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Kansas City Chiefs: Andy Reid und das große Playoff-Mysterium
- Aktualisiert: 10.01.2019
- 09:50 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Andy Reid hat bei den Kansas City Chiefs das Team gefunden, das er immer wollte. Vor der Divisional Round am Samstagabend (ab 22:20 Uhr live auf ProSieben und ran.de) gegen die Indianapolis Colts holt ihn aber die Vergangenheit ein.
München/Kansas City – Andy Reid will nicht groß darüber sprechen. Verständlich. Bloß nicht thematisieren, der Vergangenheit keinen zusätzlichen Raum gönnen. Es wird vor der Divisional Round am Samstagabend (ab 22:20 Uhr live auf ProSieben und ran.de) gegen die Indianapolis Colts sowieso schon oft genug erwähnt. Sonst verselbständigt sich das Ganze wieder nur.
Doch es gibt Dinge, die passieren mit Ansage. Die sind irgendwie in Stein gemeißelt.
Bei Reid ist es die Tatsache, dass seine Playoff-Bilanz bescheiden ist. Dieses Scheitern kurz vor dem Ziel, das Versagen kurz vor dem Höhepunkt. Es ist der letzte Meter, nein, Millimeter, der fehlt, es sind die Nuancen, die den großen vom großartigen Trainer unterscheiden.
14 Mal in den Playoffs
In 20 Jahren bei den Philadelphia Eagles (14) und den Kansas City Chiefs (6) erreichte Reid mit seinen Mannschaften 14 Mal die Playoffs, aber nur einmal (2004) den Super Bowl, wo er mit den Eagles gegen die New England Patriots verlor.
Es ist kurios: Der Head Coach der Kansas City Chiefs rangiert in der Liste der Trainer mit den meisten Siegen in der Regular Season mit 195 Erfolgen auf Platz acht. In der Postseason sind es bei elf Siegen allerdings 13 Niederlagen – Rang 83 unter 166 Coaches.
Durchschnitt also, mehr nicht.
Weit weg von Patriots-Legende Bill Belichick (28-11), und auch schlechter als aktive Kollegen wie John Harbaugh (10-6), Sean Payton (7-5), Mike McCarthy oder Pete Carroll (beide 10-8).
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Nur ein Sieg mit den Chiefs
Vor allem bei den Chiefs hat sich der Reidsche Playoff-Absturz fast schon dramatisiert, denn es geht wenig bis gar nichts, wenn die Do-or-Die-Spiele kommen: einen Sieg gab es, aber vier Niederlagen, obwohl er die Franchise mit fünf Playoff-Teilnahmen in sechs Jahren wachküsste, nachdem es in 15 Jahren vor Reid ganze dreimal in die Postseason ging.
Hinzu kommt: Die Chiefs scheitern spektakulär. Zwei Spiele verlor man mit einem Punkt Unterschied, eines mit zwei. 2014 gaben sie eine 38:10-Führung im dritten Viertel gegen die Colts her, in der vergangenen Saison eine 21:3-Führung gegen die Tennessee Titans.
Drama.
Es ist die Art von Niederlagen, die sich einbrennt. Die irgendwann Spuren hinterlässt, zu einer Self-fulfilling Prophecy werden kann. Zu einem Trauma.
Auf die Frage, woran die mysteriöse Misere denn nun liege, weicht Reid aus. "Je weiter man in den Playoffs kommt, desto mehr muss man die Fehler minimieren. Uns kümmert das alles nicht. Es geht darum, was auf dem Feld passiert. Es ist Mann gegen Mann, und du spielst das Spiel."
Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das zu sagen, was man so sagt, wenn es die eine Erklärung nicht gibt. Wenn es eine Mischung ist, zu der nicht zuletzt auch eigene Fehler oder Pech gehören. "Man geht immer weiter, und das machen wir", so Reid, der das Thema mit seinen Spielern nicht unbedingt besprechen will. "Man muss nichts sagen. Wenn du eine Saison spielst, ist es wichtig, dass man sich darüber keine Gedanken macht. Sondern über den Prozess, den man durchmacht, wenn man gegen einen guten Gegner spielt."
Das richtige Näschen
Keine Frage: Reid kennt mit seinen 60 Jahren jeden Trick, ist ein Fuchs, hat in den vergangenen Jahren mehr als einmal sein Näschen bewiesen, das richtige Händchen. Er weiß, wann es zählt.
Ein paar Draft-Beispiele: Ex-Running Back Kareem Hunt wurde 2017 erst in der dritten Runde gedraftet, Wide Receiver Tyreek Hill 2016 in der fünften Runde, Tight End Travis Kelce 2013 in der dritten Runde. Für Quarterback Patrick Mahomes tradete er die Chiefs 2017 an Nummer zehn hoch, um zuschlagen zu können.
Für seinen Umbruch in der Offseason gab es zunächst Kritik, doch der trägt Früchte, offensiv sind die Chiefs Spaß und Spektakel, mit Mahomes in MVP-Form und 35,3 Punkten im Schnitt. Die sind aber auch bitter nötig, denn die Defense kann mit dem Tempo respektive der Klasse der eigenen Angriffsreihe nicht mithalten: Mit 26,3 zugelassenen Punkten belegen die Chiefs in der Liga nur Platz 24!
Trotzdem kommen die Chiefs von 2018 seiner Wunschvorstellung von einer wuchtigen, dynamischen und vielseitigen Offense, die an einem guten Tag den Gegner überrennt, wohl am nächsten. Eine Offense, die ein Team fraglos durch die Playoffs bis zum Super Bowl tragen kann.
Wenn da nicht die Vergangenheit wäre.
Andreas Reiners
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