Buffalo Bills at Kansas City Chiefs: Josh Allen vs. Patrick Mahomes - Duell der Top-Quarterbacks
Buffalo Bills at Kansas City Chiefs: Patrick Mahomes und Josh Allen - Zwei Top-Quarterbacks unter sich
Das Playoff-Spiel der vergangenen Saison zwischen den Buffalo Bills und den Kansas City Chiefs gilt als eines der spektakulärsten Postseason-Duelle der jüngeren Vergangenheit. Am Sonntag (ab 22:20 Uhr live auf ProSieben und im Livestream auf ran.de) stehen sich die beiden Top-Teams (beide 4-1) um die elitären Quarterbacks Josh Allen und Patrick Mahomes erneut gegenüber. Was macht die beiden Spielmacher aus? Wie verlief ihre bisherige NFL-Karriere? Womit ist beim Aufeinandertreffen in Woche sechs zu rechnen? ran stellt die beiden gegenüber.
Ein Spiel für die Ewigkeit
23. Januar 2022, Divisional Round, Buffalo Bills zu Gast bei den Kansas City Chiefs - und zwei Quarterbacks, die zu Höchstleistungen auflaufen. Mit 42:36 behielten die Chiefs im heimischen Arrowhead Stadium gegen starke Bills die Oberhand, einzig die umstrittene und in der Folge veränderte Overtime-Regel verhinderte vermutlich ein noch höheres Ergebnis. Sollten die Spielmacher am Sonntag auch nur annähernd so gute Zahlen wie vor knapp neun Monaten auflegen, dürfen sich alle Football-Fans auf beste Unterhaltung freuen.
13-Sekunden-Drive - und Gabe Davis macht sich einen Namen
Viel eindrucksvoller kann ein Drive nicht sein: Mit nur noch 13 Sekunden auf der Uhr führte Mahomes seine Chiefs über 75 Yards zum Field Goal, gleichbedeutend mit dem Ausgleich in letzter Sekunde. Insgesamt legten die Quarterbacks über 700 Passing Yards auf und fanden sieben Mal einen Mitspieler in der Endzone. Bills-Receiver Gabe Davis kam auf 201 Receiving Yards und erzielte vier Touchdowns, Ex-Chiefs-Passempfänger Tyreek Hill lieferte mit 150 Receiving Yards und einem Score ebenfalls ab. "Mit diesem Quarterback, mit diesem Trainerstab und diesen Spielern, die sie haben, wird es noch eine Menge Duelle geben", prophezeite Mahomes nach der Partie und soll damit recht behalten.
College und Draft: Unzählige Absagen und eine Chance
Nach seiner Zeit an der High School hatte Allen keine Angebote von relevanten Universitäten und spielte für ein Jahr am Community College in Reedley. Nach der Spielzeit schickte er angeblich hunderte Mails mit Highlight-Clips an College-Coaches und kassierte haufenweise Absagen - einzig Wyoming offerierte ihm ein Stipendium und gab ihm damit die Möglichkeit, sich in der NCAA zu beweisen. In 27 Spielen warf er für 5.066 Yards und 44 Touchdowns bei 21 Interceptions. Vor dem Draft zweifelten manche Experten an seiner Genauigkeit und der Fähigkeit, auch in großen Spielen zu performen. Die Bills tradeten trotzdem für ihn nach oben und sicherten sich 2018 seine Dienste mit dem siebten Pick - die einzig richtige Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
College und Draft: Baseball oder Football?
2014 wurde Patrick Mahomes in der 37. Runde des MLB-Draft von den Detroit Tigers ausgewählt, entschied sich aber für den Football und ein Stipendium an der Texas Tech. Nach einer Saison als Backup wurde er 2015 offiziell zum Starter ernannt und legte in zwei Spielzeiten 9.705 Passing Yards sowie 77 Touchdowns auf (25 Interceptions). 2016 erhielt er die Sammy Baugh Trophy für den besten Passer des Landes und empfahl sich nachhaltig für die bevorstehende Talentewahl, in der er an 10. Stelle von den Chiefs gepickt wurde, nachdem diese für ihren Wunsch-Quarterback 17. Plätze nach oben tradeten.
