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Las Vegas Raiders: Fragen und Antworten zum Skandal um Jon Gruden
- Aktualisiert: 14.10.2021
- 18:03 Uhr
- ran.de
Nachdem rassistische, homophobe und frauenfeindliche Mails von Jon Gruden im Rahmen einer Untersuchung der NFL an die Öffentlichkeit gekommen sind, ist der Head Coach der Las Vegas Raiders zurückgetreten. ran beantwortet die wichtigsten Fragen, wie es nach dem Gruden-Beben weitergeht.
München/Las Vegas - Der Rücktritt von Head Coach Jon Gruden nach dem Bekanntwerden von rassistischen, homophoben und frauenfeindlichen Mails stürzt die Franchise über Nacht ins Ungewisse.
ran beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Gruden-Beben.
Welche Aussagen wurden Gruden zum Verhängnis?
Vor zehn Jahren, während des Lockouts 2011, hatte Gruden eine E-Mail an den damaligen Präsidenten des Washington Football Teams, Bruce Allen, gesendet. Darin schrieb Gruden, der schwarze Präsident der NFL-Spielervereinigung, DeMaurice Smith, habe "Lippen so groß wie Michelin-Reifen".
Nachdem sich Gruden daraufhin entschuldigte und betonte, er sei kein Rassist, leakte die "New York Times" weitere E-Mails von Gruden aus der Zeitspanne von 2011 bis 2018.
Demnach soll Gruden auch NFL-Boss Roger Goodell als "Schw***tel" und "P*ssy" beleidigt haben. Er kritisierte demnach, dass der Commissioner Druck auf die Teams ausüben würde, "queere" Spieler zu draften. Dabei bezog sich der Coach auf Defensive End Michael Sam, der 2014 von den Rams gedraftet wurde.
In Bezug auf den Hymnenprotest schrieb Gruden nach Informationen der "Times", dass der damalige 49ers-Safety Eric Reid für sein Hinknien während der Nationalhymne "gefeuert" werden solle. Zudem soll er den aktuellen US-Präsidenten und damaligen Vizepräsidenten Joe Biden als "nervöse, ahnungslose P*ssy" bezeichnet haben.
Gab es weitere Konsequenzen für Gruden?
2018 hatte Gruden einen 10-Jahres-Vertrag über 100 Millionen Dollar bei den Raiders unterschrieben und nahm nun seinen Hut. Bei seinem Aus in Las Vegas blieb es aber nicht.
Auch Spielehersteller EA Sports zieht Konsequenzen aus dem Skandal und entfernt den 58-Jährigen aus der Football-Simulation Madden NFL 22. In den kommenden Wochen soll der Head Coach durch ein generisches Abbild ersetzen werden.
Zuvor hatten die Tampa Bay Buccaneers, mit denen Gruden den Super Bowl XXXVII gewann, aus ihrem Ring of Honor entfernt. Zudem verlor der Coach bereits mehrere Sponsorendeals.
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Wie geht es für die Raiders sportlich weiter?
Um den offenen Posten des Head Coaches zu schließen, wählten die Raiders eine interne Lösung. Der bisherige Assistant Head Coach und Special Teams Coordinator Rich Bisaccia wird vorerst als Interims-Head-Coach fungieren. Daneben übernimmt Offensive Coordinator Greg Olson ab sofort das Playcalling.
Im Roster wurde das Vorgehen positiv aufgenommen. "Ich freue mich darauf, mit den Leuten, die wir haben, weiterzumachen", erklärte Tight End Darren Waller:
"Ich glaube an Greg. Ich glaube, dass er uns eine Chance gibt, zu gewinnen. Ich glaube, dass er Derek und seinen Fähigkeiten vertraut. Sie werden es den Jungs etwas einfacher machen und wir werden einfach da rausgehen, spielen und Spaß haben."
Welche Nachfolgekandidaten werden gehandelt?
Über konkretes Interesse ist noch nichts bekannt, allerdings dürften die Kandidaten, die in der vergangenen Offseason leer ausgingen, wieder in der Verlosung sein. Eric Bieniemy, Coordinator der explosiven Chiefs-Offense, gilt schon seit Jahren als ein Top-Kandidat für eine Head-Coaching-Position. Mit ihm würden die Raiders den offensiven Trend nach Gruden fortsetzen.
Sollten die Raiders lieber auf einen offensiven Coach mit mehr Erfahrung setzen, wäre auch Doug Pederson ein Kandidat. Vor nicht einmal vier Jahren gewann er noch den Super Bowl mit den Philadelphia Eagles.
Wie reagieren die Spieler?
Quarterback Derek Carr hatte ein besonders enges Verhältnis zu seinem ehemaligen Head Coach und äußerte sich emotional: "Es fällt mir schwer, weil ich den Mann so sehr liebe", wird Carr von "USA Today" zitiert:
"Ich habe Familienmitglieder, die sich gewisse Dinge geleistet haben. Ich denke, dass der Coach es mehr als alles andere braucht, dass die Leute ihn lieben. Aber gleichzeitig ist richtig, was richtig ist und falsch, was falsch ist."
Defensive End Carl Nassib, der einzig geoutet schwule Spieler der NFL, bekam nach der Enthüllung einen freien Tag abseits des Teams gewährt, um die Ereignisse sacken zu lassen. Von seinen Mitspielern erhielt er dafür reichlich Zuspruch.
"Er ist ein ziemlich einsamer Wolf, wenn es darum geht. Niemand sollte ihm sagen dürfen, was er fühlen soll. Niemand sollte ihm sagen dürfen, wie er trauern soll. Er verdient es, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, denn das ist eine Menge zu verarbeiten", erklärte Waller.
Was sagen die Verantwortlichen?
General Manager Mike Mayock bezog Stellung zu den Werten der Franchise, die Gruden mit Füßen trat: "Seit dem Tag, an dem ich diesen Job vor fast drei Jahren übernommen habe, hat Mr. Davis (Mark Davis, Team-Owner der Raiders, Anm. d. Red.) drei Dinge gepredigt: Vielfalt, soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung von häuslicher Gewalt."
Über Gruden selbst verlor der GM kaum ein Wort. Er erklärte aber, dass er "traurig für die ganze Familie Gruden ist, aber am Ende des Tages sind wir alle für unsere Handlungen verantwortlich."
Droht aus der Ermittlung weiteres Ungemach?
Grudens verhängnisvolle Mails kamen während der Ermittlungen gegen das Washington Football Team hinsichtlich der Arbeitsbedingungen innerhalb der Franchise ans Licht. Ungeachtet dessen weigert sich die NFL, den Rest der rund 650.000 Mails zu veröffentlichen. Dagegen will die Spielergewerkschaft NFLPA nun vorgehen.
Und auch ehemalige Mitarbeiterinnen des WFT fordern weitere Konsequenzen nach der Sexismus-Affäre bei den ehemaligen Redskins. Infolge dutzender Klagen wegen des Vorwurfs sexueller Belästigungen am Arbeitsplatz wurde die Franchise im Juli von der NFL zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 Millionen Dollar verurteilt.
Persönliche Sanktionen gegen Mitarbeiter der Franchise um Owner Dan Snyder wurden bisher nicht verhängt. In einem Statement der Kläger-Vertreter wurde der Liga nach dem Rücktritt von Gruden unterstellt, Snyder durch die Zurückhaltung des Beweismaterials zu schützen.
Der Druck auf die Liga dürfte in den kommenden Tagen somit nicht geringer werden.
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