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Trotz anstehender Sperre vor NFL-Comeback

Kareem Hunt: Chancen und Gefahren für die Cleveland Browns

  • Aktualisiert: 13.02.2019
  • 09:19 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© imago

Die Cleveland Browns haben bei Kareem Hunt zugeschlagen. Der Sinn hinter diesem Deal erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Eine große Rolle spielt der General Manager des Teams.

Cleveland/München - Das Datum für die Verkündung von Kareem Hunts Verpflichtung hätten die Cleveland Browns kaum schlechter wählen können. Ein Tag zuvor hatte sich der Ausraster des Running Backs, der dessen NFL-Karriere so abrupt aus dem Tritt brachte, zum ersten Mal gejährt.

Dieser unglückliche Umstand war jedoch allerhöchstens eine Randnotiz wert. Denn General Manager (GM) John Dorsey musste wegen dieser kontroversen Personalie ganz grundsätzlich in Verteidigungsstellung gehen.

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Hunt (l.) hat in Cleveland eine neue Heimat gefunden
News

NFL: Browns verpflichten Kareem Hunt

Die Cleveland Browns aus der NFL haben den umstrittenen Running Back Kareem Hunt verpflichtet. Dies teilte das Team am Montag mit.

  • 11.02.2019
  • 22:36 Uhr
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Hunt wenige Monate nach Entlassung wieder da

Nun überrascht es nicht wirklich, dass Hunt trotz seiner Handgreiflichkeiten aus dem vergangenen Jahr nicht einmal zweieinhalb Monate nach seiner Entlassung durch die Kansas City Chiefs wieder in der Liga untergekommen ist. Doch gerade bei den nach pleitenreichen Jahren jüngst wiederbelebten Browns stellt sich die Frage: Welcher sportliche Sinn steckt hinter dem Deal?

Keine Frage: Allein Hunts Rookie-Spielzeit mit dem ligaweiten Rekordwert von 1327 Rushing Yards in der Regular Season verdeutlicht, dass der 23-Jährige für jede Offense-Formation ein Gewinn sein kann. Den neun Rushing- und drei Receiving-Touchdowns 2017 ließ er in seinen elf Einsätzen der abgelaufenen Saison jeweils sieben Touchdown-Läufe und -Catches folgen.

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Teilzeitarbeit mit Chubb droht

In KC war Hunt zudem auch quasi die einzige Waffe über Runs. Sein Backup Spencer Ware kam 2018 bis zur Entlassung des Starters auf lediglich 22 Läufe - also zwei pro Partie.

In Cleveland wird sich der Drittrunden-Pick des Draft 2017 seine Einsatzzeiten wohl mit Nick Chubb teilen müssen. Der hat seine erste NFL-Saison mit 996 Rushing Yards abgeschlossen und neben acht Läufen in die Endzone auch zwei Scores per Catches produziert.

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Dritter Running Back der Browns auch Receiver

Zudem steht im Browns-Roster auch noch Duke Johnson, der seinen Vertrag erst im vergangenen Sommer um drei Jahre verlängert hat und dabei rund 15,6 Millionen US-Dollar einstreichen kann. Der 25-Jährige wurde zuletzt allerdings mehr und mehr als Passempfänger eingesetzt.

Mit 411 Runs für 1893 Yards und 15 Touchdowns schlossen die Browns die Saison in diesen Kategorien im Mittelfeld ab. Durch die hinzugewonnene Qualität dürften Baker Mayfield - ein junger und mobiler Quarterback Marke Pat Mahomes - und seine Wide Receiver um Jarvis Landry weiter entlastet werden. Bereits 2018 hatte Cleveland bei 40 Prozent der Plays den Weg über den Lauf gewählt.

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NFL muss Strafe noch aussprechen

Demnach verschafft Hunt dem Team des neuen Head Coaches Freddie Kitchens schlicht mehr Möglichkeiten, auf die die Konkurrenz erst einmal eine Antwort finden muss. Fraglich ist allerdings, ab wann der Pro-Bowler von 2017 für sein neues Team auflaufen darf.

