Thielen, Harris, Romo: Die ungedrafteten NFL-Stars von damals und heute
Die besten ungedrafteten Spieler der NFL: Aktuelle Vertreter und Ex-Profis
Nicht alle NFL-Stars haben das Glück, beim Draft ausgewählt zu werden. Viele werden zunächst als Undrafted Free Agent verpflichtet und müssen sich in den Tryouts und Minicamps für einen festen Kaderplatz empfehlen. Aufgrund der anhaltenden Pandemie ist derzeit noch nicht klar, in welcher Form sich die Kandidaten in diesem Jahr empfehlen können. Dass dadurch viele Rohdiamanten womöglich nie den Weg in die NFL finden werden, ist im Hinblick auf diese Liste enorm unglücklich. ran.de zeigt die besten und bekanntesten NFL-Stars, die ebenfalls nie gedraftet wurden. Dabei werden aktuelle Spieler als auch Stars aus der Vergangenheit berücksichtigt.
Adam Thielen (Minnesota Vikings)
Da Wide Receiver Adam Thielen von den Minnesota Vikings in einer der unteren College-Divisions spielte, erhielt er keine Einladung zum Draft 2013. Die Werte, die er bei einem regionalen Combine anschließend auflegte, hätten ihn in die Top 20 der Receiver in seiner Klasse befördert. Da er auch in Minnesota geboren wurde und als Vikings-Fan aufwuchs, ging für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung. Die Vikings verpflichteten ihn als Undrafted Free Agent. Thielen erkämpfte sich dort über die Special Teams einen Starting-Platz und entwickelte sich zu einem Top-Receiver der NFL. Vor der Saison 2019 unterzeichnete er bei den Minnesota Vikings einen neuen Vier-Jahresvertrag, der ihm insgesamt 64 Millionen US-Dollar einbringt. In der abgelaufenen Saison kam Thielen in 15 Spielen auf 925 Receiving Yards sowie starke 14 Touchdowns.
Chris Harris (Los Angeles Chargers)
Auch das Talent von Chris Harris, dem Cornerback von den Denver Broncos, wurde spät erkannt. Trotz seiner erfolgreichen College-Karriere fiel er im Draft 2011 durch das Raster und musste sich als Free Agent einen Platz bei den Broncos erkämpfen. Dann aber ließ der Durchbruch in der NFL nicht lange auf sich warten: Gleich in seiner ersten Saison wurde Harris in das All Rookie Team gewählt. Heute blickt der Defensive Back auf einen Super-Bowl-Sieg und drei Pro-Bowl-Teilnahmen zurück. Vor der abgelaufenen Saison wechselte er zu den Los Angeles Chargers, wo er einen Zwei-Jahresvertrag (20 Millionen US-Dollar) unterschrieb. Einen Großteil der Saison verpasste er aufgrund einer Fußverletzung.
Shaquil Barrett (Tampa Bay Buccaneers)
Obwohl Shaquil Barrett bei Colorado State starke Zahlen während seiner Zeit am College auflegte, wurde er im Draft 2014 nicht gezogen. Die Denver Broncos verpflichteten ihn kurz darauf als Undrafted Free Agent, entließen ihn wieder und verpflichteten ihn für die gesamte Saison für das Practice Squad. Im Jahr darauf schaffte er es in den 53-Mann-Kader und stand dort sogar beim Super-Bowl-Triumph über die Carolina Panthers auf dem Feld. In der Saison 2019 wechselte Barrett zu den Tampa Bay Buccaneers, wo er eine Gala-Spielzeit hinlegte. Mit 19,5 Sacks, sechs forcierten Fumbles und einer Interception war er einer der besten Defense-Spieler der gesamten Liga. Ein Jahr später gewann er an der Seite von Tom Brady zum zweiten Mal den Super Bowl. Als werdender Free Agent winkt ihm in der Offseason eine dicke Vertragsverlängerung.
Cory Littleton (Las Vegas Raiders)
Dass man auch als Undrafted Free Agent direkt Eindruck hinterlassen kann, bewies Linebacker Cory Littleton bei den Los Angeles Rams im Jahr 2016. So musste er noch zu Beginn seiner Rookie-Saison um die Backup-Position kämpfen, doch am Ende der Spielzeit war er sogar Starter im Team. Anschließend wurde er mit dem internen "Rookie of the Year"-Award ausgezeichnet, obwohl sich Spieler wie Jared Goff oder Tyler Higbee in der selben Draft-Klasse befanden. Unter Head Coach Sean McVay entwickelte sich Littleton stark weiter und konnte im Super Bowl gegen die Patriots nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Spätestens nach der Saison 2019 zählte Littleton zu den besseren Linebackern und war auch in der Free Agency gefragt. Am Ende unterschrieb er bei den Las Vegas Raiders für drei Jahre (36 Millionen US Dollar), wo er in der abgelaufenen Saison eine ordentliche Spielzeit hinlegte.