Aller Anfang ist nicht leicht
Buffalo befand sich 2018 im Umbruch und der Rookie musste sich zunächst hinter Nathan Peterman anstellen, übernahm kurz nach Saisonbeginn aber den Starter-Posten. "Wir sprechen intern viel über Entscheidungen und darüber, was wir tun müssen und was der richtige Schritt zur richtigen Zeit ist, und im Moment ist dies der richtige Schritt für uns", erklärte Head Coach Sean McDermott im September 2018 den Schritt. Allerdings hatte Allen in seiner Anfangszeit Probleme, blieb 2018 und 2019 jeweils unter einer Completion Percentage von 60 Prozent und leistete sich insgesamt 21 Interceptions. Kritiker seines Spiels sahen sich in diesen Zahlen bestätigt, auch wenn er die Liga in seiner zweiten Spielzeit in puncto Game Winning Drives (fünf) anführte.
Zeit für den Rohdiamanten
Anders als Allen bekam Mahomes in seiner ersten NFL-Saison Zeit, sich an die Umstände und Anforderungen zu gewöhnen und wurde lediglich im finalen Regular-Season-Spiel gegen die Denver Broncos eingesetzt (284 Passing Yards, kein Touchdown, eine Interception). "Alex [Smith, Anm. d. Red.] war das Beste, was Pat Mahomes passiert ist. Alex hat Patrick in seine Welt gelassen, ohne dass er ihn dazu gezwungen hat. Es hat also perfekt funktioniert", so Head Coach Andy Reid bei "Fox Sports" über die Beziehung von Starter und Backup. Wie wertvoll dieses Lehrjahr war, zeigte bereits die Folgesaison.
Allens Sprung in die NFL-Spitze
2020 sollte das Jahr werden, in dem Josh Allen endgültig seine Fußstapfen in der NFL hinterließ. Er führte die Bills mit einer 13:3-Bilanz in die Playoffs und beendete die Spielzeit in den Kategorien meiste Passing Yards (4.544) und meiste Touchdowns (37) in den Top 5. In der Postseason drang Buffalo bis in das Conference Game der AFC vor, unterlag dort allerdings den Chiefs um Mahomes (24:38). Als Folge der starken Leistungen erhielt Allen eine fette Vertragsverlängerung über sechs Jahre, in denen er circa 250 Millionen US-Dollar verdienen kann.
Im zweiten Jahr direkt Elite
Während Allen erst in seiner dritten Spielzeit so richtig durchstartete, lieferte Mahomes schon im zweiten Jahr schier unglaubliche Zahlen ab. Satte 50 (!) Touchdowns legte der mittlerweile 27-Jährige auf, warf dabei für über 5.000 Yards und wurde lediglich zwölf Mal gepickt. In der Saison 2019 führte er seine Chiefs bereits in den Super Bowl, schlug dort die San Francisco 49ers (31:20), wurde zurecht zum MVP gekürt und machte sich damit unsterblich. Zur Belohnung gab es noch den dicksten Deal der NFL-Geschichte, der ihm in zehn Jahren bis zu 500 Millionen US-Dollar einbringen kann.
Privates Glück mit der Jugendliebe
Auch abseits des Feldes läuft es bei Allen rund, bereits seit einigen Jahren ist er mit seiner High-School-Liebe Brittany Williams liiert. Erst kürzlich offenbarte sie im "The Morning After"-Podcast, wie es zu der Beziehung kam. Ein gemeinsames Kind lässt ebenso wie die Hochzeit noch auf sich warten.
Familie sorgt für Schlagzeilen
Das Umfeld von Patrick Mahomes sorgte in der vergangenen Saison eher für negative Schlagzeilen. Bruder Jackson Mahomes liefert regelmäßig fragwürdige Beiträge in den sozialen Medien. Frau Brittany sorgte beim Playoff-Spiel gegen die Buffalo Bills für Unmut, als sie aus der Loge heraus Champagner auf den Chiefs-Fans verteilte. Nichtsdestotrotz sind Patrick und Brittany seit März dieses Jahres verheiratet, haben bereits eine gemeinsame Tochter und erwarten in den kommenden Monaten einen Sohn.
Schafft es Allen endlich in den Super Bowl?
