"Team im Stich gelassen": NFL-Stars hadern mit Opt-Out-Option
Opt Out: So denken Nate Solder & Co. heute über ihren Verzicht
Die NFL Saison 2020 stand aufgrund der Corona-Pandemie unter besonderen Vorzeichen. 69 Spieler wählten die Opt Out, verzichteten also auf die komplette Spielzeit. Statt des vereinbaren Gehalts kassierten sie lediglich eine Entschädigung von 150.000 US-Dollar. Akteure, die als Hochrisikospieler eingestuft wurden, erhielten 350.000 Dollar. Immerhin: Bestehende Verträge behielten ihre Gültigkeit. Doch wie stehen die Spieler, die diese Option wählten, jetzt zu ihrer Entscheidung?
Nate Solder (New York Giants)
Der Offensive Tackle zählt zu den bekanntesten Spielern, die die Opt Out wählten. Nate Solder gewann mit den New England Patriots zwei Mal den Super Bowl, wechselte 2018 zu den New York Giants und wurde mit einem Vier-Jahres-Vertrag über 62 Millionen Dollar zum bestbezahlten Offensive Liner der NFL. Da er und auch sein 5-jähriger Sohn einst an Krebs erkrankten, zählt er zu den Risikopersonen und setzte die Saison aus. Die komplette Spielzeit lediglich vor dem Fernseher zu verfolgen, fiel ihm allerdings schwer, wie er im Gespräch mit "ESPN" verriet...
Nate Solder (New York Giants)
"In vielerlei Hinsicht hatte ich das Gefühl, meine Teamkollegen im Stich zu lassen", sagt er. "Ich hatte das Gefühl, auch den neuen Trainerstab im Stich zu lassen. Ich weiß, dass sich meine Karriere-Chancen im Alter von 32 Jahren dadurch verschlechtert haben. Ich muss auf Gott vertrauen und sehen, wohin er mich führt." Er bereut seine Entscheidung allerdings nicht: "Mir war klar, dass meine Familie Priorität hat. Ich schätze die Menschen in meiner Familie mehr als meine Karriere in der NFL."
Rolan Milligan (Indianapolis Colts)
Der Safety spielt seit 2016 in der NFL und gehört seit 2017 dem Roster der Indianapolis Colts an. Er entschied sich gegen die Saison 2020, weil es in seiner jungen Familie Risikopatienten gibt. "Ich hätte auch nie gedacht, dass die NFL die Saison überhaupt über die Bühne bringen würde", gibt er zu. Milligan hatte damit gerechnet, dass die Spielzeit etwa nach der Hälfte der Saison abgebrochen werden muss: "Aber alle Beteiligten haben einen richtig guten Job gemacht, damit die Saison durchgespielt werden konnte."
Laurent Duvernay-Tardif (Kansas City Chiefs)
Der Guard der Kansas City Chiefs feierte im Februar 2020 den Super-Bowl-Sieg mit den Kansas City Chiefs. Er ist allerdings nicht nur NFL-Profi, sondern auch Arzt. Der Offensive-Liner entschied sich gegen Football und für seine Arbeit im Krankenhaus. "Ich kann es mir nicht erlauben, das Virus in unseren Gemeinden potenziell zu übertragen, nur um den Sport auszuüben, den ich liebe. Wenn ich Risiken eingehe, dann nur, um mich um die Patienten zu kümmern", sagte er damals. Gleichwohl hängt sein Herz am Football. Auf Instagram postete er regelmäßig Bilder seiner Chiefs und schreibt: "Ich vermisse dieses Feeling."
Malcolm Pridgeon (Cleveland Browns)
Der Offensive Liner der Cleveland Browns ging mit der Opt Out ein hohes Risiko ein. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielern, die diese Option wählten, ist er in der NFL noch längst nicht etabliert. Im Gegenteil: Er gelangte 2019 nach einem kurzen Intermezzo bei den Houston Texans als ungedrafteter Rookie zu den Cleveland Browns und war dort im Practice Squad aktiv. 2020 wollte er sich für seine ersten NFL-Einsätze empfehlen. Die Corona-Krise veränderte jedoch alles. Im März starb seine Mutter im Alter von 60 Jahren an COVID-19. Danach entschloss er sich, die Saison auszusetzen. "Natürlich wünschte ich, ich wäre dabei gewesen", sagt er heute. "Aber ich will nicht zurückblicken. Das verursacht Stress, den ich nicht gebrauchen kann. Ich denke, jeder andere hätte in meiner Situation genauso entschieden."