Star-Receiver vor dem Absprung?
Antonio Brown und die Pittsburgh Steelers: Fragen und Antworten zu einem verworrenen Fall
- Aktualisiert: 04.01.2019
- 08:50 Uhr
- ran.de
Antonio Brown tanzt den Pittsburgh Steelers auf der Nase herum. So scheint es zumindest. ran.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum undurchsichtigen Fall des Star-Receivers.
Pittsburgh/München - Für die Pittsburgh Steelers endete eine enttäuschende Saison mit einem großen Knall. Antonio Brown will das Team verlassen, vermeldete "CBS"-Reporter Jason LaCanfora. Damit würde sein mit einer Knieverletzung erklärtes Fehlen im letzten Saisonspiel in ein neues Licht gerückt werden.
In dieser Spielzeit hatte bei den Steelers schon Le'Veon Bell mit seinem Verhalten Verwunderung hervorgerufen. Statt den Franchise Tag zu unterschreiben, zog es der Running Back vor, die komplette Saison auszusetzen.
Nun tanzt mit Brown offenbar der nächste Superstar den Verantwortlichen um Head Coach Mike Tomlin auf der Nase herum. ran.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Fall Brown.
Was ist vorgefallen?
In der Woche vor dem abschließenden Spiel gegen die Cincinnati Bengals soll Brown laut US-Medien für einen Eklat gesorgt haben. Demnach hätte sich "AB" im Training mit Ben Roethlisberger gezofft und schließlich wutentbrannt den Platz verlassen. In den folgenden Tagen habe er das Steelers-Gelände gemieden.
Sicher ist, dass Brown beim prestigeträchtigen Duell gegen die Bengals fehlte - offiziell wegen einer Knieverletzung. Bereits zuvor hatte er in dieser Saison für Irritierungen gesorgt. So soll Brown im April Möbel aus dem 14. Stock eines Gebäudes geworfen und dabei beinahe ein Kind getroffen haben. Vor zwei Monaten wurde Brown von der Polizei angehalten, weil er mit mehr als 160 km/h statt der erlaubten 72 km/h über eine Schnellstraße gebrettert war.
Wie reagieren die Steelers?
Bislang äußerte sich nur Tomlin und trat der Meldung, Brown habe um einen Trade gebeten, entschieden entgegen. Der Head Coach wirkte bei seinem öffentlichen Auftritt allerdings angefressen und gab zu, dass derzeit zwischen Klub und Profi Funkstille herrsche.
Brown hätte Tomlin zufolge im Training ausgesetzt, weil ihm Schmerzen in Knie, Knöchel und Fuß zu schaffen gemacht hätten. Zur für Freitag anberaumten Untersuchung der Blessuren sei der Receiver jedoch nicht erschienen. Auch am Tag darauf sei Brown der Spielvorbereitung ferngeblieben.
Sonntagmorgen hätte ihn Browns Berater Drew Rosenhaus angerufen und mitgeteilt, dass der sechsmalige Pro-Bowler wohl einsatzbereit sei. Doch Tomlin, der sich nicht so einfach überrumpeln lassen und mit Brown persönlich sprechen wollte, erreichte den 30-Jährigen nicht.
Vor der Presse gab der Coach nun zu verstehen, dass es einen Punkt gebe, an dem Browns sportlicher Wert für die Steelers dessen Fehlverhalten nicht mehr aufwiegen würde. Zudem erklärte der ebenfalls in die Kritik geratene Tomlin vielsagend: "Wenn der Erfolg ausbleibt, muss es Veränderungen geben."
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Wie äußert sich Brown zu den Gerüchten?
Seit seinem aufsehenerregenden Auftritt in Zivilkleidung im Heinz Field am Sonntag, kommuniziert Brown nur noch über die sozialen Medien. So verschickte er während Tomlins Pressekonferenz eine Neujahrsbotschaft mit dem Tenor: Er sei ein freier Mensch und lasse sich von niemandem verbiegen.
Sein ehemaliger Steelers-Kollege James Harrison veröffentlichte zudem einen Clip, der ihn gemeinsam mit Brown zeigt. Den Aussagen des Duos zufolge verfolgen sie Tomlins Äußerungen. Harrison, der das Team vor gut einem Jahr im Streit mit Tomlin verlassen hatte, kündigte dabei ein "exklusives Interview" mit seinem Kumpel an.
Offenbar hat "AB" auch schon ein neues Ziel auserkoren. Nachdem er dem Instagram-Account der Steelers am Neujahrstag entfolgte, schloss Brown sich nur einen Tag später der Riege der Follower des Accounts der San Francisco 49ers an. Damit nicht genug: Auf einen Tweet von Niners-Profi George Kittle schickte er einen strahlenden Smiley in die weite Welt des Internets hinaus.
Wie viel Geld könnten die Steelers mit einem Trade sparen?
Brown würde 2019 im dritten Jahr seines noch bis 2021 gültigen Vertrags mehr als 15 Millionen US-Dollar kassieren. Mit einem Trade würden die Steelers diese stolze Summe also einsparen. Dieser müsste jedoch vor dem Ligastart erfolgen, denn dann stünden dem Receiver 2,5 Millionen US-Dollar an Roster Bonus zu.
Weiteres Problem: Der 30-Jährige belastet den Cap Space so oder so in immensem Maße. Der Cap Hit beträgt 22,1 Millionen US-Dollar, von denen 21,1 Millionen US-Dollar jedoch so genanntes Dead Cap sind - also auch anfallen, falls Brown gar nicht im Kader stehen sollte.
Dem Klub bliebe jedoch die Möglichkeit, diese 21,1 Millionen US-Dollar auf zwei Jahre aufzuteilen - wenn Brown bis zum 1. Juni aus seinem Vertrag entlassen werde würde. Dann würden 7,05 Millionen US-Dollar 2019 anfallen, die übrigen 14,05 Millionen US-Dollar ein Jahr darauf.
Wie könnten die Steelers Brown für sein Verhalten bestrafen?
"ESPN" zufolge besteht die Möglichkeit, ihn wegen des für den Klub schädlichen Gebarens zur Rechenschaft zu ziehen. Der ehemalige NFL-Profi und langjährige Spielerberater Ralph Cindrich brachte via Twitter ins Gespräch, Brown den schon gezahlten Signing Bonus wieder abzuknöpfen - schließlich habe er gegen vertragliche Vereinbarungen verstoßen.
Allerdings dürfte sich in so einem Fall wohl die Spielergewerkschaft einschalten. Tomlin erklärte bereits, mögliche Bestrafungen würden intern geregelt.
Wo könnte Brown landen?
Neben den 49ers haben diverse andere Teams Bedarf auf Browns Position. So könnte er bei den Arizona Cardinals in die Fußstapfen von Larry Fitzgerald treten, dessen Zukunft offen ist. Auch die wohl vor einer Runderneuerung stehenden Oakland Raiders hätten allen Grund, ihren Hut in den Ring zu werfen. Schließlich haben sie unter anderem Amari Cooper ziehen lassen.
Auch den Green Bay Packers ging zuletzt ein Receiver von Topformat ab. Ein Trade von Brown dürfte auch bei Aaron Rodgers die Laune wieder heben. Ebenfalls als Interessent gelten die New York Jets, bei denen Sam Darnold noch keine bevorzugte Passadresse auserkoren hat. Jamal Adams fragte via Twitter schonmal bei Brown an - quasi für einen Freund.
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