Austin Ekeler (Los Angeles Chargers)
Da Austin Ekeler in Western State Colorado aufs College ging, hatten ihn viele Teams im Draft 2017 nicht wirklich auf dem Zettel. Für ihn war es sehr wichtig, vor dem Draft am Pro Day an einem höheren College teilzunehmen. Damals lief er den 40 Yard Dash in unter 4,5 Sekunden, weshalb die Chargers auf ihn aufmerksam wurden. Unmittelbar nach dem Draft verpflichteten sie ihn als Undrafted Free Agent. Ekeler konnte sich bereits in der Saison 2019 als Starter beweisen - und überzeugte: Sein Vorgänger Melvin Gordon verließ die Chargers am Saisonende und Ekeler wurde mit einem Vier-Jahres-Vertrag über 24,5 Millionen US-Dollar belohnt. Die abgelaufene Saison verpasste der Running Back zu Teilen aufgrund einer schweren Oberschenkelverletzung.
La'el Collins (Dallas Cowboys)
In der heutigen NFL ist es enorm wichtig, eine gute und konstante Offensive Line zu haben. Umso besser aber noch, wenn man die Bausteine dazu als Undrafted Free Agents findet. Bestes Beispiel dafür ist Right Tackle La'el Collins von den Dallas Cowboys. Eigentlich war er beim Draft 2015 als Erstrundenpick gelistet, doch negative Schlagzeilen abseits des Platzes sorgten dafür, dass Collins zum Undrafted Free Agent wurde. Die Cowboys gaben ihm eine Chance und er zahlte das Vertrauen auf dem Platz zurück. Der O-Liner entwickelte sich seit 2017 zu einem der besten Right Tackle der NFL. "Pro Football Focus" listet ihn hier auf dem dritten Rang. Vor der Saison 2019 wurde er für seine Leistungen mit einem neuen Fünfjahres-Vertrag (50 Millionen US-Dollar) belohnt. Aufgrund einer Hüftverletzung verpasste Collins die gesamte Saison 2020.
Robby Anderson (Carolina Panthers)
Zu Beginn seiner College-Karriere spielte Robby Anderson noch als Defensive Back bei den Special Teams an der Temple University. Als der jetzige Panthers-Coach Matt Rhule zu Temple wechselte, zog er Anderson auf die Wide-Receiver-Position, was von da an seine angestammte Rolle werden sollte. Obwohl Anderson beim Pro Day vor den Augen der NFL-Scouts den 40 Yard Dash in 4,36 Sekunden lief, wählte ihn kein NFL Team aus. Nur Tage später unterzeichnete er bei den New York Jets einen Drei-Jahresvertrag. Dort entwickelte er sich zu einem der schnellsten Wide Receiver der NFL. In der vergangenen Offseason wechselte der Passempfänger zu den Carolina Panthers und unterschrieb dort bei seinem ehemaligen College-Coach für zwei Jahre (20 Millionen US-Dollar). In seiner ersten Saison für die Panthers kam Anderson auf 1096 Receiving Yards sowie drei gefangene Touchdowns.
Case Keenum (Cleveland Browns)
Obwohl Case Keenum bis heute aus statistischer Sicht einer der erfolgreichsten College-Quarterbacks der Historie ist, wurde er im Jahr 2012 erst als Undrafted Free Agent von den Houston Texans verpflichtet. Anschließend zog der Playmaker als Wandervogel durch die NFL und gab meistens den Backup-Quarterback. Auch von den Minnesota Vikings wurde er 2017 ursprünglich als Backup verpflichtet. Nach einer Verletzung von Starter Sam Bradford übernahm Keenum diese Rolle und spielte eine starke Saison. Für ewig in Erinnerung wird sein Wurf auf Stefon Diggs in der NFC Divisional Round bleiben, als die Vikings zehn Sekunden vor dem Spielende mit einem Touchdown den Sieg über die New Orleans Saints sicherten. Vor der vergangenen Saison wechselte er als Backup für Baker Mayfield zu den Cleveland Browns.
