Top-Quarterbacks im Draft: Die Einschätzungen der NFL-Scouts

Lawrence, Wilson und Co.: So werden die Quarterback-Prospects von den NFL-Scouts eingeschätzt
Der NFL Draft 2021 (live auf ProSieben MAXX und ran.de) findet vom 29. April bis 1. Mai in Ohio statt und bis dahin müssen sich die Scouts, Coaches und Verantwortlichen einig sein, welche Talente sie für ihre Franchise auswählen wollen. Mit Trevor Lawrence und Co. befinden sich in dieser Draft-Klasse gleich mehrere Quarterbacks, die eine große Zukunft in der NFL vor sich haben. NFL-Insider Tom Pelissero vom "NFL Network" hat im Zuge des Evaluierungsprozesses bereits einige Meinungen aus der NFL zu den Prospects gesammelt. ran präsentiert die Stärken und Schwächen der Quarterback-Talente nach Einschätzung der NFL-Scouts. 

Justin Fields (Ohio State): Stärken
Den meisten Scouts zufolge zeichnet Justin Fields vor allem eines aus: seine unglaubliche Armstärke. "Er hat den nötigen Arm für die NFL, er kann den Ball sehr tief werfen", wird ein Scout aus der AFC vom "NFL Network" zitiert: "Er ist eher der Typ von Spieler, der reagiert. Wenn die Defense die Schwächen offenbart, dann nutzt er sie gnadenlos aus", heißt es weiter. Auch das generelle Verständnis von Field beeindruckt die Scouts: "Wenn ihm Dinge erklärt werden, dann versteht er sie. Er ist ein schlauer Bursche." Auch als Team-Kameraden sehen die Beobachter einen fertigen NFL-Spieler in Fields: "Sie lieben ihn. Sie sehen in ihm einen großartigen Anführer." Sein Talent insgesamt wird fast auf die höchste Stufe gestellt: "Er ist fast genauso talentiert wie die anderen Beiden (Trevor Lawrence und Zach Wilson)", sagt ein Offizieller aus der AFC. 

Justin Fields (Ohio State): Schwächen
Bevor Fields zum Anführer von Ohio State wurde und die Buckeyes ins Championship Game führte, wurde ihm eine gewisse Gleichgültigkeit zugeschrieben: "In seinem ersten Jahr war er etwas stoisch und wollte sein Team-Kameraden nicht unbedingt kennenlernen", wird ein Verantwortlicher aus der NFC zitiert: "Er wollte den Starter-Job gewinnen. Sie mussten ihm zum Kapitän ernennen, damit er Verantwortung im Team übernimmt", heißt es weiter. Zudem sind sich die Beobachter unsicher, ob Fields jedem Team auf Anhieb helfen könnte: "Es bedarf eines Systems, das seine Stärken hervorhebt", so ein AFC-Verantwortlicher: "Wenn man von ihm verlangt, sich einfach fallen zu lassen und die Situation richtig zu lesen, wird man enttäuscht sein." So sei es nicht unüblich, dass Quarterbacks vom College in der NFL zu Beginn Probleme haben, die Defenses richtig zu lesen. 

Mac Jones (Alabama): Stärken
Bereits vor Beginn seiner NFL-Karriere wird Mac Jones für seinen unglaublich hohen Football-IQ von allen Seiten gelobt: "Er ist für mich ein bisschen das Gegenteil von Justin Fields", wird eine AFC-Führungskraft zitiert: "Er hat in Sachen Antizipation und Genauigkeit das komplette Paket, zudem kann er die Verteidigungen bis ins kleinste Detail lesen", heißt es weiter. Sollten die Umstände stimmen, könne er eine Offense schon früh alleine tragen: "Er wird den Ball verteilen und die richtigen Entscheidungen treffen. Vom mentalen Standpunkt könnte er sogar weiter sein, als die anderen Kandidaten", erklärt ein Scout aus der AFC. "Er wird die Chance bekommen, ein Aushängeschild dieser Liga zu sein", fügt ein NFC-Scout an: "Er ist ultra-kompetitiv und ein Gewinner-Typ", heißt es weiter. 

Mac Jones (Alabama): Schwächen
Den größten Kritikpunkt an Jones sehen die Scouts bei dessen körperlichen Voraussetzungen: "In Bezug auf die Stärke seines Arms und seiner Athletik fällt er im Vergleich zu den anderen Top-Kandidaten ab", erklärt ein AFC-Verantwortlicher. So sei die Frage, ob er sich tatsächlich zu einem Starter entwickeln könne, oder die Rolle des Back-Up-Quarterbacks über seine Karriere hinweg ausfüllen wird. "Wie athletisch ist er und kann er sich in der NFL auch selbst mit dem Ball bewegen?", hinterfragt ein Scout aus der AFC. So würden seine Schwächen schnell entblößt werden, wenn die Offensive Line auseinanderfällt. Zudem wird von einem NFC-Scout in Frage gestellt, ob er seine Emotionen während des Spiels im Griff haben kann: "Er ist ein ehemaliger Tennis-Spieler. Sein Temperament ist nicht immer gut", erklärte dieser. 

