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Chris Hogan bei den New England Patriots

Aus dem Nichts ins Rampenlicht: Wie Chris Hogan plötzlich zum Star wurde

  • Aktualisiert: 23.01.2017
  • 18:59 Uhr
  • ran.de / Heiko Oldörp
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© 2017 Getty Images

Er war der Star des Spiels. Der Matchwinner, der seine New England Patriots zum 37:16-Sieg über die Pittsburgh Steelers führte: Wide Receiver Chris Hogan. Dass der 28-Jährige überhaupt in der NFL spielt, ist jedoch nicht selbstverständlich. Denn lange strebte er eine andere Karriere an.

München - Durch einen souveränen 36:17-Sieg über die Pittsburgh Steelers haben die New England Patriots ihr Ticket für den Super Bowl gelöst. Star des Spiels war überraschenderweise nicht Tom Brady, sondern Wide Receiver Chris Hogan.

Jimmy Garoppolo hatte genug. "Junge, es gibt eine Zeitbegrenzung. Komm' wir müssen feiern", witzelte der Ersatz-Quarterback der New England Patriots am Sonntag Richtung Chris Hogan.

Garoppolo war bereits geduscht, umgezogen und legte sich einen dunklen Schal um den Hals. Hogan hingegen, der in der Patriots-Kabine links neben ihm seinen Platz hat, stand immer noch in kompletter Spielmontur vor seinem Spind und sprach mit den Medien.

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"Hero Hogan" – Der Matchwinner gegen die Steelers

Es gab ja auch einiges zu bereden: Hogan hatte soeben das beste Spiel seiner Karriere absolviert. Wer hätte im Vorfeld gedacht, dass im AFC-Championship-Match gegen die Pittsburgh Steelers nicht Julian Edelman, der in der Vorwoche gegen die Houston Texans so überragende Dion Lewis oder Tom Brady der entscheidende Akteur beim 36:17-Heimsieg sein wird, sondern Christopher James Hogan?

Der Wide Receiver, der drei seiner vier College-Jahre Lacrosse spielte. Den kein NFL-Verein draftete. Der es weder bei den San Francisco 49ers, noch den New York Giants und Miami Dolphins über den Practice Squad hinaus geschafft hatte. Der die vergangenen drei Jahre bei den Buffalo Bills spielte und somit um diese Jahreszeit Playoff-Partien vor dem Fernseher verfolgte, aber doch nicht einer ihrer Hauptdarsteller war. Und der dann trotzdem gleich im zweiten K.o.-Runden-Spiel seiner Laufbahn mit 180 Receiving Yards einen Patriots-Playoff-Rekord aufstellte. Nein, Hero Hogan – das war wirklich nicht absehbar.

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Flea Flicker – Hogan vollendet Trickspielzug

"Es war eine lange Reise, ich habe hart gearbeitet und könnte nicht glücklicher sein, jetzt zu diesem Team zu gehören", sagt der 28-Jährige, der ein weißes Basecap mit dem Aufdruck "Conference Champions" trug. "Er war unglaublich, hat im bislang wichtigsten Spiel der Saison ganz wichtige Bälle gefangen", lobte Brady, der beide Hogan-Touchdowns vorbereitet hatte.

In der zwölften Minute hatte die Patriots O-Line ihrem Spielmacher eine gefühlte Ewigkeit Zeit verschafft, sich tief in der Steelers-Hälfte umzuschauen und den völlig freistehenden Hogan im rechten hinteren Teil der Endzone mustergültig anzuspielen. Noch kreativer war die Szene in der 23. Minute. Brady gab den Ball an der 34 Yard-Linie der Steelers Runningback Lewis, der einen Lauf andeutete, das Ei aber zurück zu Brady warf. Hogan hatte sich in der Zwischenzeit freigelaufen, fing Bradys 34 Yard-Pass mühelos und schloss diesen Trickspielzug, einen so genannten Flea Flicker, mit dem Touchdown zum 17:6 ab. "Chris macht viele Sachen richtig. Er läuft schnell, läuft gut, nachdem er den Ball gefangen hat, kann einstecken. Er hatte gute Gelegenheiten und konnte diese nutzen", sagte Trainer Bill Belichick.

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Hogan: Das Lob haben andere verdient

Hogan redete derweil seine große Leistung klein. Das Lob hätten die anderen verdient. Offensive Coordinator Josh McDaniels, der "großartige Spielzüge" angesagt habe, die Offensive Line mit ihren Blocks und Brady, der jeden gefunden habe, der frei stand, so Hogan. Er selbst habe dann nur noch den Ball fangen müssen.

Nie zuvor stand der Mann mit der Rückennummer 15 dermaßen im Mittelpunkt. Und Hogan genoss sichtlich das Interesse. Brady hatte die Pressekonferenz im Nebenraum nach 13 Fragen mit den Worten, er müsse jetzt zu seiner Familie, verlassen. Hogan stand auch nach 20 Minuten immer noch in der Umkleide und plauderte ausführlich über College und Karriere.

Chris Hogan – der Lacross spielende Footballer

An der High School hatte er einst Lacrosse und Football gespielt. Genau genommen, war er ein Lacrosse spielender Footballer, erinnert sich sein damaliger Trainer Glenn Thiel. Physis und Athletik seien einzigartig gewesen, so Thiel. Allein mit seiner Statur von 1,85 Meter Körpergröße und fast 100 Kilogramm Gewicht habe Hogan viele Gegner bereits eingeschüchtert.

Hogan hatte von mehreren Division 1-Colleges Angebote. Er musste sich jedoch nicht nur zwischen den Bildungseinrichtungen entscheiden, sondern auch, ob er Lacrosse oder Football spielen wollte. Hogan mochte beide Sportarten, überlegte lange und gab Penn State den Zuspruch. Er sah darin eine Chance, das dortige Lacrosse-Programm voranzubringen. Seinen Entschluss, sagt Hogan, habe er nie bereut. Obwohl er Lacrosse spielte, blieb die Liebe zum Football erhalten. In seinem letzten College-Jahr wechselte Hogan Universität und Sportart, spielte für die unbekannten Monmouth Hawks in West Long Branch/New Jersey als Wide Receiver und half sogar auf der Cornerback-Position aus.

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Der entscheidende Faktor im entscheidenden Spiel

Von seiner Lacrosse-Vergangenheit profitiere er noch heute, sagt Hogan. Das ständige Haken schlagen, um dem Gegner auszuweichen, helfe ihm, sich bei Passrouten vom Verteidiger zu lösen. Seinen jetzigen Erfolg sieht Hogan als Bestätigung für sein stetes Selbstbewusstsein an. Bei den 49ers, Giants und Dolphins hatten sie ihn für zu schlecht befunden. Dennoch habe er nie aufgegeben, sich immer wieder gesagt, dass er es schaffen werde. Dass er in dieser Liga spielen könne.

Und nun hat Chris Hogan sogar vor einem landesweiten TV-Publikum eindrucksvoll gezeigt, dass er in entscheidenden Partien der entscheidende Akteur sein kann. Sein Platz in der Patriots-Rekordliste ist ihm bereits sicher. An die Bestmarke von 180 Receiving Yards, sagt Hogan, werde ich sich auf jeden Fall für den Rest seiner Karriere erinnern. "Wahrscheinlich sogar für den Rest meines Lebens."

Aus Boston berichtet Heiko Oldörp

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