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NFL

J.J. Watt: Mehr als nur der beste Spieler in der Texans-Historie

  • Aktualisiert: 12.02.2021
  • 23:22 Uhr
  • ran.de
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© 2021 Getty Images

Die Houston Texans entlassen J.J. Watt auf dessen ausdrücklichen Wunsch. Damit verliert die Franchise ihr Aushängeschild der vergangenen zehn Jahre und ein Vorbild, das in der NFL seinesgleichen sucht. 

München - J.J. Watts Abschied von den Houston Texans ist an sich keine Überraschung. Schon während der Saison hatte der Defensive End immer wieder die fehlende Leidenschaft einiger Teamkollegen beklagt. Schwache Defense, ideenloses Coaching, schlechte Stimmung. Selbst Quarterback Deshaun Watson konnte die Kohlen nicht aus dem Feuer holen.

Dass die Texans die Playoffs deutlich verpassten, hat - Kritikern zufolge - mit jahrelangem Mismanagement zu tun. Die Franchise habe sich mit unklugen Trades selbst zerstört, so der Tenor. Watt will sich das offenbar nicht länger antun.

"Es ist kein Geheimnis, dass ich wohl keine zehn Jahre mehr in der Liga spielen werde. Ich will keinen Wiederaufbau, ich will endlich Titel in Angriff nehmen", hatte der 31-Jährige schon im November verkündet.

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Entlassung statt Trade

Wie die Trennung am Ende vonstattenging, ist jedoch durchaus ungewöhnlich. Die Texans entsprachen dem ausdrücklichen Wunsch des Defensive End und entließen ihn, anstatt zu traden und sich für ihren beliebtesten Spieler wenigstens ein paar Picks zu sichern.

Es zeigt zum einen den Stellenwert, den sich Watt im vergangenen Jahrzehnt erarbeitet hat. Aber sicher auch den verzweifelten Kampf der Franchise, das ramponierte Image wieder aufzupolieren. Denn auch die Schlammschlacht um den abwanderungswilligen Deshaun Watson warf zuletzt kein gutes Licht auf die Texans. 

"Wandel ist niemals einfach. Schon gleich gar nicht, wenn es diejenigen betrifft, die man liebt", kommentierte CEO Cal McNair Watts Abschied. "J. J.s Einfluss auf die Organisation und ganz Houston ist mit keinem anderen Spieler in der Geschichte unserer Franchise zu vergleichen." Watt sei für immer ein "Texan". "Wir trösten uns damit, dass es kein Abschied, sondern ein 'auf Wiedersehen' sein wird."

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Emotionale Videobotschaft für die Fans

Watt selbst wandte sich mit einer emotionalen Videobotschaft über die sozialen Medien direkt an seine Fans. "Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um euren Respekt zu verdienen und euch stolz zu machen. Auf und abseits des Feldes. Ihr habt mir alles gegeben. Ich kann nur hoffen, ihr fühlt es umgekehrt genauso", so der 31-Jährige. "Beim Draft habt ihr mich noch ausgebuht, aber jeden Tag danach habt ihr mich wie ein Familienmitglied behandelt. Und ich empfinde ehrlich, dass wir eine Familie sind."

Emotionale Worte und Gefühlsduseleien gehören im Profi-Business häufig zum Kalkül. Doch J. J. Watt glaubt man jedes Wort. "Vor jedem Heimspiel hat er den Fans den Ball zugeworfen. Das zeigt vielleicht am besten, welche Verbindung J. J. zu Houston hatte. Er hat jede Möglichkeit genutzt, eine enge Bindung zu den Fans aufzubauen", so Mitbegründerin der Franchise, Janice McNair, in einem öffentlichen Statement.

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Bester Spieler der Franchise-Geschichte

Seitdem Watt 2011 als Erst-Runden-Pick von den Texans gedraftet worden war, verschrieb er sich Jahr für Jahr dem Team und den Einwohnern der Stadt Houston. Sportlich wurde er zum erfolgreichsten Spieler in der Geschichte des Klubs. Dreimal "Defensive Player of the Year", fünf Pro-Bowl-Nominierungen, darunter sogar 2013, als die Texans mit einer Bilanz von 2:14 das schlechteste Team der NFL waren.

Fünfmal schaffte es Watt ins First-Team All-Pro. Ebenso fünfmal erreichte er mit Houston die Playoffs, beginnend mit seiner Rookie-Saison 2011, die er selbsterklärend auch als "Texans Rookie of the Year" beendete.

2014 wurde er zum alleinigen Rekordhalter der Texans, was die Anzahl der Sacks und Forced Fumbles betrifft. Als erstem Spieler überhaupt gelangen ihm in zwei Saisons mehr als 20 Sacks. Dass Houston in den Playoffs niemals über die Divisional Round hinauskam, lag ganz sicher nicht an ihm, da sind sich alle einig. 

Soziales Engagement und 40-Mio-Dollar-Spende

Beeindruckender als seine sportlichen Leistungen sind jedoch seine Verdienste abseits des Felds. Während andere NFL-Stars gerne mit dem Gesetz in Konflikt geraten, war Watt das schillernde Vorbild einer ganzen Liga. Roger Goodells "Good Guy" sozusagen.

Seine 2010 gegründete "Justin J. Watt Foundation" unterstützt sozial benachteiligte Kinder und ermöglicht es ihnen unter dem Motto "Dream Big, Work Hard" nach der Schule Sport in einer sicheren Umgebung auszuüben.

Und als im Jahr 2017 Hurrikan Harvey große Teile Houstons komplett verwüstete, sammelte Watt innerhalb von 19 Tagen knapp 40 Millionen Dollar, um zerstörte Wohnhäuser wieder aufzubauen und Hunderte Millionen Essensportionen zu verteilen.

Für dieses Engagement wurde er später mit dem renommierten "Walter Payton NFL Man of the Year"-Award ausgezeichnet. "Sports Illustrated" kürte ihn zur "Sportsperson of the Year". Und das "Baylor College of Medicine" verlieh Watt 2018 sogar die Ehrendoktorwürde für sein wohltätiges Engagement.

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Wo unterschreibt Watt?

Wenn es bis dato einen Haken in Watts Leben gab, waren es wohl die zahlreichen Verletzungen, die ihn vor allem in den vergangenen Jahren immer wieder zurückwarfen. Dennoch: Auch mit 31-Jahren wäre der Defensive End für jede Franchise ein Gewinn.

Doch wo soll es hingehen? Diverse Medien spekulieren über einen Wechsel zu den Pittsburgh Steelers, wo bereits Watts jüngere Brüder T. J. und Dereck unter Vertrag stehen. Auch die Green Bay Packers in seinem Heimatstaat Wisconsin werden gehandelt, verpasste der kleine J. J. als Kind doch kaum ein Training seiner damaligen Helden.

Vielleicht geht es aber auch in Richtung Florida zu den Tampa Bay Buccaneers. Watt hatte sich zuletzt als großer Brady-Fan geoutet. Mit Shaquil Barrett, Ndamukong Suh und Rakeem Nunez-Roches stehen zudem drei namhafte Defensivspezialisten vor der Free Agency. Ein Platz für Watt könnte damit frei werden. Und auch der Traum vom Titelgewinn könnte dann endlich in den Bereich des Möglichen rücken.

Carolin Blüchel

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