Detroit Lions: Rückschlag oder mehr? Löwen nicht mehr bissig
Aktualisiert: 25.11.2023
10:36 Uhr
Chris Lugert
Zwischenzeitlich sahen die Detroit Lions aus wie ein Geheimfavorit auf den Super Bowl. Spätestens das Thanksgiving Game gegen die Green Bay Packers zeigte jedoch: Dieses Team gehört noch nicht zur absoluten Ligaspitze - aus verschiedenen Gründen.
Der Sport, insbesondere die NFL, kann manchmal sehr schnelllebig sein. Die Detroit Lions müssen das derzeit auf recht schmerzhafte Weise erfahren. Noch keine zwei Wochen ist es her, als die Lions ein spektakuläres Auswärtsspiel bei den Los Angeles Chargers mit 41:38 gewannen und Quarterback Jared Goff einmal mehr brillierte.
Die Offense insgesamt wurde bejubelt und in höchste Höhen gelobt. Doch nach einem bereits mehr als glücklichen Sieg gegen die Chicago Bears nach Aufholjagd und der aufgrund der Art und Weise verheerenden Niederlage gegen die Green Bay Packers hat sich die Stimmung in Motown gedreht.
Das 22:29 gegen den Division-Rivalen aus der Käsestadt ausgerechnet an Thanksgiving hat Grundsatzfragen aufgeworfen, wo genau die Lions anzusiedeln sind. Wie ein Team, das zuvor 8-2 stand, sahen sie jedenfalls nicht mehr aus. Und das hat diverse Gründe.
Zwar führt Detroit die NFC North weiterhin recht komfortabel an und steuert zielgerichtet auf die erste Playoff-Teilnahme seit sieben Jahren zu. Doch von einem Contender, der mit seiner brandheißen und fast unaufhaltsamen Offensive vielleicht sogar die ganz Großen ärgern kann, ist keine Rede mehr. Der Hype Train droht zu entgleisen.
Aber wo liegen die Probleme der Lions? ran begibt sich auf Ursachenforschung.
Wer gegen eine Offense um Justin Fields 26 Punkte zulässt und sich von Jordan Love teilweise vorführen lässt, der muss ein Teil des Problems sein. Die Defense der Lions spielt schlicht nicht auf dem Niveau, wie es ein Spitzenteam verlangt.
Philadelphia Eagles, Dallas Cowboys, San Francisco 49ers - die drei aktuellen Topteams der NFC zeichnen sich allesamt durch ein starkes Gesamtpaket aus Offense und Defense aus. Alle drei Units können im Fall der Fälle mit ihrer Defense auch einmal Spiele für ihre Offense retten. Davon sind die Lions ganz weit entfernt.
Schon mehrfach in dieser Saison zeigten starke Offenses der Verteidigung von Detroit die Grenzen auf. Sowohl gegen die Chargers als auch gegen die Baltimore Ravens mussten die Lions 38 Punkte schlucken. Auch schwächere Offenses wie die Bears, die Packers oder die Panthers fanden Wege, gegen die Lions zuverlässig zu scoren.
Der Erfolg der Lions hing in dieser Saison häufig davon ab, wozu Goff und Wide Receiver Amon-Ra St. Brown in der Lage sind. Erwischten beide einen guten Tag und ritten auf derselben Welle, konnte es für den Gegner ungemütlich werden. Wenn der Ball in der eigenen Offense gut lief, stand logischerweise zudem die eigene Defense seltener auf dem Feld.
Doch in den vergangenen beiden Spielen häufte sich etwas, das jedem Team ein Bein stellen kann.
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Detroit Lions produzieren zu viele Turnover
Die Lions haben aktuell große Schwierigkeiten, den Ball bei sich zu halten. Fast scheint es so, als befände sich vor allem Goff bereits in vorweihnachtlicher Geberlaune.
