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Kwity Paye: Vom Flüchtlingslager in den NFL Draft

  • Aktualisiert: 29.04.2021
  • 16:34 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© 2018 Getty Images

Kwity Paye zählt zu den besten Defense-Spielern des NFL Draft 2021 (in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ab 1:45 Uhr auf ProSieben MAXX und ran.de). Dabei begann sein Leben unter schwierigsten Umständen in einem Flüchtlingslager in Guinea.

München - Er ist athletisch und explosiv. Kwity Paye, der Edge-Rusher von den Michigan Wolverines, gilt als einer der vielversprechendsten Defensive-Spielern des NFL Draft 2021 (in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ab 1:45 Uhr auf ProSieben MAXX und ran.de).

Dass der 1,93 Meter große und 123 Kilogramm schwere Athlet auf dem Sprung in den Profisport ist, grenzt an einem Wunder. Mehr noch: Es ist ein absoluter Glücksfall, dass er vor knapp 23 Jahren überhaupt zur Welt gekommen ist.

Paye wurde am 19. November 1998 in einem Flüchtlingslager von Guinea geboren. In dieser Zeit wütete in seiner eigentlichen Heimat Liberia, ein 5-Millionen-Einwohner-Land an der westafrikanischen Küste, ein furchtbarer Bürgerkrieg.

Seine Mutter Agnes hatte bis dahin die Hölle durchlebt. Sieben Jahre verbrachte sie in einem Flüchtlingslager in Sierre Leone, bis Soldaten dieses überfielen und viele Menschen auf grausamste Art töteten.

Agnes hatte Glück im Unglück: Sie befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs auf der anderen Seite des Lagers. Ihr Cousin Cyrus hingegen geriet in Gefangenschaft, konnte der Familie aber dennoch helfen:

Agnes schnappte sich Geld, das der Cousin bis dahin angespart hatte, und bezahlte die Überfahrt nach Guinea.

Auch wenn das dortige Flüchtlingslager kein Ort war, an dem man seine Kinder gerne zur Welt brachte, war es ein Ort, an dem für Sicherheit gesorgt war. Und nur darum ging es in dieser schwierigen Zeit.

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Benannt nach dem Opa, der im Bürgerkrieg starb

Kwity erblickte dort das Licht der Welt und wurde nach seinem Großvater benannt. Sein Opa war einer von rund 250.000 Liberianern, die in dem Bürgerkrieg ihr Leben ließen. 

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Paye selbst hat keine Erinnerungen an die Zeit im Flüchtlingsheim. Genauso wenig kann er sich daran erinnern, wie seine Mutter ihn im Alter von nicht einmal einem Jahr gemeinsam mit seinem großen Bruder in die USA brachte.

Dafür weiß er aber noch umso besser, wie schwierig die ersten Jahre dort waren.

"Meine Mutter brachte uns in dieses Land, ohne wirklich zu wissen, worauf sie sich einlässt", erzählt er im Gespräch mit "ESPN". Agnes Paye musste drei schlechtbezahlte Jobs parallel ausüben, um ihre beiden Söhne über die Runden zu bringen.

Das Einkommen genügte lediglich für eine Wohnung in einem der miesesten Vierteln von Rhode Island. Er wuchs also dort auf, wo viele Jugendliche kriminell werden - oder sterben. Sogar eine Schießerei auf offener Straße musste Paye miterleben.

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Die High School nach dem Sportprogramm ausgewählt

Lediglich sein Football-Talent ebnete ihm den Weg in ein besseres Leben. Paye hatte zwei unterschiedliche High Schools zur Wahl: Die eine hatte schulisch einen guten Ruf, die andere war für ihr Sportprogramm bekannt.

Viel Überzeugungsarbeit war notwendig, um letztere Schule besuchen zu können. "Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich dann ein College-Stipendium bekommen würde und sie nicht für die College-Ausbildung bezahlen müsse", erinnert sich Paye.

Er machte sein Versprechen wahr: Paye spielte als Running Back und Defensive End zugleich und wurde 2016 zum "Gatorade Football Player of the Year" von Rhode Island ernannt. Daraufhin erhielt er als Vier-Sterne-Rekrut mehrere Stipendien-Angebote und entschied sich schlussendlich für die University of Michigan. 

Vier Jahre spielte Paye für die Wolverines. Seine erfolgreichste Zeit hatte er in der Saison 2019, als er 6,5 Sacks und 12,5 Tackles for Loss verbuchte.

Wird er nun beim NFL Draft 2021 früh ausgewählt, und davon ist auszugehen, ist ihm ein Millionenvertrag sicher und auch die Chance, seiner Mutter etwas zurückzugeben: "Ich tue das alles für sie. Sie wird nie wieder arbeiten müssen."

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Paye möchte nach Liberia zurückkehren

Heute erinnern lediglich noch seine Tätowierungen an die Herkunft. Auf seinem durchtrainierten Körper ließ er sich unter anderem die Koordinaten von Liberia und die Landesflagge verewigen.

"Das bin ich. Ich bin ein Liberianer", stellt Paye klar.

"Auch wenn ich dort nicht aufgewachsen bin, fühle ich mich in dem Land verwurzelt. Wenn mich Leute fragen, wo ich herkomme, sage ich immer Liberia." Er lernt sogar die Sprache des Stammes, in dem seine Mutter aufwuchs. 

Seit dem Jahre 2003 herrscht in Liberia Frieden. Sobald er die Möglichkeit dazu hat, möchte er das Land besuchen. "Darauf freue ich mich sehr", sagt Paye.

Er wird dann seine Großmutter treffen, mit der er sich aufgrund der Sprachbarriere bislang nie verständigen konnte. Er wird seinen Vater Leroy treffen, der den Weg in die USA damals nicht mitgehen konnte. Und er wird auf seinen Cousin Cyrus treffen.

Den Mann also, ohne dessen Geld die Reise vom Flüchtlingsheim bis in den NFL Draft vermutlich nie möglich gewesen wäre.

Oliver Jensen

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