Amon-Ra St. Brown: Der deutsche Highschool-Star im Interview
- Aktualisiert: 27.10.2016
- 21:37 Uhr
- ran.de / Christian Stüwe
Amon-Ra St. Brown ist einer der besten Highschool-Receiver der USA. Mit seinem Bruder Osiris spielt er für Mater Dei. Im ran-Interview spricht er über College-Angebote und Einsätze für die deutsche Junioren-Nationalmannschaft.
Santa Ana/München – Am vergangenen Freitag hatten Amon-Ra und Osiris St. Brown ihren großen Auftritt. Mit ihrem Highschool-Team, den Mater Dei Monarchs, gewannen die Brüder bei St. John Bosco mit 26:21.
Vor fast zehntausend Zuschauern trug Amon-Ra zu Beginn des dritten Viertels einen Punt-Return über 75 Yards in die Endzone, Osiris fing wenig später einen 15-Yard-Pass zum Touchdown.
Die Partie wurde live im Fernsehen übertragen, Mater Dei führt nach dem Sieg gegen den Verfolger nun das Ranking der US-Highschool-Teams an. Für Amon-Ra war es bereits der 17. Touchdown, der 17-Jährige wird landesweit als sechstbester Receiver geführt.
Deutsche Mutter - Amerikanischer Vater
Amon Ra, Osiris und der ältere Bruder Equanimeous, der für Notre Dame am College spielt, haben eine deutsche Mutter. Der Vater ist Amerikaner und wurde als Bodybuilder in den 80er Jahren zweimal Mr. Universe.
Alle drei sind Receiver und gehören mit Sicherheit zu den größten Football-Hoffnungen Deutschlands.
Im Interview mit ran.de spricht Amon-Ra über Highschool-Football, Absprachen mit seinem Bruder auf Deutsch, Besuche in der Heimat und die Unterschiede zwischen Football in Deutschland und USA.
ran.de: Amon-Ra, ihr habt mit eurem Highschool-Team gerade einen Lauf. Was macht euch derzeit so stark?
Amon-Ra St. Brown: Am Freitag haben wir St. John Bosco geschlagen. Dadurch sind wir jetzt das beste Highschool Team in den USA. Unser Team ist auf allen Positionen sehr stark besetzt, elf von unseren Spielern haben Division 1 Scholarship-Angebote. Coach Bruce Rollinson hat ein super Team von Trainern zusammengestellt. Wir haben einen sehr talentierten Sophomore-Quarterback, unsere O-Line ist sehr groß und unser Receiver-Corps ist mit meinem Bruder Osiris, CJ Parks, Nikko Remigio und mir auch sehr, sehr stark.
ran.de: Gibt es einen Wettkampf zwischen Osiris und dir, wer die meisten Touchdowns hat?
St. Brown: Nicht wirklich. Wir versuchen beide pro Spiel so viele Touchdowns wie möglich zu machen und freuen uns jeweils für den anderen, wenn es bei ihm mal besser klappt.
ran.de: Sprecht ihr euch manchmal auf Deutsch ab, um Gegner zu verwirren?
St. Brown: Wir sind beide Outside-Receivers, also müssen wir uns eigentlich nicht absprechen. Aber es kommt schon hin und wieder vor, dass ich ihn auf deutsch nach einem Spielzug gefragt habe, damit der Defensive Back uns nicht versteht.
ran.de: Würdest du auch später gerne mit einem deiner Brüder in einem Team spielen?
St. Brown: Es wäre schön, mit einem meiner Brüder im selben Team zu sein, aber am Ende entscheide ich, welches Team am besten für mich ist. Und das muss nicht unbedingt das Team meiner Brüder sein.
ran.de: Und wie wäre es, gegen einen deiner Brüder zu spielen?
St. Brown: Gegen einen von beiden zu spielen wäre schon etwas komisch, aber ich spiele ja keine Verteidigung, also spiele ich auch nicht direkt gegen sie. Nächstes Jahr an Thanksgiving wird es das erste Brüderduell geben. Osiris spielt mit Stanford gegen Equanimeous mit Notre Dame. Die ganze Familie wird im Stadion sein und beiden die Daumen drücken. Das wird interessant.
ran.de: Equanimeous spielt für Notre Dame, Osiris hat sich nach Stanford verpflichtet, du hast auch schon zahlreiche Angebote. Gibt es bei dir schon eine Tendenz?