A.J. Bouye (Free Agent)
Wie man sich von ganz unten auf dem Depth Chart zum Starter spielt, zeigt der Werdegang von A.J. Bouye. Relativ unbeachtet beim Draft 2013, bekam Bouye bei den Houston Texans die Möglichkeit, sich für den letzten Cornerback-Spot im Team zu beweisen. Dies gelang ihm, jedoch verletzte er sich in seiner Rookie-Saison schwer. Von seiner Verletzung zurückgekehrt, eroberte der Defense Back im Jahr darauf den dritten Platz in der Cornerback-Rotation. In den Jahren darauf gelang es ihm jedoch nicht, an den Startern bei den Texans vorbeizukommen, weshalb Bouye 2017 zu den Jacksonville Jaguars wechselte. Dort unterschrieb er einen Fünf-Jahresvertrag (67,5 Millionen US-Dollar) und startete ab sofort neben Superstar Jalen Ramsey. Nach dem Zerfall der Jaguars-Defense wurde Bouye vor der Saison 2020 zu den Denver Broncos getradet. Unter anderem aufgrund einer Sperre wegen Drogenmissbrauchs wurde er vor der kommenden Free Agency von den Broncos entlassen.
Jason Peters (Free Agent)
Wie enttäuschend: Obwohl Jason Peters im Draft 2004 von der "Sports Illustrated" prognostiziert wurde, er würde in der vierten Runde ausgewählt werden, konnte sich letztendlich kein Team für ihn erwärmen. Der Offensive Tackle kam zunächst bei den Buffalo Bills unter, wo ihm allerdings mangelnde Professionalität vorgeworfen wurde. 2009 ging er zu den Philadelphia Eagles und wurde seitdem neun Mal in den Pro Bowl gewählt. In der abgelaufenen Saison hatte der mittlerweile 39-Jährige immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen. Ob er in der kommenden Saison noch bei den Eagles spielen wird, ist derzeit unklar.
Adam Vinatieri (Free Agent)
Er gilt als einer der besten Kicker der Geschichte. Vier Mal gewann Adam Vinatieri den Super Bowl, zwei Mal schoss er das entscheidende Field Goal. Weil er im Draft 1996 durch das Raster fiel, musste er sich zunächst in der NFL Europe bei den Amsterdam Admirals beweisen. Danach begann seine eindrucksvolle NFL-Karriere bei den New England Patriots und den Indianapolis Colts. Drei Mal stand er im Pro Bowl. Für die kommende Saison plant der Routinier eine Rückkehr in die NFL, nachdem er die vergangene Saison pausiert hatte.
Michael Bennett
Im College noch als zu inkonstant angesehen, entwickelte sich Michael Bennett zu einem der konstantesten Defense-Spieler der 2010er Jahre in der NFL. Zu Beginn seiner Karriere wurde er von den Seattle Seahawks als Undrafted Free Agent verpflichtet, wenig später allerdings schon wieder entlassen. Der Defensive End biss sich anschließend bei den Tampa Bay Buccaneers durch und wechselte 2013 erneut zu den Seahawks, wo Bennett den Großteil seiner Karriere verbrachte. Insgesamt kommt der dreimalige Pro Bowler auf 156 Spiele in der NFL und konnte dabei 69,5 Sacks verzeichnen. Highlight seiner Karriere: der Gewinn des Super Bowls mit den Seahawks im Jahr 2014 als Teil der legendären "Legion of Boom". Im Juli 2020 beendete er seine professionelle Football-Karriere.
Kurt Warner
Kurt Warner symbolisiert den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Nachdem er 1994 nicht gedraftet wurde, schien der Traum vom Profi-Football in unerreichbare Ferne zu rücken. Der Quarterback musste im Supermarkt Regale auffüllen, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Über die Arena Football League und die NFL Europe, wo er für die Amsterdam Admirals auflief, empfahl er sich doch noch für die NFL. In der Saison 1999 führte der Playmaker die St. Louis Rams zum Super-Bowl-Sieg und wurde zum MVP gewählt. Vier Mal stand er im Pro Bowl.
James Harrison
Als er sich für den Draft 2002 anmeldete, galt James Harrison mit seinen 1,83 Meter Körpergröße und einem Gewicht von 108 Kilogramm als zu schmächtig für einen Linebacker in der NFL. Heute weiß jeder Football-Fan, dass die NFL-Teams mit ihrer Einschätzung falsch lagen. Harrison wurde bei den Pittsburgh Steelers zu einer Legende, gewann zwei Mal den Super Bowl und wurde fünf Mal in den Pro Bowl gewählt. Im Dezember 2017 ging er zu den New England Patriots, beendete aber nach dem verlorenen Super Bowl LII seine Karriere.