Mit der Vertragsunterschrift wandert er wieder auf die "Commissioner's Exempt List". Und zwar so lange, bis die NFL die Strafe für seine Ausfälle im vergangenen Jahr ausspricht. Neben seiner Attacke auf eine Frau in einem Hotelflur wird auch Hunts Rolle bei einer Prügelei in einem Nachtklub wenige Wochen zuvor sowie sein tätlicher Angriff auf einen Mann im Juni untersucht.

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Rapoport rechnet mit mehr als sechs Spielen Sperre

NFL-Insider Ian Rapoport rechnet damit, dass die Sperre sogar mehr als die üblichen sechs Partien betragen wird. Vorher dürfte Hunt nicht einmal mit seinem neuen Team trainieren. Zumindest finanziell sollten es die Browns verschmerzen können. Denn mit seinem Gehalt von einer Million US-Dollar fällt Hunt beim Salary Cap kaum ins Gewicht - in den Wochen seiner Sperre kassiert er ohnehin keinen Cent. Außerdem wird er nach der Saison Restricted Free Agent - heißt: Cleveland hält die Fäden in der Hand.

Rapoport betonte allerdings auch, dass die Hunt-Seite den Deal unbedingt vor Verkündung der Strafe fixieren wollte. Offenbar sei befürchtet worden, dass die Debatte nach der Vertragsunterschrift andernfalls noch hitziger geführt worden wäre.

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Hunt soll "besserer Mensch werden"

So beschwichtigte Dorsey, dass die Browns sich intensiv mit Hunt und den Vorfällen befasst hätten und zu dem Schluss gekommen seien, "dass wir einem Mann eine zweite Chance geben wollen, um ein besserer Mensch zu werden". Dabei dürfte der GM als Verfechter dieser Idee aufgetreten sein. Denn der 58-Jährige draftete den Ballträger vor zwei Jahren für die Chiefs.

Und: Es muss schon einiges passieren, bevor Dorsey einen Profi fallen lässt. "Er geht bei Spielern schonmal Risiko ein, glaubt an sie", verdeutlicht etwa Rapoport und nennt als Beispiel Marcus Peters. Der Star-Cornerback war aus seinem College-Team geflogen, nachdem er sich an der Seitenlinie mit seinen Coaches angelegt hatte. Dorsey griff 2015 für die Chiefs dennoch in der ersten Runde des Draft zu.

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"Jeder in der Kabine lobt ihn als guten Kollegen"

Nun sagt er über seine neueste Erwerbung: "Egal wen man fragt, jeder in der Kabine wird Hunt als wirklich guten Teamkollegen loben." Fraglich, ob das für seine volle Rehabilitierung genügt. Wichtiger wird eben sein, dass er sich keine weiteren Verfehlungen mehr leistet - auf und eigentlich noch mehr neben dem Platz.

Ob dafür Cleveland das richtige Pflaster ist, muss allerdings bezweifelt werden. Denn Hunt wuchs in Willoughby, einem Vorort der zweitgrößten Stadt in Ohio, auf. Sein dortiges Umfeld soll nicht gerade den besten Einfluss auf ihn gehabt haben.

Hunt-Vater wegen Drogenhandel festgenommen

Jüngstes Beispiel: Ende Januar wurde sein Vater Kareem Abdul Jabbar Hunt laut "cleveland.com" festgenommen. Nach monatelangen Ermittlungen. Er soll Kokain und Marihuana vertickt haben. Auch das will Dorsey bei seiner Entscheidung bedacht haben. Man müsse die Familienverhältnisse verstehen und sich über den Freundeskreis informieren.

Dorsey scheint sich also auf ein Spiel mit dem Feuer einzulassen. Es kann im großen Fiasko enden. Ebenso lebt bei den Browns aber die Hoffnung, einen der größten Coups der jüngeren NFL-Vergangenheit gelandet zu haben.

Immerhin sollen auch viele Konkurrenten diskutiert haben, ob sie die Jagd auf Hunt eröffnen sollen. Doch Dorsey und die Browns stachen etwaige Mitbewerber aus. Da spielte das Datum der Veröffentlichung der News dann schlicht keine Rolle mehr.

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Marcus Giebel

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