 an. Das Coaching-Schach zwischen diesen beiden NBA-Champions wird zu einem der entscheidenden Faktoren dieser Neuauflage avancieren. Dazu gleich mehr.
In dieser Saison trafen beide Mannschaften drei Mal aufeinander, die Clippers gewannen zwei der drei Duelle. Das letzte Aufeinandertreffen fand jedoch noch vor dem Jahreswechsel statt, im Dezember. L.A. war damals gerade erst dabei, sich nach dem Blockbuster-Trade für Harden zu finden, während die Mavericks durch ihre dunkelste Saison-Phase taumelten.
Die Clippers haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie den – ausserhalb vom amtierenden Champion Denver Nuggets – qualitativ besten Basketball in der Conference spielen können. Zwei Monate lang dominierte L.A. die Liga nach Belieben, holte 31 Siege aus 39 Partien und stellte die mit Abstand explosivste Attacke (122er Offensiv-Rating).
Danach nahmen die Veteranen den Fuß mächtig vom Gas, plagten sich mit Verletzungen und mangelnder Konstanz/Motivation, gewannen aber genügend wichtige Duelle gegen Top-Teams wie Denver, Phoenix und Minnesota, um sich am Ende Heimvorteil zu sichern.
Derweil sind Dallas' schwacher Start, Irvings frühe Abwesenheit (22 der ersten 49 Partien verpasst) und die Verzweiflung vor den Trades für P.J. Washington und Daniel Gafford längst im Rückspiegel verschwommen.
16 Siege aus den letzten 18 relevanten Partien (die letzten zwei gegen Detroit und OKC lassen wir mal außen vor, da es um nichts mehr ging) und die stärkste Defensive der Liga in ebenjenem Zeitraum lassen die Texaner als heißestes Team der NBA in die Postseason brausen.
NBA Playoffs: L.A. oder Dallas - Wer gewinnt in 2024?
Beide Fan-Basen haben bekommen ähnlich viel Kopfweh beim Gedanken an die außerirdischen Qualitäten der jeweiligen gegnerischen Superstars – inklusive jüngster Heldentaten gegen ihr Team. Auf ihnen wird natürlich der Hauptfokus liegen. Sowohl Doncic als auch Leonard zählen zu den besten Playoff-Performern ihrer Generation, zwei unaufhaltsame Naturgewalten, wenn sie erst einmal "in the zone" sind.
Die beste Mavs-Lineup seit der Trade Deadline lautet: Doncic, Irving, Jones Jr., Washington und Gafford (plus 15,5 pro 100 Ballbesitze). Coach Kidd kann wahlweise größer oder kleiner aufstellen, indem er den sprunggewaltigen Lively oder Kleber und dessen Spacing im Frontcourt einsetzt. Oder er geht ganz klein und lässt Washington auf der Fünf auflaufen, um Lues Smallball abzugleichen.
Kidd, der nicht immer unumstritten war, hat jetzt zwei Mal in drei Jahren die 50-Siege-Marke geknackt und buhlt um einen neuen Vertrag. Der aktuelle läuft 2025 aus, ein tiefer Run würde eine Verlängerung in diesem Sommer garantieren.
Clippers-Coach Lue zählt bekanntlich zu den gewieftesten Taktikern der Association – und hat sich mit Sicherheit schon einen Gameplan zurechtgelegt. Sowohl im Angriff als auch defensiv, wo er dank George und Leonard zwei elitäre Doncic-Verteidiger auf seiner Seite weiß.
Los Angeles' beste Fünfer-Kombo aus Leonard, George, Harden, Zubac und Powell (plus 18,4 pro 100 Ballbesitze) wird nur dann Spiele beenden, wenn Doncic den kroatischen Center nicht erneut in ein Mismatch-Switch nach dem anderen packt und bei lebendigem Leibe auffrisst. Lue kann und wird häufig klein spielen, um die individuellen Fähigkeiten seiner Stars zu maximieren, und Kidd so seinerseits zu Anpassungen zwingen.
Backups wie der elektrische Sixth Man Westbrook auf Clippers-Seite sowie Dallas' Comeback-Spieler des Jahres, Dante Exum, werden versuchen, die Top-Stars bestmöglich zu entlasten. Während die Duos Doncic/Irving (im Schnitt 64 Punkte bei 54/43/100 Splits in zwei regulären Partien gegen die Clippers) und Leonard/George wie erwartet abliefern dürften, lastet vor allem auf einem Mann immenser Druck: James Harden.
"The Beard" war die Akquisition, die L.A. endgültig pushen sollte – hat aber nach starkem Auftakt in seiner Heimatstadt stark nachgelassen. Der Unterschied zwischen seinen Splits vor (17,5 PPG bei 45 Prozent Dreier) und nach (14,8 PPG bei 30 Prozent Dreier) der All-Star Pause ist erschreckend; zuletzt laborierte der 34-Jährige an einer Fußverletzung. Harden, der in den Playoffs fast immer untertaucht, ist der X-Faktor in dieser Serie, in der es keinen echten Favoriten gibt.
Dallas' Motivation, zwei frühe Ausscheiden zu rächen, kann größer nicht sein. Doncic hat einen neuen Coach, neue Nebendarsteller und einen veritablen Co-Star an seiner Seite, muss also zum ersten Mal nicht mehr alles im Alleingang erledigen. Mehr off-the-Dribble Chuzpe dank Irving, sowie eine Armada an fähigen Verteidigern und offensiven Vollstreckern, geben dem Slowenen mehr Waffen als jemals zuvor, um zwischen seinem eigenen, verheerenden Game (Topscorer der Liga mit 33,9 PPG, zweitbester Assistgeber mit 9,8 APG) und dem Input seiner Mitspieler hin und her zu schalten.
Leonard, der seit dem 31. März nicht gespielt und die letzten acht Partien der regulären Saison verpasst hat, soll zu Spiel eins am Sonntag wieder einsatzbereit sein. L.A. gibt sich in dieser Sache gewohnt verschlossen, spricht von "Entzündung" und dass eine Injektion vor drei Wochen "hoffentlich für Linderung sorgen" wird. Das ist alles andere als optimal, wir werden also erst zu Beginn der Serie erfahren, ob und wie fit der sechsfache All-Star wirklich ist.
Eines sollte klar sein: ohne einen Leonard in Normalform haben die Clippers nur geringe Chancen, die zuletzt lichterloh brennenden Mavericks und ihre überweltliche Nummer 77 ein drittes Mal in den Sommerurlaub zu schicken.