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"Es bringt mich um"

Jared Goff von den Los Angeles Rams: Der harte Fall des Hochgelobten

  • Aktualisiert: 04.02.2019
  • 18:21 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© 2019 Getty Images

Jared Goff gilt als Thronfolger der alternden Quarterback-Stars. Im Super Bowl LIII gegen die New England Patriots und Legende Tom Brady zahlte der 24-Jährige allerdings jede Menge Lehrgeld.

München/Atlanta – Jared Goff versucht es gar nicht erst. Er kann den Abend nicht mehr retten. Das weiß er. Keine Chance. Unmöglich. Die Flucht nach vorne hilft in solchen Momenten oft. 

In seinem Fall ist es seine Offenheit. Klare Kante zu einem desaströsen Auftritt beim 3:13 im Super Bowl gegen die New England Patriots. Schonungslos. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Da muss er durch. Auch das weiß er. Alles andere wäre fatal. Schönreden kann man sein persönliches Drama nämlich nicht. 

Eigentlich kann man es nicht einmal erklären.

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Der absolute Tiefpunkt

Denn das Spiel, das ein Höhepunkt seiner noch jungen Karriere werden sollte, geriet zum absoluten Tiefpunkt. "Das ist die härteste Niederlage, die ich je erlebt habe", sagte der Quarterback der Los Angeles Rams: "Das bringt mich um. Es ist schrecklich."

Denn die Chance kommt vielleicht so schnell nicht wieder. Ein Jahr harte Arbeit, Schinderei und Plackerei, die Vince Lombardi Trophy zum Greifen nah – und dann alles weggefegt an einem denkwürdigen Abend in Atlanta. Leider an einem für die Rams denkwürdig schlechten.

Denn Goff gelang so gut wie nichts. Der 24-Jährige schien erdrückt von der großen Chance, wirkte wie gelähmt, wie ein Frischling vom College, den man ins kalte Wasser geworfen hat. Heillos überfordert. Nervös. Ungenau. Ohne Lösungen.

Er warf 19 von 38 Pässen zum Gegner, also jeden zweiten. Die ersten acht Drives des Spiels endeten alle mit einem Punt – das schaffte im Super Bowl noch niemand. Drei Punkte und keinen Touchdown schon, nur die Dolphins waren im Super Bowl VI 1972 ähnlich schwach. 260 Yards und sechs First Downs in den ersten drei Vierteln sagen viel über eine Offense aus, die den Namen so nicht verdient hatte, angeführt von Goff. Er konnte sich bei seiner Defense und einer ebenfalls eher schwachen Pats-Offense bedanken, dass man überhaupt so lange im Spiel blieb.

Was auch zeigt, dass die Chance tatsächlich da war. Bitter, aber nicht mehr zu ändern.

"Wir haben dieses eine Play nicht bekommen. Es tut mir weh zu wissen, wie gut unsere Defense gespielt hat, gegen diesen Gegner. Es ist unser Job, Punkte zu erzielen und das haben wir nicht geschafft. Ich hätte in diesem Spiel gerne besser gespielt. Ich wünschte, ich könnte die Plays zurückbekommen", sagte er.

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Regelmäßige Albträume

Nun, er bekommt sie in gewisser Weise zurück. Denn der Nummer-eins-Pick von 2016 wird sie in Gedanken noch unzählige Male durchgehen. Immer wieder. Gerne verfolgen solche negativen Erfahrungen einen auch verkleidet als Albtraum bis in den Schlaf.

Und immer wieder werden ihn dann die gleichen Fragen quälen: Warum wirft er im dritten Viertel zu spät auf Brandin Cooks, der völlig frei in der Endzone der Patriots steht und wie wild winkt? Warum übersieht er generell gut postierte Receiver? Warum kann er nicht flexibel auf die Pats-Defense reagieren? Warum steht er so neben sich?

Symptomatisch die wohl entscheidende Szene im letzten Viertel. Sein bester Drive des Spiels lief, bei fünf Minuten Restspielzeit sind das diese Momente, die jeder kennt. Wo etwas in der Luft liegt, eine Sensation, eine Wende, die alles andere vorher vergessen lässt. Wie man so schön sagt: Momente, in denen Legenden geboren werden.

Goff warf eine Interception.

Es sind genau diese Szenen, mit denen Goff erst einmal in Verbindung gebracht werden wird, sie bleiben hängen. 

Sie mögen ihm auf den ersten Blick nicht gerecht werden, denn Goff steht für Spektakel, für ein kleines Hollywood-Märchen, das er seit zwei Jahren gemeinsam mit seinem keine zehn Jahre älteren Head Coach Sean McVay (33) schreibt.

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Schwache Playoffs

Doch es gibt ein paar Zahlen, die nicht wegzudiskutieren sind: In den vier Playoff-Spielen seiner Karriere kommt Goff auf eine Completion Percentage von 55 Prozent und ein Passer Rating von 73.6. Unterirdisch für seine Verhältnisse.

Zum Vergleich: In der Regular Season 2018 brachte er 64,9 Prozent seiner Würfe zum Mann, dazu kam er auf ein Rating von 101.1. 

Starke Werte, verbunden mit spektakulären Spielen mit einer der besten Offensiven der Liga. Aber schon da fiel auf: Werden die Gegner besser, zahlt Goff schon mal Lehrgeld, taucht er unter. Wie gegen die Chicago Bears, als er 20 seiner 44 Würfe zum Mann brachte und vier Interceptions warf. Ähnlich schlecht lief es eine Woche später gegen die Philadelphia Eagles. Es sind die für das Alter wohl noch typischen Schwankungen, die er abstellen muss, um es unter die ganze Großen seines Fachs zu schaffen. Außerdem ist es sowieso nicht immer nur der Quarterback, der die komplette Schuld trägt. Im Super Bowl war es zum Beispiel auch McVay der zugab, ausgecoacht worden zu sein.

Trotzdem: Im schnelllebigen NFL-Geschäft kommt nun automatisch die Frage, ob Goff gemacht ist für die besonderen Spiele, die große Bühne. 

Er weiß: Es wird wohl mindestens ein Jahr dauern, bis er die Chance bekommt, das zu beantworten. 

Andreas Reiners

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