Ist Metcalf der beste Wide Receiver seiner Draft-Klasse?
D.K. Metcalf beim NFL-Combine: Der Freak unter den Wide Receivern
- Aktualisiert: 03.03.2019
- 20:51 Uhr
- ran.de / Daniel Kugler
D.K. Metcalf ist einer der vielversprechendsten Wide Receiver seines Jahrgangs. Beim Scouting Combine der NFL überzeugt er durch seine herausragende Physis und Geschwindigkeit.
München / Indianapolis - Hochemotional reagierte D.K. Metcalf nach seiner starken Performance beim Scouting Combine 2019. Die NFL twitterte am Samstag ein Video, das den 21-Jährigen Minuten nach seinem 40-Yard-Lauf zeigt, wie er unter Tränen mit seiner Mutter telefoniert.
"Ich sollte nicht hier sein", rief Metcalf den versammelten Journalisten entgegen, dessen Teilnahme am Scouting Event aufgrund einer langfristigen und schwerwiegenden Verletzung lange in der Schwebe stand.
Kombination aus Physis und Speed überzeugt
Allein durch seine physische Präsenz hinterlässt er einen bleibenden Eindruck. "In jeder Kabine, die ich betrete, heißt es: 'wow, du bist ja wirklich so monströs'", erklärte Metcalf noch vor dem Combine und ergänzte, dass er viele Leute mit seinem 40-Yard-Dash schocken werde.
Diesen Aussagen ließ er am Samstag Taten folgen. Mit 4,33 Sekunden stellte er die drittbeste Zeit des diesjährigen Combines auf. Eine bemerkenswerte Leistung für einen Spieler seiner Größe und Gewichtsklasse. Metcalf ist 1,92 m groß und bringt knapp 105 Kilo auf die Waage.
Beim Bankdrücken erzielte er mit 27 Wiederholungen bei 225 Pfund zusammen mit Ohio States N'Keal Harry den Höchstwert aller Wide Receiver. Außerdem knackte er als einer von nur fünf Wide Receivern die 40-Inches-Marke beim Vertical Jump und wurde fünftbester Receiver beim Broad Jump mit 11'2".
Seine Explosivität und Geschwindigkeit sind über alle Zweifel erhaben, darüber lässt auch seine schwächste Leistung des Tages (4,50 Sekunden beim 20-Yard-Shuttle / Bestwert 4,03 Sekunden) nicht hinwegtäuschen.
Jon Gruden, Head Coach der Oakland Raiders, erklärte, Metcalf sei der physisch stärkste Receiver, den er jemals gesehen habe.
Starke Stats am College
Am College kam der damalige Freshman 2016 auf nur zwei Spiele für Ole Miss (University of Mississippi). In seinem zweiten Jahr am College ließ der Receiver dann mit 39 Receptions für 646 Yards und sieben Touchdowns in zwölf Spielen aufhorchen.
In der vergangenen Saison startete er erneut stark und kam in sieben Spielen auf 26 Receptions für 569 Yards und fünf Touchdowns. Aufgrund einer Nackenverletzung fiel der Receiver dann allerdings für den Rest der Saison aus.
Mit seiner Kombination aus Geschwindigkeit und Power überrannte er reihenweise gegnerische Defensive Backs im wahrsten Sinne des Wortes und stellen einen Matchup-Albtraum für Defenses dar. 21,9 Yards pro Catch in der letzten Spielzeit am College symbolisieren seine Rolle als Big-Play-Waffe.
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Wird ihm exzessives Training zum Verhängnis?
Laut Informationen von NFL-Insider Ian Rapoport soll Metcalf einen Körperfettanteil von extrem geringen 1,6 Prozent aufweisen. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Person kommt auf ca. 20 Prozent Körperfett, Sportler liegen in der Regel im Bereich zwischen sechs und 13 Prozent. Am weitesten Treiben es Bodybuilder, die häufig auf drei bis vier Prozent kommen. Ein Wert von unter zwei Prozent ist allerdings eine Seltenheit.