St. Brown: Bis jetzt habe ich 25 Division 1 Angebote. Darunter sind auch Alabama, USC, Stanford, Notre Dame, UCLA, LSU und Michigan. Ich werde mir noch ein bisschen Zeit lassen, bis ich mich entscheide. Für mich ist wichtig, dass ich als Freshman spiele. Dann werde ich auch darauf achten, welcher Coach mich oft in der Schule oder auch zuhause besucht und auch sonst viel Kontakt mit mir hat. Das ist dann immer ein gutes Zeichen.
ran.de: Dein Bruder Equanimeous nennt Randy Moss als Vorbild. Wer ist dein Lieblingsspieler?
St. Brown: Mein Lieblingsspieler ist Julio Jones von den Atlanta Falcons.
ran.de: Was sind deine Stärken auf dem Feld?
St. Brown: Ich habe starke Hände und mein "run after catch" ist gut. Außerdem blocke ich gut, weil ich recht stark und körperlich robust bin.
ran.de: Euer Vater, hat schon früh mit eurem Athletiktraining begonnen. Wir sehr profitierst du davon?
St. Brown: Ich habe mit fünf Jahren angefangen, Krafttraining zu machen. Das hat sich bis jetzt ausgezahlt, speziell was meine Trainingsdisziplin angeht. Ich bin weniger verletzungsanfällig und stärker als meine Mitspieler, deswegen bin ich auch recht gut im Blocken.
ran.de: Wie läuft das Football-Programm an deiner Highschool ab?
St. Brown: Sport wird hier in den USA nicht im Verein gespielt wie in Deutschland, sondern in den Highschools. Jede Highschool hat für fast jede Sportart ihr Team. Football hat einen sehr hohen Stellenwert in den Schulen. Meine Highschool ist in den ganzen USA für ihr Football-Programm bekannt. Zu den Football-Spielen kommen immer auch ganz viele ehemalige Schüler der Schule. Manche haben schon in den 60er Jahren ihren Abschluss gemacht. Bei unserem letzten Spiel am Freitag waren über 10.000 Zuschauer im Stadion, und es wurde auch im Fernsehen in den ganzen USA gezeigt. Während der Footballsaison habe ich kaum Zeit für andere Dinge. Ich bin von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends in der Schule mit Unterricht und Training beschäftigt. Wenn ich nach Hause komme, muss ich dann noch Hausaufgaben machen.
ran.de: Wenn doch mal Zeit ist, was machst du in deiner Freizeit?
St. Brown: Ich höre gerne Musik, R&B und Rap. Ich tanze gerne und bin gerne mit meinen Freunden zusammen. Wir treffen uns in Burger-Läden oder gehen ins Kino.
ran.de: Du bist auch oft in Deutschland bei deiner Familie in Leverkusen. Wenn du in Deutschland bist, was vermisst du aus den USA? Und wie ist es umgekehrt?
St. Brown: Wenn ich in Deutschland bin, vermisse ich das gute Wetter und meine Freunde hier in Kalifornien. Hier vermisse ich manchmal die Zeit mit Oma und Opa, die leider schon gestorben sind. Mein Opa hat bei unseren Besuchen den Garten immer zu einem Abenteuerspielplatz umgebaut, mit Kletterstangen, Rutschen und Trapezseilen. Das waren immer echte Highlights. Auch die Radtouren, angeln gehen, schwimmen im Baggersee, das war immer schön. Das Fußballspielen in der Sporthalle mit meinen Kumpels vom SC Hitdorf hat mir auch immer Spaß gemacht. Meine Oma hat immer den besten Streuselkuchen gebacken, den keiner mehr so gut hinbekommt.
ran.de: Mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft sind du und Osiris im vergangenen Jahr Vize-Europameister geworden. Wie war es für dich?
St. Brown: Es hat mir schon viel Spaß gemacht. Alles auf Deutsch zu hören, war schon anders. Ich habe einige Freunde gefunden, mit denen ich heute noch Kontakt habe. Dass ich dann noch zum MVP gewählt wurde, war echt toll.
ran.de: Was denkst du sind die Hauptunterschiede zwischen Football in Deutschland und den USA?
St. Brown: Da sind viel gute und sehr gute Spieler unterwegs in Deutschland. Allerdings war die Intensität nicht so hoch wie hier in den USA und es wurde auch nicht so hart getacklet wie hier.
ran.de: Wird es weitere Einsätze geben?
St. Brown: Es wäre klasse, wenn ich nochmal die Möglichkeit hätte, für Deutschland zu spielen. Meine Brüder können das leider nicht mehr, da sie am College sind und die Colleges sie nicht für andere Vereine oder Verbände freistellen. Ich habe aber noch ein Jahr Highschool vor mir und kann von daher noch für die Nationalmannschaft spielen.
Christian Stüwe
Du willst die wichtigsten NFL-News direkt auf dein Smartphone bekommen? Dann trage dich für unseren WhatsApp-Service ein.