Wes Welker
Wide Receiver Wes Walker spielte für die San Diego Chargers, die Miami Dolphins, die New England Patriots, die Denver Broncos und die St. Louis Rams. Bei den Patriots wurde er zum Superstar, wies gleich in drei Spielzeiten die meisten Catches auf. Fünf Mal stand er im Pro Bowl. Umso unverständlicher, dass kein NFL-Manager sein Potential erkannte, als er sich im Jahre 2004 für den Draft anmeldete.
Antonio Gates
Antonio Gates lief von 2003 bis 2018 für die San Diego bzw. Los Angeles Chargers auf und zählte zweifelsohne zu den besten Tight Ends seiner Zeit. Dennoch wurde der achtmalige Pro Bowler zu Beginn seiner Karriere nicht gedraftet. Bei ihm gab es allerdings einen guten Grund dafür: Am College hat Gates nicht Football, sondern Basketball gespielt. Erst als er erkannte, dass es für die NBA nicht reichen würde, versuchte er sich im Football. Die Chargers erkannten sein Potential und wurden dafür belohnt.
Tony Romo
Eine eher mäßige Leistung bei der NFL Combine trug mit dazu bei, dass Tony Romo im Jahre 2003 nicht gedraftet wurde. Als die Dallas Cowboys nach der Ära von Troy Aikman keine Dauerlösung auf der Spielmacher-Position fanden, dabei renommierte Namen wie Drew Bledsoe und Randall Cunningham verschlissen, bekam eines Tage der junge Quarterback seine Chance. Das Resultat waren vier Pro-Bowl-Teilnahmen. 2016 verabschiedete sich Romo aus der Liga.
John Randle
Nachdem sein Bruder Ervin Randle als Linebacker bereits den Sprung in die NFL geschafft hatte, probierte auch John Randle sein Glück. Er galt jedoch als zu klein, um wirklich einen guten Defensive Tackle abzugeben. Niemand wollte ihn im Draft 1990 verpflichten. Als Free Agent wurde er in ein Trainingslager der Minnesota Vikings eingeladen und überzeugte. Sieben Mal wurde Randle in den Pro Bowl gewählt. Er beendete seine Karriere 2003 bei den Seattle Seahawks.
Nate Newton
Am College war Nate Newton eine Allzweckwaffe, spielte sowohl in der Offense Line wie auch in der Defensive Line. Offenbar haben ihm die General Manager der NFL aber zunächst nicht zugetraut, auf zumindest einer dieser Positionen NFL-Format zu haben. Nachdem er im Jahre 1983 nicht gedraftet wurde, musste er den Umweg über die United States Football League wählen, um sich für die NFL zu empfehlen. Zwölf Jahre spielte Newton daraufhin für die Dallas Cowboys, gewann drei Mal den Super Bowl und wurde sechs Mal in den Pro Bowl gewählt.
Warren Moon
Trotz seiner erfolgreichen College-Karriere wurde Warren Moon im Jahre 1978 nicht gedraftet. Später erarbeitete er sich den Ruf des "besten farbigen Quarterbacks aller Zeiten". Fünf Jahre spielte er in der Canadian Football League, ehe er bei den Houston Oilers eine Chance bekam. Er wurde neun Mal in den Pro Bowl berufen, gewann aber nie den Super Bowl. Moon beendete seine Karriere bei den Kansas City Chiefs.
Priest Holmes
Einmal gewann Priest Holmes den Super Bowl, drei Mal stand er im Pro Bowl. Die Fähigkeiten des Running Back wurden allerdings erst spät erkannt. Im Draft 1997 blieb er unberücksichtigt. Dafür gelang ihm bei den Baltimore Ravens schnell der Durchbruch. Bereits in seiner zweiten Saison lief er für mehr als 1000 Yards. Er beendete seine Karriere 2007 bei den Kansas City Chiefs.
Rod Smith
Rod Smith verbrachte seine gesamte Karriere bei den Denver Broncos, gewann zwei Mal den Super Bowl und wurde drei Mal in den Pro Bowl berufen. Der Wide Receiver war der erste ungedraftete Spieler der NFL-Geschichte, der auf 10.000 Receiving Yards kam. So eine Karriere war offenbar nicht vorauszusehen, als er 1994 nicht gedraftet wurde.
Brian Waters
Am College fungierte Brian Waters als Defensive End, als Fullback und als Tight End. Auf keiner dieser Positionen war er aber gut genug, um im Draft 1999 ausgewählt zu werden. Schlussendlich kamen die Kansas City Chiefs auf die Idee, ihn in die NFL Europe zu Berlin Thunder zu schicken und dort zum Offensive Liner umzufunktionieren. Mit Erfolg: Als Guard schaffte es Waters sechs Mal in den Pro Bowl.