NFL
Denver Broncos: Das Projekt Sean Payton ist bereits gescheitert - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 13.10.2023
- 11:34 Uhr
- Chris Lugert
Die Denver Broncos sind am Ende, Sean Payton ist eher Teil des Problems statt der Lösung. Das Projekt mit dem ehemaligen Quarterback-Flüsterer ist gescheitert. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Sean Payton hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt. Seine inzwischen mehrfach durchgekauten Aussagen über seinen Vorgänger Nathaniel Hackett haben den Head Coach der Denver Broncos längst eingeholt.
Von einer der "schlechtesten Coaching-Leistungen in der Geschichte der NFL" hatte er mit Blick auf die Vorsaison gesprochen und sich selbst als eine Art Messias präsentiert, der alles anders und natürlich besser machen werde.
Nach sechs Spielen in der Saison 2023 lässt sich festhalten: Eigentlich hat sich bei den Broncos gar nichts verbessert.
Ja, Quarterback Russell Wilson sah zwischendurch ganz gut aus. Aber gegen welche Mannschaften? Gegen die Washington Commanders, die sogar Justin Fields wie einen künftigen Hall of Famer agieren ließen. Gegen die Miami Dolphins, deren Defense ihre größte Schwachstelle ist. Oder eben gegen die Chicago Bears, und da auch nur in der zweiten Halbzeit.
Die offensiv dramatische Vorstellung bei der 8:19-Niederlage bei den Kansas City Chiefs war auch für Payton ein Blick in die ungeschönte Realität. Und die ist für die Broncos desaströs, vor allem mit Blick auf die Ressourcen, die die Franchise in ihren neuen Coach gesteckt hat.
Einen Erstrundenpick 2023 und einen Zweitrundenpick 2024 schickte Denver im Frühjahr zu den New Orleans Saints, wo Payton trotz seines Rücktritts ein Jahr zuvor noch immer vertraglich gebunden war. Mit Blick auf die aktuelle Situation war dieser Deal eine Katastrophe.
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Payton hatte sich nach seinem Abschied von den Saints als TV-Experte ein schönes Leben gemacht, er hätte in dieser Rolle bleiben sollen. In New Orleans hatte er eine erfolgreiche Karriere und bildete mit Drew Brees über Jahre ein tolles Gespann, gemeinsam gewannen sie den Super Bowl. Beweisen musste er keinem mehr etwas.
Stattdessen sägt er aktuell mit aller Kraft an seinem eigenen Denkmal. Wie bei Bill Belichick und Tom Brady stellt sich auch bei Payton allmählich die Frage, ob er Brees zu dem gemacht hat, der er war - oder umgekehrt.
Payton macht zu wenig aus dem Kader
Sicher, der 59-Jährige ist ein sehr guter offensiver Playcaller. Aber bei den Saints profitierte er augenscheinlich von einem perfekt abgestimmten Gebilde, von absoluten Topspielern in der Blüte ihrer Zeit.
Der Kader der Broncos ist zwar nicht ganz so stark, aber gerade offensiv sicher nicht so schlecht, wie es die Ergebnisse vermuten lassen.
Russell Wilson als Quarterback, Courtland Sutton und Jerry Jeudy als Receiver, Javonte Williams als Running Back - da muss einfach mehr möglich sein als ein Sieg nach sechs Spielen, der zudem nur nach einer späten Aufholjagd gegen die Bears zustande kam. Vor allem dann, wenn man vor der Saison große Töne spuckt.
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Und auch die über Wochen schreckliche Defense, die gegen die Dolphins 70 Punkte kassierte, geht mit auf Paytons Konto. Denn er war es, der den heftig kritisierten Defensive Coordinator Vance Joseph in der Offseason nach Denver zurückholte. Eine Entlassung von Joseph schließt Payton jedoch aus.
Broncos brauchen einen Neuanfang
Die Broncos benötigen einen echten Neuanfang, mit Payton treten sie auf der Stelle. Natürlich könnte man in den Raum werfen, dass Paytons Voraussetzungen im Draft mit dem ersten Pick spät in Runde zwei nicht optimal waren. Und vielleicht sollte er mehr Zeit bekommen, seinen Kader nach seinen Vorstellungen umzubauen.
Doch aktuell wirkt es nicht so, als hätte Payton wirklich einen Plan für die Zukunft. Die Broncos taumeln weiter Richtung Bedeutungslosigkeit. Dass hier wirklich noch ein Turnaround gelingt, scheint immer unwahrscheinlicher. Payton hat sich weit aus dem Fenster gelehnt - zu weit. Das Projekt ist gescheitert.