Gegen die Bears fabrizierte er drei Interceptions, gegen die Packers verlor der 29-Jährige das Ei dreimal per Fumble. Gegen Green Bay führte einer seiner Ballverluste zudem unmittelbar zu einem Touchdown für die Gäste. Turnover tun jedem NFL-Team weh, bei den Lions ist die aktuelle Phase fast schon grotesk.
NFL Draft 2024: Alle Verträge unterschrieben - Was die Erstrundenpicks verdienen
Was die Erstrundenpicks verdienen In Amarius Mims von den Cincinnati Bengals hat nun auch der letzte verbliebene First Rounder seinen Rookie-Vertrag unterschrieben. Es gibt keinen Holdout. Doch wie viel verdienen die Erstrundenpicks eigentlich? ran zeigt die Gehälter der First Rounder. (Quelle: Spotrac, Stand: 22. Juli 2024)
Pick 32: Carolina Panthers (von Buffalo Bills via Kansas City Chiefs) Xavier Legette, Wide Receiver - South Carolina Gehalt: 12,36 Millionen US-Dollar Vertrag unterschrieben: Ja
Pick 23: Jacksonville Jaguars (von Minnesota Vikings via Houston Texans via Cleveland Browns) Brian Thomas Jr., Wide Receiver - LSU Gehalt: 14,66 Millionen US-Dollar Vertrag unterschrieben: Ja
Pick 11: New York Jets (via Minnesota Vikings) Olumuyiwa Fashanu, Offensive Tackle - Penn St. Gehalt: 20,51 Millionen US-Dollar Vertrag unterschrieben: Ja
Pick 1: Chicago Bears (von Carolina Panthers) Caleb Williams, Quarterback - USC Gehalt: 39,49 Millionen US-Dollar Vertrag unterschrieben: Ja
Neun Fumbles haben sich die Lions bereits in dieser Saison geleistet, nur drei Teams haben mehr. Detroit hat ein Turnover-Verhältnis von -5, hat also fünf Bälle mehr weggegeben als selbst erobert.
Dabei sind Turnover on Downs, also bei nicht erfolgreich ausgespieltem vierten Versuch, gar nicht mit eingerechnet. Was direkt den Übergang zur nächsten Thematik schafft.
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Detroit Lions: Dan Campbell hat sein Mojo verloren
Als Dan Campbell vor fast drei Jahren den Job als Head Coach der chronisch erfolglosen Lions übernahm, war es oberstes Gebot des heute 47-Jährigen, die Mentalität des Teams zu verändern. Mehr Mut, mehr Entschlossenheit und mehr Vertrauen in die eigenen Qualitäten. Das zeigte er auch in seinen Entscheidungen im Spiel.
Unter Campbell spielten die Lions plötzlich regelmäßig den vierten Versuch aus, er probierte Fake Punts, er kümmerte sich nicht um Tabus. Denn die Lions hatten ja nichts zu verlieren. Wenn es schiefgeht, was soll's? Das Besondere war zudem: Meistens klappte es sogar. Damit wurde Campbell auch in gewisser Weise ein Vorreiter.
Doch just mit den jüngsten Erfolgen scheint ihn das Glück bei derartigen Risiko-Spielzügen verlassen zu haben. Gegen die Packers versuchten es die Lions fünfmal, den vierten Versuch auszuspielen - nur einmal klappte es.
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Ich hätte das den Jungs nicht antun sollen.
Dan Campbell, über seinen Fake-Punt-Call
Besonders absurd war ein Call von Campbell Mitte des dritten Viertels beim Stand von 14:23 aus Lions-Sicht. An der eigenen 23-Yard-Linie (!) und bei immerhin noch vier Yards zu gehen versuchte er einen Fake, der gnadenlos scheiterte. Die Packers nutzten die Feldposition und sorgten drei Plays später mit dem Touchdown zum 29:14 für die Vorentscheidung.
"Ja, das war ein schlechter Call von mir", zeigte sich Campbell im Nachgang selbstkritisch: "Ich hätte das den Jungs nicht antun sollen."