Die ultimative Aufopferung für den Sport - oder gefährdet Metcalf dadurch seine eigene Gesundheit? Ernährungsprofessorin Maria Mourtzakis von der Universität in Waterloo, Kanada, wird bei "SBNation" folgendermaßen zitiert: "Für Athleten besteht durchaus die Möglichkeit, ihren Körperfettanteil auf zwei Prozent zu senken, allerdings würde ich dieses Unterfangen nicht unterstützen."
Mourtzakis betont die Risiken dieser extremen Vorgehensweise: "Diesen Wert zu erreichen birgt Risiken für die Gesundheit, besonders erhöht sich die Anfälligkeit für Infektionen und Verletzungen. Dieser Ansatz wird häufig durch ungesunde Ernährung gefördert und spiegelt ein gestörtes Essverhalten wider."
Boston und Quinn als warnende Beispiele
Dass exzessives Training und übertriebener Muskelaufbau die Karriere eines NFL-Spielers frühzeitig beenden können, zeigen die Beispiele von David Boston und Brady Quinn.
Boston, ebenfalls Wide Receiver, kam 1999 zu den Arizona Cardinals und fing in zwei seiner ersten drei Jahre Pässe für über tausend Yards. Nach dem Höhepunkt mit 1.598 Receiving Yards und acht Touchdowns 2001 brachen seine Statiken in der Folge ein und seine Karriere in der NFL war nach nur sechs Jahren frühzeitig beendet.
"ESPN" berichtete vor einigen Jahren, dass neben einer Knieverletzung, die ihn endgültig zum Karriereende zwang, sein Muskelzuwachs für seinen Leistungseinbruch verantwortlich war. Dem Bericht zufolge war Boston nach wenigen Plays durch die schwere Muskelmasse bereits erschöpft und verpatzte häufig einfache Pässe.
Außerdem soll er gegen Ende seiner Laufbahn aufgrund der gewaltigen Muskeln seine Arme kaum mehr strecken haben können und musste Bälle beim Catch gegen seine Brust drücken.
Über die Arme von Quinn, einem äußerst muskulösen Quarterback, soll der damalige Head Coach der Tampa Bay Buccaneers, Jon Gruden, vor dem Draft 2007 gesagt haben: "Ich will nicht, dass mein Quarterback so aussieht."
Harte Worte, aber Gruden sollte mit seiner Einschätzung recht behalten. An Position 22 von den Cleveland Browns gepickt, startete Quinn 13 Mal in drei Jahren. 2012 war nach nur vier Saisons in der NFL Schluss.
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Body Building seit frühester Kindheit
Als Metcalf kürzlich einen Sponsoringvertrag bei Under Armour unterschrieb, erklärte sein Vater Terrence, früher selbst sieben Jahre als Guard in der NFL, dass sein Sohn bereits zu Kindergartentagen anfing, Gewichte zu stemmen.
Diese Aussagen belegen Metcalfs stetige physische Entwicklung. Seine herausragende Fitness beim Combine steht in direktem Zusammenhang zur Nackenverletzung, die ihn die letzten Monate ausfallen ließ und auch zu einer Operation zwang.
Seit Mitte Oktober machte Metcalf monatelang nichts anderes außer Workouts, um den Heilungsprozess zu fördern und rechtzeitig für den Combine fit zu werden. Erst seit Ende Januar hat er das Go der Ärzte, wieder uneingeschränkt am Footballtraining teilzunehmen.
Zu welchem NFL-Team passt Metcalf?
Trotz der gesundheitlichen Bedenken wird der Receiver dank seiner überragenden Physis unter anderem mit den Browns in Verbindung gebracht. In einem eher dünn besetzten Jahrgang an Top-Receivern werden dem Ole-Miss-Absolventen sogar Chancen eingeräumt, als erster Receiver vom Board zu gehen.
Cleveland verfügt über den 17. Pick im kommenden Draft. Dort könnte er in die Fußstapfen seines Cousins Eric Metcalf treten, der von 1989 bis 1994 ebenfalls als Wide Receiver bei den Browns aktiv war und insgesamt drei Mal in den Pro Bowl gewählt wurde. Großvater Terry Metcalf schaffte es als Running Back ebenfalls drei Mal in den Pro Bowl. Die Metcalfs sind eine geschichtsträchtige Familiendynastie in der NFL.
Daniel Kugler
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