Trey Lance (North Dakota State): Stärken
Bei Trey Lance zeigen sich die Beobachter mit dem Gesamtpaket zufrieden: "Er hat alles, was es braucht. Mit ihm kann man auf jeden Fall arbeiten", erklärt ein Scout aus der AFC: "Er kann das Spiel lenken und jeden Wurf anbringen, der notwendig ist. Er wird es verstehen, auch seine Beine richtig einzusetzen", lautet die Einschätzung. Eben jene Beinarbeit wird ihm allgemein als großer Pluspunkt ausgelegt: "In Sachen Lauf übertrifft er sogar Justin Fields", wird eine NFC-Führungskraft zitiert: "Wie er wohl gesehen werden würde, wenn er bei Alabama gespielt hätte?", fragt dieser weiter. "Er wirkt sehr geschliffen, er ist sehr intelligent und weiß alles", fügte ein Verantwortlicher aus der AFC hinzu: "Zur Not wird er dir auch das Laufspiel ansagen, wenn man es von ihm verlangt", heißt es abschließend. 

Trey Lance (North Dakota State): Schwächen
Als größte Schwäche sticht bei Lance die häufiger fehlende Präzision in seinen Pässen heraus. "Man sieht von ihm wenig Würfe in enge Fenster und er antizipiert recht wenig während des Spiels", sagt eine AFC-Führungskraft über ihn: "Man kann es ihm zwar nicht vorwerfen, dass er dieses System am College gespielt hat, aber dadurch wird es schwerer, ihn einzuschätzen", erklärt dieser weiter. Zudem wird in Frage gestellt, ob er mit seinen 20 Jahren bereit ist für das große Abenteuer NFL: "Wenn man sich die 17 College-Spiele von ihm anschaut, geht einem recht schnell das Videomaterial aus", heißt es weiter: "Es wird am Ende darauf ankommen, ob man an ihn geglaubt wird oder nicht. Dass es von ihm bislang nur wenig zu sehen gibt, lässt mich zögern", erklärte er. 

Trevor Lawrence (Clemson): Stärken
Trevor Lawrence gilt auch unter den Scouts als eines der größten College-Talente der jüngeren Vergangenheit: "Ich würde keine Sekunde zögern, diesen Typen mit dem ersten Pick zu draften", erklärt ein NFC-Scout: "Ich denke, dass man bislang nur wenig gesehen hat, was er tatsächlich noch leisten kann. Am meisten wird er für seine Athletik unterschätzt", evaluiert dieser weiter. Auch ein AFC-Scout hat bei Lawrence keine zwei Meinungen: "Dieser Typ ist das Wahre", erklärt er. Mit seiner Größe, seiner Schnelligkeit und seiner Intelligenz würde er alle Merkmale vereinen, die ein moderner Quarterback mitbringen müsse, sagte er. 

Trevor Lawrence (Clemson): Schwächen
Es gibt nicht viele Sachen, die an Trevor Lawrence kritisiert werden können. Sollte er am Ende tatsächlich von den Jacksonville Jaguars ausgewählt werden, müsste er für seine Rolle als mobiler Quarterback unter Neu-Coach Urban Meyer wohl etwas an Gewicht zulegen, um das Verletzungsrisiko zu verringern. "Wenn man sehr kritisch sein will, verhält er sich noch etwas falsch, wenn er getackled wird", so ein Scout aus der AFC. Ein Verantwortlicher aus der AFC fügt zudem noch an: "In den größten Spielen, in den er bislang spielte, konnte er nicht zu 100 Prozent überzeugen", sagte dieser, revidierte aber schnell: "Aber das könnte genauso gut am restlichen Team oder an der Situation liegen." Zudem bestünde nach seiner Schulter-Operation im Februar die Möglichkeit, dass er dadurch etwas eingeschränkt sein könnte.

Zach Wilson (BYU): Stärken
In Sachen Einstellung würde er den Scouts zufolge einem aktuellen NFL-Quarterback ähneln: "Er erinnert in Bezug auf Swag und Selbstbewusstsein ein wenig an Baker Mayfield", sagt ein AFC-Verantwortlicher: "Bis zu einem bestimmten Punkt finden es viele gut." Auch ein NFC-Geschäftsführer stimmt dem zu: "Er liebt es einfach, Football zu spielen. Er ist süchtig nach dem Prozess und dem ganzen Drumherum." An Fähigkeiten im Allgemeinen mangelt es ihm kaum: "Er hat genug Talent im Arm und er ist sehr akkurat in seinen Würfen", wird ein NFC-Scout zitiert: "Er hat diesen Wow-Faktor. Wenn er einen erfolgreichen Wurf anbringt, werden sich viele fragen, wie er das gemacht hat", erklärt dieser weiter. Zudem soll er es den Coaches besonders leicht machen, ihn zu trainieren und formen zu können. 

Zach Wilson (BYU): Schwächen
Ähnlich wie Lawrence hat Wilson in seiner Karriere bereits eine Schulteroperation hinter sich. Viele Scouts stellen sich deshalb die Frage, ob er mit seinem Körperbau in der NFL zurecht kommen wird. "Die fehlende Größe und seine Belastbarkeit", erklärt ein NFC-Verantwortlicher auf die Schwächen von Wilson angesprochen: "Wie lange schafft er es, durchzuhalten?". Ein AFC-Scout wundert sich: "Die Fragen zu seiner Belastbarkeit könnten Vertrauen kosten. Es geht um seinen unteren Teil des Körpers, kann er diesen konstant dagegen halten?". Zudem hat sein selbstbewusstes Auftreten nicht durchgehend Anhänger: "Er war teilweise ein Hitzkopf und seine Führungsqualität wurde in Frage gestellt", erklärte ein weiterer Verantwortlicher aus der NFC.