"Blind Side": Michael Ohers Familie reagiert auf Klage: "Absurd und verletzend"
Aktualisiert: 16.08.2023
11:22 Uhr
Andreas Reiners
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Basiert der Erfolgsfilm "The Blind Side" auf einer Lüge? Ex-NFL-Profi Michael Oher hat Klage gegen seine angebliche Adoptivfamilie eingereicht. Die ist "erschüttert".
"The Blind Side" hat viele Football-Fans begeistert. Auch viele Menschen, die nichts mit der NFL am Hut haben, waren ergriffen vom Weg Michael Ohers aus ärmlichen Verhältnissen in die beste Football-Liga der Welt.
Wie die Familie Tuohy ihn aufnahm und sie ihn bei seinem Vorhaben unterstützte. Das war Feelgood vom Feinsten.
Dass Hollywood-Superstar Sandra Bullock eine Hauptrolle spielte (und dafür den Oscar erhielt), dürfte auch ein Grund für den Erfolg des Streifens gewesen sein, der für einen weiteren Academy Award als bester Film nominiert war. Doch nun gibt es eine überraschende Wendung, die so gar nichts mit einem Happy End à la Hollywood zu tun hat.
Denn Oher hat eine 14-seitige Petition vor Gericht eingereicht, wie "ESPN" berichtet. Die Kurzform führt das Gute an der Story ad absurdum. Denn ein zentrales Element der Geschichte soll auf einer Lüge beruhen, so der Vorwurf.
Demnach wurde Oher, den die Tuohys als Highschool-Student bei sich aufnahmen, von der Familie nie adoptiert. Vielmehr sollen Sean und Leigh Anne Tuohy ihn mit einem Trick dazu gebracht haben, eine Vormundschaft zu unterschreiben.
Familie reagiert entsetzt auf Klage - und erhebt ihrerseits Vorwürfe
Nur einen Tag nach Bekanntwerden der Vorwürfe meldete sich die Familie Tuohy. Ihr Anwalt, Marty Singer, wies sämtliche Vorwürfe in einem Schreiben zurück. Als "aus der Luft gegriffen", "verletzend" und "absurd" bezeichnet die Familie die Vorwürfe ihres angeblichen Adoptivsohns.
Stattdessen schossen sie sogar zurück. Oher soll die Familie bedroht haben, bevor er die Petition bei Gericht einreichte. Er forderte 15 Millionen Dollar, um von jener Petition abzusehen. Das behauptet zumindest Anwalt Singer in seinem Statement, repräsentativ für die Tuohys.
Zudem behauptet der ehemalige Offensive Lineman, nicht angemessen an den Einnahmen des Films beteiligt worden zu sein. "Über die Jahre haben die Tuohys Herr Oher einen gleichen Anteil an jedem Cent übertragen, der an dem Film 'The Blind Side' verdient wurde", entgegnet der Anwalt laut "tmz".
"Es ist nicht der erste Versuch von Herr Oher, diesen 'Spielzug zu laufen'", so Singer in Football-Sprache. "Aber vorherige Anwälte wollten ihn nicht mehr vertreten, als sie die Wahrheit erfuhren." Laut dem Rechtsbeistand werden die Tuohys alles tun, um "ihren Namen zu verteidigen."
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Wurde Michael Oher nie adoptiert?
Mit der Vormundschaft hatten sie angeblich eine Vollmacht, um Geschäfte für ihn zu machen, auch nach seinem 18. Lebensjahr. Außerdem, so die Klageschrift, soll er den 20th Century Fox Studios die Rechte an seiner Geschichte "ohne jegliche Bezahlung" überlassen haben.
Die Tuohys sollen die Filmrechte verkauft und viel Geld kassiert haben, von dem Oher angeblich nichts bekam. Leigh Ann Tuohy, im Film gespielt von Bullock, soll Oher zudem als ihren Adoptivsohn bezeichnet haben, um ihre Stiftung und andere Projekte zu fördern.
Laut der Gerichtsakte hat Oher im Februar 2023 davon erfahren. Einen Verdacht hatte er schon länger, kümmerte sich aber erst nach seiner aktiven Karriere intensiver darum.
In seinen Memoiren hatte er 2011 geschrieben, die Tuohys hätten ihm erklärt, dass es keinen Unterschied gebe zwischen Vormundschaft und Adoption.
Oher und seine Familie: Beziehung endgültig zerrüttet
"Mikes Beziehung zur Familie Tuohy begann sich zu verschlechtern, als er entdeckte, dass er in dem Film als unintelligent dargestellt wurde", sagte sein Anwalt J. Gerard Stranch IV. "Ihre Beziehung verschlechterte sich weiter, als er erfuhr, dass er das einzige Familienmitglied war, das keine Tantiemen aus dem Film erhielt, und sie wurde endgültig zerrüttet, als er erkannte, dass er nicht adoptiert und kein Teil der Familie war."
Laut der Klageschrift gab es für die Tuohys und ihre leiblichen Kinder jeweils 225.000 Dollar plus 2,5 Prozent der "festgelegten Nettoeinnahmen" des Films. Der Sportbusiness-Analyst Darren Rovell rechnet vor, dass der Streifen von 2009 nur 30 Millionen Dollar kostete und 300 Millionen Dollar einspielte, der Familie nach allen Abzügen 4,6 Millionen Dollar eingebracht habe.
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Wie "ESPN" berichtet, haben die Tuohys in der Vergangenheit stets bestritten, viel Geld mit dem Film verdient zu haben. Was sie einnahmen, hätten sie angeblich mit Oher geteilt.
Das wiederholte Sean Tuohy nach dem Bekanntwerden der Klage am Dienstag. "Wir sind am Boden zerstört", sagte Tuohy dem Daily Memphian. "Der Gedanke, dass wir mit einem unserer Kinder Geld verdienen würden, ist erschütternd. Aber wir werden Michael mit 37 genauso lieben, wie wir ihn mit 16 geliebt haben."
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"Blind Side": Oher fordert unter anderem Schadenersatz
Oher beantragt sowohl die Beendigung der Vormundschaft als auch eine einstweilige Verfügung, die die Tuohys daran hindern soll, mit seinem Namen weiter Profit zu machen. Schadenersatz will der 37-Jährige ebenfalls.
In einem Statement schreibt Oher: "Mit schwerem Herzen habe ich heute die Veröffentlichung der Anklage wahrgenommen. Das ist eine schwierige Zeit für meine Familie und mich. Ich bitte aktuell um Privatsphäre und lasse die Anklage für mich sprechen. Bis auf weiteres werde ich zu dem Thema keinen Kommentar mehr abgeben."
Immerhin: Das sportliche Happy End kann ihm keiner mehr nehmen, denn seine Karriere war ein Erfolg. Nachdem ihn die Baltimore Ravens 2009 in der ersten Runde auswählten, spielte der Left Tackle dort fünf Jahre lang und gewann 2013 den Super Bowl. Danach ging er für ein Jahr zu den Tennessee Titans und für zwei zu den Carolina Panthers, mit denen er den Super Bowl erneut erreichte, aber verlor.
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