Turnier in Katar
WM 2022: Karim Benzema - sein Final-Comeback kann für Frankreich auch zum Bumerang werden
- Aktualisiert: 15.12.2022
- 22:42 Uhr
- ran.de
Frankreich musste vor der WM diverse Verletzungen von Stars verkraften. Keine schmerzte wohl so sehr wie die des frisch gekürten Ballon-d'Or-Gewinners Karim Benzema. Nun soll er offenbar zum Finale anreisen. Dieser Plan birgt aber auch Gefahren.
Von Marcus Giebel
München - Wer hätte nicht gerne den amtierenden Gewinner des Ballon d'Or in seinen Reihen, wenn das WM-Finale ansteht? Frankreich bietet sich die Gelegenheit, wenn am Sonntag (16:00 Uhr im Liveticker) gegen Argentinien der Titel erfolgreich verteidigt werden soll.
Denn Karim Benzema, der die wichtigste individuelle Auszeichnung vor wenigen Wochen entgegennahm, könnte am Tag vor seinem 35. Geburtstag im Aufgebot der "Equipe Tricolore" stehen.
Karim Benzema zum WM-Finale? In Frankreichs Kader steht sein Name nach wie vor
Vom Plan, den Torjäger von Real Madrid einfliegen zu lassen, hatte "Mundo Deportivo" bereits vor dem Halbfinale gegen Marokko (2:0) berichtet. Demnach hätten die "Königlichen" ihre Erlaubnis erteilt, damit ihr wichtigster Spieler eine weitere Krönung miterleben könnte.
Offiziell dürfte sich Benzema bei einem französischen Erfolg Weltmeister nennen - dem 26-köpfigen Kader von Trainer Didier Deschamps gehört er weiter an. Trotz seines Muskelfaserrisses im linken Oberschenkel wurde kein Ersatz nominiert.
Karim Benzema vor WM-Rückkehr: Im Angriff besteht eigentlich kein Bedarf
Womöglich wegen der minimalen Hoffnung auf eine triumphale Rückkehr in den Kreis der Teamkollegen? Ein Einsatz, selbst als Joker, wäre schon eine Überraschung. Denn gerade in der Offensive griff bei der "Equipe Tricolore" in Katar ein Rädchen ins andere.
Mit Olivier Giroud, Kylian Mbappe und Antoine Griezmann verfügt die Startelf über ein Trio von Weltklasse-Format, dahinter haben sich die Bundesliga-Profis Marcus Thuram und Randal Kolo Muani bewährt.
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Karim Benzema wieder einsatzbereit: Testspiel für Real Madrid absolviert
Kaum vorstellbar, dass Deschamps dieses (zusammen-)gewachsene Gebilde aufgeben würde, um einem durchaus umstrittenen Star - Benzema war wegen der versuchten Erpressung von Nationalspieler Mathieu Valbuena fünfeinhalb Jahre lang von "les Bleus" ausgeschlossen worden - einen WM-Finaleinsatz zu schenken. Zumal Benzema die Mannschaft wegen seiner Verletzung direkt verlassen hatte und folglich auch einige Abläufe auf dem Rasen erst wieder verinnerlichen müsste.
Immerhin trainiert er seit einigen Tagen wieder bei Real, in La Liga wird die Saison am Silvesterwochenende fortgesetzt. In einem Testspiel gegen CD Leganes über zweimal 30 Minuten (1:1) kam Benzema als Kapitän zum Einsatz, schien schmerzfrei zu agieren.
Didier Deschamps weicht Benzema-Frage aus: Kniff des Trainers?
Dass Deschamps der Frage zum Benzema-Comeback direkt nach dem Halbfinale auswich, könnte auch Taktik gewesen sein. Die Argentinier um Lionel Messi müssen nun zumindest im Hinterkopf haben, dass sie am Sonntag möglicherweise auch den Weltfußballer stoppen müssen.
So beschäftigt die Personalie garantiert auch die Vorbereitung der vor Selbstvertrauen beinahe platzenden Südamerikaner.
Bekommt Benzema sein WM-Finale? Frings skeptisch
Doch auch in der eigenen Mannschaft kann die Diskussion für Unruhe sorgen. Darauf verwies Torsten Frings in der "ran WM Webshow": "Zum einen kann es pushen ohne Ende, auf der anderen Seite hast du schon einen eingeschworenen Haufen und jetzt kommt jemand von außen dazu, auch wenn er total anerkannt ist."
Womöglich wechsele Deschamps den Rückkehrer auch ein, "falls sie gewinnen. Auf der anderen Seite muss man dafür auch jemanden streichen. Eine Situation, die eine Mannschaft auseinanderbringen kann."
Benzemas Comeback - auch wenn es eine Feel-good-Story wäre - könnte also zu einem Bumerang für Deschamps und sein Starensemble werden.
Karim Benzema wieder nach Katar? Vielleicht wird er zum Fan vor Ort
Das wird auch der Coach zu bedenken haben, der vor seinem dritten Weltmeistertitel - dem zweiten als Trainer - steht und triumphal abtreten könnte. Da müsste es ihm eigentlich egal sein, ob sich Benzema als richtiger Weltmeister fühlen würde oder ihm letztlich nur die Zuschauerrolle bleibt.
Eine feine Geste wäre es ohnehin, dürfte der Pechvogel beim Finale vor Ort dabei sein.
Mehr erwartet auch die in Madrid beheimatete Sportzeitung "Marca" nicht. Dort wird Benzema im Falle einer Anreise nach Katar mit einem Fan verglichen. Demnach habe ihn der französische Fußball-Verband eingeladen. Letztlich gehe es darum, das Team anzufeuern.
Karim Benzema oder Mbappe & Co: Wer bekommt das Rampenlicht?
Aber ob Benzema das wirklich genügen würde? Eigentlich ist er es ja gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Seit der Ballon-d'Or-Auszeichnung noch ein bisschen mehr.
Das Final-Rampenlicht haben sich während dieses Turniers aber eben auch Mbappe, Giroud und Co. verdient. Mehr als Benzema, der schon beim Titelgewinn 2018 in Russland aus bereits genanntem Grund nicht dabei war.
Der aufsehenerregende Comeback-Plan birgt also diverse Risiken. Und ist deshalb durchaus heikel.
Vielleicht sollte Deschamps wegen der Risiken und Nebenwirkungen vorher sicherheitshalber einmal in seine Mannschaft hineinhorchen. Falls er das nicht schon getan hat.