Jetzt zu den Patriots?
Blake Bortles: Das Phänomen hofft auf die zweite Chance
- Aktualisiert: 17.03.2019
- 16:46 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Die Ära Blake Bortles in Jacksonville ist nach fünf Jahren vorbei. Für den umstrittenen Quarterback ist das aber kein Weltuntergang, sondern vielleicht sogar eine Chance.
München/Jacksonville - Eine Überraschung war es am Ende nicht mehr. Nach der Verpflichtung von Nick Foles eher eine logische Folge: Die Ära Blake Bortles wurde nach fünf Jahren von den Jacksonville Jaguars beendet. Schluss. Aus. Vorbei.
Man könnte auch sagen: das Missverständnis. Denn glücklich war in dieser Ehe niemand so wirklich.
Und das, obwohl doch alles rosarot begann. Schließlich war es Liebe auf den ersten Blick.
An dritter Stelle gedraftet
Denn was viele wohl gar nicht so auf dem Schirm haben: Bortles wurde von den Jaguars 2014 gedraftet, und das an dritter Stelle! Ja, Blake Bortles war mal ein Top-Prospect. Kann man angesichts der letzten fünf Jahre schnell übersehen.
Aber der Mann ist sowieso ganz generell ein Phänomen. An bestimmten Tagen war er der Franchise Quarterback, den die Jaguars in ihm gesehen haben.
An anderen Tagen war er aber nicht einmal Durchschnitt, sondern ein echtes Ärgernis, gar ein Risikofaktor. Vor allem war er zu unbeständig, eine Lotterie für seine Offense, für das ganze Jags-Spiel. Denn wann er ablieferte und wann nicht, war oft Glückssache.
Eine Ausnahme war 2017, als die Jaguars an die Tür zum Super Bowl klopften, im AFC Championship Game aber den New England Patriots unterlagen. Bortles steuerte 3687 Passing Yards zur Saison bei und warf für 21 Touchdowns und dazu 13 Interceptions.
Es passt zu seiner etwas seltsamen Karriere, dass rückblickend der Eindruck bleibt, dass das Erfolgsjahr nicht wegen, sondern trotz Bortles gelang. Garant für den Marsch durch die Playoffs war vor allem die Monster-Defense, die dem Team den Spitznamen "Sacksonville" verlieh.
Seltsam auch, dass die Jaguars nach dem guten Jahr seinen Vertrag voreilig mit einem 54-Millionen-Deal um drei Jahre verlängerten, um ihn dann ein Jahr später zu entlassen. Dafür haben die Jaguars einen Dead Cap von 16,5 Millionen Dollar an der Backe. Kritiker fühlen sich bestätigt, dass die Entlassung ein Jahr zu spät kam. Nicht nur ein sportliches, sondern auch ein teures Missverständnis.
2015 das statistisch beste Jahr
2017 war dabei nicht einmal Bortles statistisch beste Saison, 2015 schaffte er mit 4428 Yards und 35 Touchdowns sogar Franchise-Rekorde, die Jaguars verpassten die Playoffs mit 5-11 trotzdem sehr deutlich. Trotz der guten Zahlen hagelte es auch hier Vorwürfe: sein Spiel sei zu risikoreich, hieß es. Wie Bortles in seiner Zeit immer im Zentrum der Kritik stand. Was auch Vorteile hat: Wie Kritik am besten abprallt, hat er auf die harte Art gelernt, kann damit aber umgehen.
Es war ein ständiges Auf und Ab in Jacksonville, was zum Beispiel an seinem Quarterback-Rating wunderbar abzulesen ist: 2014 kam er auf ein Rating von 69,5, danach auf 88,2, 78,8, 84,7 und schließlich 79,8.
Es ging hoch und runter, mit zu wenig Kontinuität und Weiterentwicklung, dafür viel Kritik. Mal Genie, oft Wahnsinn. Ein Zick-Zack-Kurs.
Selbst in seiner letzten Saison war das so, als er die Kritiker mit einem starken Anfangsmonat verstummen ließ, ehe er in den alten, fehlerhaften und unkonstanten Trott verfiel.
Bisweilen war die Streuung seiner Leistungen so groß, dass es nur schwer zu erklären war. Auf der einen Seite blickt er auf vergleichsweise gute Zahlen, führt diese aber selbst durch teilweise haarsträubende Entscheidungen und Fehler ad absurdum.
Unter dem Strich kam er auf 17.646 Passing Yards (235,5 pro Spiel), 103 Touchdowns, 75 Interceptions, 195 Sacks, 46 Fumbles mit einem QB-Rating von 80,6 im Schnitt. Er brachte dabei 59,3 Prozent seiner Pässe zum Mann. Sein Laufspiel ist mit 1775 Yards (und acht Touchdowns) eine seiner Stärken.
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24 Siege, 49 Niederlagen
Trotzdem: Die Jaguars-Bilanz unter Bortles als Starter ist mit 24 Siegen bei 49 Niederlagen schlicht nicht gut genug.
Ein direkter Vergleich: Derek Carr, 2014 in Runde zwei von den Oakland Raiders im Draft verpflichtet, kommt seitdem auf 18.739 Yards, 122 Touchdowns, 54 Interceptions und ein Rating von 88,8.
Bortles ist zwar einer von nur 15 Quarterbacks, die seit 2014 mehr als 100 Touchdown-Pässe schafften. Dafür hat er mehr Interceptions (75) und Turnover (94) als alle anderen in diesem Zeitraum.
Aber bei aller Bitterkeit: Für Bortles ist der Cut kein Weltuntergang. Er ist erst 26 Jahre alt, hat also noch ein paar Jahre vor sich.
Die wird er allerdings auch brauchen, denn wahrscheinlich wird er sich erst einmal mit einer Backup-Rolle zufriedengeben müssen, um sich wieder für einen Starter-Job zu empfehlen.
Chance bei den Patriots?
Aber: Immer wieder werden bei den Optionen neben den Denver Broncos oder Miami Dolphins auch die New England Patriots genannt, die 2014 ebenfalls an ihm interessiert waren, ehe sie in Runde zwei Jimmy Garoppolo als Backup für Superstar Tom Brady holten.
Garoppolo ist weg, Brian Hoyer als Backup mit seinen 33 Jahren nicht mehr der Jüngste. Brady ist zwar der GOAT, im August aber auch schon 42. Warum also nicht Bortles als Option für die Zukunft?
Eine zweite Chance beim Super-Bowl-Sieger: Es würde zu seiner seltsamen Karriere passen.
Andreas Reiners
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