Zurück zum Sportlichen und den Buffalo Bills: Mit Receiver Stefon Diggs weiß Allen - als Dual-Threat-Quarterback auch im Laufspiel brandgefährlich - einen der besten Passempfänger der NFL in seinen Reihen. "Er ist ein verdammt guter Quarterback. Seit ich ihn getroffen habe, hat es irgendwie geklickt", schwärmte Diggs jüngst bei "The Rich Eisen Show". Auch der Verlust von Offensive Coordinator Brian Daboll, der aktuell mit den New York Giants die Liga aufmischt, scheint dem Spielmacher nichts auszumachen - im Gegenteil. Allen und sein Receiving Corps um Gabe Davis, Isaiah McKenzie und Tight End Dawson Know liefern weiter ab, der Spielmacher zeigt sich sehr nervenstark (71 Prozent Erfolgsquote bei 4th Downs) und verbessert im Kurzpassspiel.
Josh Allen - starker Arm, starke Beine
Auch die weiteren Zahlen, die er liefert, sprechen für sich: Allen führt in dieser Saison mit 1651 Passing Yards die Statistik an. 14 seiner Pässe haben schon zu Touchdowns geführt, der zweitbeste Wert der Liga. Dass der 26-Jährige einen starken Arm hat, ist bekannt. Aber Allen ist auch lauffreudig unterwegs, zwei Touchdowns hat er schon selbst erzielt. Durchschnittlich erläuft er 6,4 Yards pro Versuch - nur in seiner Rookie-Saison war er erfolgreicher in dieser Statistik (7,1 Yards). Unter den Stammspielern liegt er mit einem Quarterback-Rating von 107,4 auf dem vierten Platz.
Auch Kansas City will nach Arizona
Neben den Bills, die unter den Buchmachern als Favorit auf den Gewinn der AFC gelten, kann der Weg nach Glendale, dem Austragungsort des Super Bowl LVII, nur über Kansas City führen. Trotz des Verlusts von Speedster Tyreek Hill - mittlerweile in Miami aktiv - läuft das Passspiel weiter rund. Tight End Travis Kelce verbreitet in der gegnerischen Passverteidigung Angst und Schrecken, Wide Receiver Marques Valdez-Scantling findet ebenso wie JuJu Smith-Schuster immer besser in seine Rolle. Zudem steht mit Head Coach Andy Reid einer der besten Playcaller an der Seitenlinie.
Mahomes' Adlerauge
Und dann ist da natürlich Mahomes ... er weiß ganz genau, wie er seine Mitspieler in der Endzone findet: 15 Touchdown-Pässe hat er in dieser Spielzeit schon geworfen. Top-Wert! Im Vergleich zu Allen läuft Mahomes deutlich weniger, knapp halb so oft hat er es versucht - ein Touchdown ist ihm dabei noch nicht gelungen. Allerdings hat er den Ball auch nur einmal gefumbelt, Allen steht bei vier. Sicherheit geht vor! Das zeigen auch die Interceptions, von Allen landeten vier Pässe beim Gegner, bei Mahomes dagegen nur zwei. Allein Tom Brady ist bei ähnlichen statistischen Werten weniger anfällig für einen Fehlpass, ihm ist das Malheur nur einmal bislang unterlaufen.
Direkte Duelle: Vergangenheit und Zukunft
Was ist nun also vom Duell am Sonntag (ab 22:20 Uhr auf ProSieben und im Livestream auf ran.de) zu erwarten? Vor allem Offensivspektakel. In den vergangenen vier Aufeinandertreffen wurden mindestens 43 Punkte erzielt, drei Mal sogar mehr als 58. Drei Partien gewannen die Chiefs, im Oktober 2021 behielten die Bills die Oberhand. Für die Bills dürfte es vor allem darum gehen, Kelces Catches zu limitieren und über die Mitte des Feldes wenig zuzulassen. Auf der anderen Seite des Balles muss die Offensive Line gegen Defensive Tackle Chris Jones sowie die Defensive End Carlos Dunlap und Frank Clark bestehen - gelingt dies, könnte Allen gegen die nicht immer sichere Chiefs-Secondary einige Big Plays auflegen.