Wenn die Lions wirklich oben mitspielen wollen, muss Campbell ein gesünderes Verhältnis aus Risikobereitschaft und Vernunft finden.
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Detroit Lions: Offense versetzt nicht mehr in Schrecken
Die Lions ereilt zudem aktuell das Schicksal, das jedem Team mit neuem Coaching Staff und neuen Ideen irgendwann blüht: Defenses stellen sich besser darauf ein und finden Wege, die Stärken aus dem Spiel zu nehmen.
Das System der Lions mit Quarterback Goff funktioniert mit Play Action am besten, Offensive Coordinator Ben Johnson hat diese Spielzüge nahezu perfektioniert. Mit St. Brown hatte Goff zudem seinen Go-to-Guy gefunden. Gegen die Packers war St. Brown lange aber abgemeldet und kam erst in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel.
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NFL Playoff-Push: Das sind laut Buchmachern die Favoriten auf die Postseason
NFL-Playoffs: Das sind die Favoriten auf die Postseason Wir nähern uns dem Endspurt der NFL Regular Season - damit beginnt die heißeste Phase im Kampf um die 14 Playoff-Spots. Rein theoretisch haben noch alle 32 Teams eine Chance auf die Postseason (Ja, sogar die Panthers!). ran zeigt euch die Wettquoten auf den Playoff-Einzug. (Quelle: FanDuel via VegasInsider, Stand: 28. November 2023)
NFL-Playoffs: Das bedeuten die Wettquoten Zur Erklärung: Positive Wettquoten sagen aus, wie hoch der Gewinn bei einem Einsatz von 100 Dollar wäre. Eine Quote von +2.000 bedeutet, man bekäme bei 100 Dollar Einsatz 2.100 Dollar wieder raus. Negative Wettquoten zeigen an, wie hoch der Einsatz sein muss, um 100 Dollar zu gewinnen. Bei einer Quote von -2.000 müsste man also 2.000 Dollar setzen, um 2.100 Dollar rauszuholen.
Platz 1 (geteilt): Baltimore Ravens Wettquote: -10.000 (bei einem Einsatz von 10.000 US-Dollar beträgt der Gewinn 100 US-Dollar)
Die Lions werden Wege finden müssen, variabler zu agieren. Allerdings ist Goff nun einmal der Quarterback, den man hat, mit all seinen Limitierungen. Nicht umsonst haben die Los Angeles Rams ihn 2021 nach Detroit geschickt, um Matthew Stafford zu holen. Goff kann ein auf ihn maßgeschneidertes System gut umsetzen, aber er ist kein Elite-Quarterback.
Die Lions haben es bislang gut geschafft, Goffs Stärken hervorzuheben und seine Schwachstellen so weit wie möglich zu kaschieren. Dies mit leichten und notwendigen Anpassungen der Spielidee erneut zu schaffen, wird entscheiden, wie weit es für die Lions wirklich geht.
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Detroit Lions und der dankbare Spielplan
Eine Antwort darauf werden aber wohl erst die Playoffs liefern, denn der Spielplan meint es gut mit den Lions - wie schon in der gesamten Saison. Die Ravens waren - neben den Kansas City Chiefs gleich am ersten Spieltag - das bislang einzige Team aus der Top-Gruppe der Liga, gegen das Detroit spielen musste. Und gegen Baltimore sahen die Lions beim 6:38 überhaupt kein Land.
Alle anderen Teams, gegen die die Lions bislang gewonnen haben, haben quasi keine Chance mehr auf die Playoffs oder - wie im Fall der Tampa Bay Buccaneers - können nur aufgrund ihrer schwachen Division noch hoffen.
Womöglich gibt das Auswärtsspiel bei den Dallas Cowboys an Silvester eine Antwort auf die Frage, ob die Lions mehr sind als ein teilweise spektakuläres Team, dem aber noch ein gutes Stück zur Ligaspitze fehlt. Denn aktuell sind sie genau das.