NFL: Die Horror-Zahlen von Adam Gase - und warum die New York Jets trotzdem an ihm festhalten
NFL: Die Horror-Zahlen von Adam Gase - und warum die New York Jets trotzdem an ihm festhalten
Nicht erst seit dem 0-3-Auftakt in die neue Saison steht Head Coach Adam Gase bei den New York Jets in der Kritik. Schon vor der Saison gab es angeblich Überlegungen, den 42-Jährigen von seinen Pflichten zu entbinden - das "Thursday Night Football"-Spiel gegen die Denver Broncos in Woche 4 der aktuellen Spielzeit wolle man aber nun nochmal genau beobachten (die Highlights dieser Partie gibt es am Freitagmorgen, 2. Oktober, ab 7:30 Uhr auf ran.de). Gase steht unter Druck: seine Zahlen mit der "Gang Green" sind teilweise verheerend, vor allem in der Offense. Warum trotzdem an ihm festgehalten wird? Das hat wohl hauptsächlich mit Quarterback Sam Darnold zu tun. ran.de wirft einen genaueren Blick auf die Gase-Situation bei den Jets.
Saisonstart 2020 mit grauenhafter Punkte-Differenz
Der Saisonstart hätte für Gase und die Jets kaum schlechter sein können. Mit einer Punkte-Differenz von -57 nach drei Spielen ist kein Team schlechter in die Spielzeit gestartet. Zuletzt sah die Punkte-Differenz im Jahr 2002 mit -58 ähnlich schlecht aus. Schon im vergangenen Jahr kam das Team unter Gase extrem schlecht in den Tritt. Zwar wurde das Jahr mit einer akzeptablen Bilanz von 7-9 beendet, dafür mussten die Jets jedoch ganze sechs ihrer letzten acht Spiele gewinnen. Ob das dieses Jahr ebenfalls gelingt, darf zumindest stark angezweifelt werden.
Problem-Zone der Offense: Third Down
Im letzten Jahr waren es vor allem die Third-Down-Conversions, die den Jets Probleme machten. Nur 30,7 Prozent aller Third Downs konnten die Saison über verwertet werden. Nur das Washington Football Team war noch schlechter unterwegs. "Alles im vergangenen Jahr war absolut furchtbar", so der Head Coach nach der Saison. "All diese Statistiken kann man einfach nur die in Tonne schmeißen." Doch das ist nicht alles. In den ersten 17 Spielen unter Gase konnte das Team nur 33 Touchdowns erzielen. Dagegen stehen aber ganze 93 Punts zu Buche.
Offensives Mastermind?! Die Zahlen-Katastrophe geht weiter
Jets-Eigentümer Woody Johnson nannte Gase erst vor drei Wochen ein "Mastermind in der Offense". Schaut man sich die weiteren Zahlen an, kann man sich nur fragen, wie genau er auf diesen Ausdruck kommt. "ESPN"-Moderator und Jets-Fan Mike Greenberg belegte in einem kürzlichen Beitrag über "seinen" Head Coach das genaue Gegenteil. So konnten nur bei 24 Prozent aller Ballbesitze unter Gase Punkte erzielt werden. In der Liga war kein Team schlechter. Das trifft auch auf die durchschnittliche Länge der Drives zu - diese liegt bei 23 Yards. Speziell in diesem Jahr hat kein Team weniger Offense-Yards und Touchdowns erzielt. Trotz der vielen Ausfälle, die man den Jets durchaus zugestehen muss, sind das keine Zahlen eines Masterminds in der Offense.
Adam Gase: Vertraut er Sam Darnold?
Auch das Verhältnis zu Sam Darnold scheint ungewöhnlich zu sein. Zwar stellte sich der Quarterback zuletzt noch hinter seinen Coach, allerdings kann man sich nicht sicher sein, ob Gase seinem Spielmacher überhaupt vertraut: So war es Darnold in einer 4th&1-Situation gegen die San Francisco 49ers laut Gase nicht erlaubt, einen Quarterback-Sneak anzusagen, obwohl es eine große Lücke in der Defense gab. Am Ende missglückte das Play. Außerdem wurde offenbar kein einziger Pass-Versuch über 20 Yards angesagt. Darnold "durfte" lediglich kurze Pässe spielen. Um so über das Feld zu kommen braucht es jedoch mehr Kreativität im Play-Calling. Erst Recht gegen eine Defense, die zuletzt im Super Bowl stand und nur von Patrick Mahomes geschlagen werden konnte.
Gase und die Quarterbacks: Ryan Tannehill als Beispiel
Schaut man sich die Situation um Ryan Tannehill an, müssten bei den Jets und Darnold eigentlich alle Alarmglocken läuten. Bei den Miami Dolphins spielte der Quarterback unter der Führung von Gase deutlich unter seinen Möglichkeiten und wurde schließlich zu den Titans getradet. Das alles für einen Viertrundenpick und einen Siebtrundenpick. Dazu schickten die Dolphins noch einen Sechstrundenpick und zahlten fünf Millionen Dollar als eine Art Signing Bonus. Das alles um einen Quarterback loszuwerden, der in seinem ersten Jahr bei den Tennessee Titans - und ohne Adam Gase - das vierthöchste Passer Rating der NFL-Geschichte erzielte und sein Team bis ins AFC Championship-Game führte. Wer weiß, zu was Darnold eigentlich im Stande wäre. Der steht derzeit bei drei Touchdowns, vier Interceptions und einem Quarterback-Rating von 70,7.
Trotz der Zahlen: Darnold ist Gases Rettungsanker
Trotz dieser Zahlen soll Darnold einer der Hauptgründe sein, warum Gase noch in New York coachen darf. Laut dem "NFL Network" sei eine Entlassung Gases in den Gedanken der Verantwortlichen nicht nur "kontraproduktiv" für das Team, sondern vor allem für den Quarterback. Das Front Office wolle nun sehen, dass das Team die richtige Einstellung zeigt und das Ruder rumreißt. Man hoffe, dass Gase sein Team zu einem ähnlichen "U-Turn" führt wie zum Abschluss der letzten Saison. Die Bosse seien sich bewusst, dass man die Fan-Base mit einer Entlassung beruhigen könnte, aber ob sie den gewünschten sportlichen Erfolg bringen würde, sei zu ungewiss. Nun liegt es also an der Team-Performance gegen die Denver Broncos.