Champions League
Real Madrid - Urs Meier exklusiv: "Vinicius Jr. gehört auf jeden Fall vom Platz"
- Veröffentlicht: 08.03.2024
- 14:05 Uhr
- Andreas Reiners
Zwei Schiedsrichter-Entscheidungen sorgten in dieser Woche für Wirbel. Gibt es einen Real-Bonus? Wir haben mit Ex-Referee Urs Meier darüber gesprochen.
Von Andreas Reiners
Bei RB Leipzig herrschte Unverständnis. Wut. Ärger. Es gab den Vorwurf, dass die Schiedsrichter nicht den Mut hätten, einen Spieler wie Vinicius Jr. vom Platz zu stellen. Einem "Könglichen" Rot zu zeigen. Keine Frage: Der Frust war groß.
Deshalb stand nach dem Aus im Achtelfinale der Champions League im Duell mit Real Madrid (1:1) Referee Davide Massa aus Italien im Mittelpunkt. Denn er hatte in der 54. Minute darauf verzichtet, den Offensivstar des Platzes zu verweisen.
Vinicius Jr. hatte Leipzigs Kapitän Willi Orban zunächst gefoult und anschließend geschubst. Die große Frage: War das eine Tätlichkeit?
Für Urs Meier ist die Situation klar, zum Teil aber auch nicht.
"In der Gesamtsumme hätte es sicher Rot sein müssen, da gehört er auf jeden Fall vom Platz. Die erste Attacke war schon Gelb und die zweite wäre mindestens Gelb gewesen. Und ob man jetzt Gelb-Rot oder direkt Rot gibt, da würde ich gar kein großes Fass aufmachen", sagte Meier im Gespräch mit ran: "Es ist eine spielentscheidende Szene. Warum hat Vinicius so reagiert? Weil er unzufrieden war und Leipzig einfach gut gespielt hat."
Das Wichtigste in Kürze
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Aber: Dass der Video-Assistent in der Szene nicht eingreift, kann Meier nachvollziehen. "Die Schiedsrichter auf dem Platz haben das Gefühl für das Spiel. Die müssen das spüren, ob Rot gerechtfertigt ist. Je nach Spielverlauf kann man es in so einer Szene auch bei Gelb belassen", so Meier, der klarstellt: "Es ist daher keine klare Fehlentscheidung. Für mich ist das Schubsen alleine nicht klar Rot. Es ist im orangenen Bereich. Aber in der Gesamtsumme gehört er auf jeden Fall vom Platz."
Dass es bei den Leipzigern brodelte, verwundert Meier nicht. "In der Gesamtsumme verstehe ich Leipzig, sie haben sich im ersten Spiel schon benachteiligt gefühlt. Man hat im Rückspiel viele Chancen vergeben. Man müsste in Führung sein, dann gibt es keine Rote Karte, und der Spieler schießt auch noch das Tor. Da kann ich nachvollziehen, dass man sich benachteiligt fühlt."
Dass Schiedsrichter gegen Real anders zu Werke gehen, ihnen der Mut fehlt oder es gar einen Real-Bonus gibt, kann sich der Schweizer aber nicht vorstellen. "Ich hoffe nicht, dass es einen Real-Bonus gibt, ich glaube es aber nicht. Ich selbst habe immer gesagt, dass für mich weiß gegen rot oder weiß gegen blau spielt. Wenn du anfängst zu denken: 'Das ist Real, da kann ich jetzt nicht' – da hast du sowieso schon verloren als Schiedsrichter", betont der Schweizer.
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Beim zweiten Aufreger der deutschen Europapokal-Woche ist es für Meier noch deutlicher: Dass Schiedsrichter Alejandro Hernandez im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League zwischen dem SC Freiburg und West Ham United (1:0) in der Nachspielzeit nicht auf den Punkt zeigte, "ist für mich die absolut richtige Entscheidung".
Freiburgs Noah Weißhaupt war zuvor in einem Zweikampf der Ball an die Hand gesprungen. "Es war eine natürliche Bewegung, auch wenn der Arm weit oben ist. Dahin gehört der Arm, wenn du so reingehst", findet Meier: "Es ist weder Absicht noch Unnatürlichkeit, darum ist es auch kein Elfmeter." Das einzige, das sich der 65-Jährige fragt: "Warum es fünf Minuten dauert, bis man das entschieden hat."