Tavon Austin: Das fehlende Puzzlestück für die Green Bay Packers?
Tavon Austin: Das fehlende Puzzlestück für die Green Bay Packers?
Die Green Bay Packers haben sich mit Tavon Austin verstärkt. Was kann er Aaron Rodgers und Co. bringen? Was sind seine Stärken? Wie tickt er? Ist er das fehlende Puzzlestück? ran.de mit einer Einschätzung.
Warum haben die Packers ihn geholt?
Die Receiver-Position gilt bei den Packers schon länger als Baustelle, weder im Draft, noch in der Offseason oder bis zu Trade-Deadline schlugen die Packers zu, der anvisierte Deal für Will Fuller kam nicht zustande. Austin soll den Packers jetzt, wo es auf die Postseason zugeht, dann doch noch mehr Tiefe verleihen, eine weitere Alternative bieten. Die bisherige Saison hat gezeigt, dass dies durchaus vonnöten ist. Denn hinter Superstar Davante Adams (im Bild) sind die Leistungen der restlichen Receiver um Allen Lazard, Marquez Valdes-Scantling, Malik Taylor oder EQ St. Brown immer noch schwankend.
Wie lief es zuletzt?
Der 30-Jährige war im vergangenen August zu den San Francisco 49ers gewechselt, verletzte sich im Camp aber am Knie und landete auf der Injured-Reserve-List. Ende Oktober einigten sich beide Parteien auf eine Entlassung, wodurch er für andere Teams frei wurde. In den letzten drei Saisons mit den Los Angeles Rams (2017) und den Dallas Cowboys (2018 und 2019) lief es eher mäßig.
Was zeichnet ihn aus?
Seine große Stärke? Dass er variabel einsetzbar ist. Er galt schon 2013, als die Rams (damals noch in St. Louis) ihn in der ersten Runde an achter Stelle drafteten, als Hybrid-Spieler. Er ist also einer, der nicht nur Pässe fangen, sondern auch laufen kann. Hinzu kam seine Athletik, seine Explosivität: Den 40-Yard-Dash lief er in 4,34 Sekunden, der Rekord liegt bei 4,22 Sekunden.
Wie verliefen die Anfangsjahre?
Stark. In den Saisons 2013 bis 2016 kam er bei den Rams in 59 Spielen auf 1642 Receiving und 968 Rushing Yards sowie insgesamt auf 20 Touchdowns. Daneben machte er sich auch als starker Punt-Returner einen Namen: In dieser Kategorie kommt er in seiner Karriere bei 185 Punts auf 1.466 Yards (7,9 im Schnitt) und drei Touchdowns und bei 25 Kickoffs auf 451 Yards (18 im Schnitt).
Was muss man noch wissen?
Austin kennt Head Coach Matt LaFleur und Running-Back-Coach Ben Sirmans aus seiner Zeit bei den Rams. Sirmans konnte von 2013 bis 2015 auf die Stärken des vielseitigen Austin setzen, LaFleur war 2017 sein Offensive Coordinator. Für Austin war es damals das letzte Jahr bei den Rams. Hinzu kommt die zwischenmenschliche Komponente. Dafür lohnt sich ein Blick in die HBO-Serie "Hard Knocks" von 2016. Damals begleitete der Sender die Rams, und Austin entpuppte sich im Golfcart oder Pokemon GO spielend als einer der unterhaltsamsten Rams-Akteure. Auch das kann ein Faktor für ein Team sein. Wie man seinen Quarterback "umgarnt", weiß er auch schon: Er gratulierte Rodgers brav via Twitter.
Gibt es Haken?
Ja, die große Frage, die über allem steht: Hat er es noch drauf? Die letzten drei Saisons liefen wie erwähnt nur noch mäßig. Er kommt in diesem Zeitraum auf 34 Catches für 364 Yards und drei Touchdowns, dazu lief er für 372 Yards und zwei Touchdowns. In den 37 Spielen startete er in lediglich neun, außerdem fing er in 18 von ihnen keinen einzigen Ball.
Was sagt Austin?
Er will sich wohlfühlen, um seine Leistung wieder abrufen zu können. "Es geht darum, dass mir jemand wirklich die Chance gibt, wirklich an mich glaubt, ich mich wohlfühle und Ta das tun kann, was er am besten kann, wie ich es mein ganzes Leben lang getan habe", sagte Austin. "Ich kann jede Position spielen, die die Trainer für mich ausarbeiten und mich in die beste Position bringen, um Plays zu machen."
Und die Explosivität, von der sein Spiel lebt?
Da ist der Routinier selbstbewusst. "Ich bin immer noch explosiv", stellte Austin klar. "Ich habe immer noch 4,3 Sekunden in mir. Ich hatte das Gefühl, dass mein Workout für sich selbst gesprochen hat." Er hofft, dass er der Offense mehr Qualität verleihen kann. "Dabei helfen, dass die Jungs sich freilaufen können, und manchmal bekomme ich auch den Ball und kann zeigen, was ich drauf habe."
Die große Frage: Ist er jetzt der X-Faktor, das fehlende Puzzlestück?
Das muss sich nach der Verletzungspause zeigen. Fakt ist, dass er zuletzt bei den Cowboys zumindest hin und wieder noch aufblitzen ließ, warum die Rams ihn einst in Runde eins gedraftet haben. Was er fraglos hat, ist Erfahrung, er ist der älteste Spieler im Receiver-Corps der Packers. Ein Pfund ist zudem seine Flexibilität, durch die er wahlweise als Receiver, Running Back oder Special Teamer einsetzbar ist. Das könnte sich im weiteren Saisonverlauf tatsächlich als X-Faktor erweisen, wenn es in den Playoffs hart auf hart kommt.
Was bedeutet die Verpflichtung für EQ St. Brown?
Er bekommt nun mehr Konkurrenz. Der Deutsche kommt nach einer bislang schwierigen Saison nach einer erneuten Verletzungspause immer besser in Schwung. Beim 41:25-Sieg über die Chicago Bears zuletzt fing er zwei Pässe für 39 Yards. Damit stellte er neue Saison-Bestwerte auf. Ebenso gelang ihm mit seinem 24-Yard-Catch sein längster der Saison. Der Wide Receiver stand bei 38 Snaps der Offense auf dem Feld (54 Prozent) und damit so häufig wie noch nie in dieser Saison. Klar ist aber auch: Konkurrenz kann beflügeln.
Wie findet Aaron Rodgers den Deal eigentlich?
Prima. "Ich denke, das Beste, das man für einen Spieler tun kann, ist ihm eine Rolle zu geben, die er annehmen kann", sagte Rodgers: "Wenn wir eine Rolle für Tavon finden können, egal ob als Returner oder Wege zu finden, ihm den Ball in den Raum zu bringen, denke ich, dass es eine großartige Sache sein wird."