Kommentar
Denver Broncos: Sean Payton sitzt auf dem größten Pulverfass der NFL
- Veröffentlicht: 19.09.2023
- 23:33 Uhr
- Daniel Kugler
Die Denver Broncos legen mit zwei Niederlagen einen Horror-Start in die Ära Sean Payton hin. Das Verhältnis zu Star-Quarterback Russell Wilson kriselt bereits deutlich und droht zu kippen.
von Daniel Kugler
"Ich werde stinksauer sein, wenn das kein Playoff-Team ist."
Mit diesen deutlichen Worten legte Sean Payton Ende Juli die Marschroute für seine erste Saison als Head Coach der Denver Broncos unmissverständlich fest.
Nach leidgeplagten Jahren sollte unter dem neuen Heilsbringer endlich die Wende eingeleitet werden. Nach dem Super-Bowl-Sieg in der Saison 2015 hatte Denver in jeder der darauffolgenden Spielzeiten die Postseason verpasst.
Nach zwei Spieltagen und zwei Niederlagen in der Saison 2023 ist die Aufbruchstimmung in Denver jedoch längst verpufft und das ausgerufene Ziel Playoffs nach dem ernüchternden Auftakt bereits in weiter Ferne.
Und auch Coach Payton ist nicht der erhoffte Wunderheiler.
"Gewinnen! Es ist das Heilmittel für die ganze Organisation. Dadurch fühlen sich alle besser", hatte der 59-Jährige bei "USA Today" zudem rückblickend auf seine Ära bei den New Orleans Saints betont, die er in seiner Debüt-Saison 2006 bereits zum Division-Sieg und drei Jahre später zum Titelgewinn führen konnte.
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Denver Broncos: Sean Payton fliegen Aussagen um die Ohren
In Denver erhoffte man sich ab Sekunde eins einen ähnlichen Paradigmenwechsel. Von der payton'schen Gewinner-Mentalität war auf dem Platz bisher aber noch nicht allzu viel zu sehen.
Viel schlimmer noch: Die vollmundigen Versprechen auf akute Besserung fliegen Payton bereits um die Ohren.
Abgesehen von den ersten eineinhalb Vierteln gegen die Commanders, als die Broncos den Gegner wortwörtlich offensiv wie defensiv überfuhren und es nach einer deutlichen Packung aussah, fehlt es dem Team unter der neuen Führung bisher noch an Konstanz und Durchschlagskraft über das gesamte Spiel.
Ironischerweise war es Star-Quarterback Russell Wilson selbst, der Washington nach fulminantem Start sowie früher 18-Punkte-Führung mit einem Lost Fumble erst ins Spiel kommen ließ und damit die Tür für den Einbruch erst öffnete.
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Beziehung von Payton und Wilson kriselt
Der Druck in Denver steigt derweil bereits merklich an. Dass zeigt auch Paytons Reaktion nach der Pleite gegen die Commanders, als er die Schuld für das Debakel von sich schob und Playmaker Wilson sein Fett wegbekam.
Die Kommunikation mit seinem Quarterback sei unzureichend gewesen. Gegen Washington hätte die Abstimmung über Play Calls viel zu lange gedauert, sodass der Coach bereits im ersten Abschnitt mehrere Timeouts bei ablaufender Uhr hätte einsetzen müssen.
So etwas sei er aus seiner Vergangenheit nicht gewöhnt, so Payton, und der Coach legte Wilson daraufhin nahe, ein Armband mit den verschiedenen Plays zu tragen.
Dies grenzt schon fast an Majestätsbeleidigung.
Wilson selbst redete die Problematik im Anschluss jedoch klein.
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Was allerdings auffällt, ist, dass es nicht die erste deutliche Kritik von Payton an Wilson in den vergangenen Wochen war. "Hörst du verdammt noch mal auf, alle Babys zu küssen? Du kandidierst nicht für ein öffentliches Amt", soll Payton laut "ESPN" Wilsons Aktivitäten abseits des Football-Feldes und seinen Fokus kürzlich scharf kritisiert haben.
Anzeichen für einen frühen Bruch? Für eine Antwort dürfte es noch zu früh sein. Das Bild vom erhofften Trainer-QB-Traum-Duo in Denver hat in kürzester Zeit jedoch bereits einige tiefere Risse erlitten.
Aber alleine die Tatsache, einen Super-Bowl-Sieger und neunmaligen Pro Bowler mit Verweis auf derartige Basics öffentlich anzuzählen, gibt ein fragwürdiges Bild ab.
Denver Broncos: Coach Payton bereits früh unter Druck
Die zwei Niederlagen zum Auftakt gegen Teams, die nicht zur Ligaspitze gehören, sind insgesamt viel zu wenig und lassen die Alarmglocken in Denver bereits früh schrillen. Keine Frage: Payton sitzt auf dem derzeit größten Pulverfass in der NFL.
Bedeutet für ihn: Er muss Resultate liefern und nicht nur Ausreden bei anderen suchen. Sonst droht Historisches.
Nur ein einziger Head Coach der Broncos begann seine Amtszeit schlechter als mit einer Bilanz von 0-2. Und zwar Vic Fangio, der seine ersten vier Spiele in der Saison 2019 verlor und schließlich bei 7-9 landete.
In den kommenden drei Spielen gegen die Miami Dolphins, Chicago Bears und New York Jets müssen nun zwingend mehrere Siege her, sonst wird es für Payton bereits früh sehr ungemütlich.
Denn danach wird das Programm deutlich schwerer mit zwei Duellen mit den Kansas City Chiefs und einem Gastspiel bei den Buffalo Bills innerhalb von nur vier Spielen ab Woche sechs.
Was aber vor Woche drei bereits klar wurde: Selbst Paytons Erfahrung und viel honorierten Coaching-Qualitäten machen die Broncos über Nacht nicht einmal im Ansatz zum Contender.