NFL Draft 2021
Micah Parsons: Großes Talent, schwere Vorwürfe
- Aktualisiert: 12.04.2021
- 17:52 Uhr
Micah Parsons zählt zu den talentiertesten Linebackern des NFL Draft 2021. Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegenüber einem Mitspieler beschädigen allerdings seinen Ruf.
München – Eigentlich müsste Micah Parsons beim NFL Draft 2021 (in der Nacht vom 29. auf den 30. April live bei ran Football) zu den begehrtesten Spielern zählen.
Der 21-Jährige gilt seit mehreren Jahren als einer der talentiertesten Linebacker seines Jahrgangs. Sämtliche Medien, ob nun "247Sports" oder "Rivals", hatten ihn als 5-Sterne-Rekrut eingestuft.
Auch im College Football, Parsons spielte für die Penn State Nittany Lions, zählte er zu den absoluten Schlüsselspielern. Allein in der Saison 2019 verbuchte er 109 Tackles, 5 Sacks, 14 Tackles for Loss und vier Forced Fumbles.
Viele Ehrungen und Auszeichnungen
Der 1,91 Meter große und 111 Kilogramm schwere Verteidiger wurde mit Auszeichnungen überhäuft. Unter anderem wurde er in das "First Team All-Big Ten" und in das "Consensus All-American" gewählt, zudem als "Butkus–Fitzgerald Linebacker of the Year" ausgezeichnet.
Vor ihm gewann Devin Bush Jr. diese Auszeichnung, der beim NFL Draft 2019 an Position 10 von den Pittsburgh Steelers ausgewählt wurde.
Parsons bringt eine ähnliche Veranlagung mit. Mit seinem Mix aus Größe und Explosivität ist er ein starker Pass Rusher, verfügt über eine großartige Spielintelligenz und war oftmals gerade bei dritten Versuchen der entscheidende Mann.
Kurzum: Parsons müsste beim Draft eigentlich ein Kandidat für die erste Runde sein. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass er tief fallen wird.
So groß sein Talent ist, so groß sind auch die Zweifel an seinem Charakter. Parsons wird sexueller Missbrauch an einem Mannschaftskameraden von der Pennsylvania State University vorgeworfen.
Das vermeintliche Opfer ist der Defensive Back Isaiah Humphries. Dieser hatte die Universität Anfang des Jahres 2020 verklagt, sodass die Vorwürfe an die Öffentlichkeit gerieten.
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Der Anfang soll eine Auseinandersetzung in der Kabine gewesen sein
Im März 2018 soll es erstmals eine Auseinandersetzung in der Kabine zwischen Parsons und Humphries gegeben haben. Sogar ein Messer war dabei angeblich im Spiel. Trainer James Franklin soll, so behauptet jedenfalls Humphries, dies mitbekommen haben.
Daraufhin hätte der Trainer ihm gedroht, Humphries würde aus der Mannschaft fliegen, wenn er sich an die Polizei wenden würde. Franklin bestreitet die Vorwürfe.
In den folgenden Monaten soll der sexuelle Missbrauch begonnen haben. Daran beteiligt waren laut Aussagen von Humphries nicht nur Parsons, sondern auch der Defensive Tackle Damion Barber und Defensive End Yetur Gross-Matos, der im vergangenen Jahr in der zweiten Runde von den Carolina Panthers gepickt wurde.
Humphries berichtete gegenüber der Polizei, dass Parsons und Barber ihm gesagt hätten, dass "sie aus mir eine Schlampe machen würden, weil das hier ein Gefängnis sei".
Die drei Spieler sollen ihre Genitalien in der Nähe des Gesichts von Humphries platziert haben, Sex simuliert und auch versucht haben, ihn unter der Dusche anzufassen. Zudem hätten sie ihn nur mit einem Handtuch bekleidet zu Boden gerungen.
68 Spieler behaupten, keine sexuellen Übergriffe gesehen zu haben
Doch entsprechen die Vorwürfe der Wahrheit? Es gibt zumindest begründete Zweifel. 68 Spieler haben schriftlich unterzeichnet, dass sie "niemanden gesehen haben, der in der Umkleidekabine sexuell belästigt wurde".
In Gesprächen mit den Reportern von "ESPN" sollen mehrere Spieler ebenfalls erklärt haben, es hätte in der Kabine keine nicht einvernehmlichen Berührungen gegeben. Wenn überhaupt, könnte maximal von einem spielerischen Gerangel die Rede sein.
Die Universität nahm eine interne Untersuchung vor, veröffentlichte die Ergebnisse aus Gründen des Datenschutzes allerdings nicht.
Gross-Matos, Barber und Parsons wollten sich gegenüber "ESPN" nicht zu den Vorwürfen äußern. Bei der Polizei hatten sie die Vorwürfe allerdings bestritten.
Das Verfahren hängt in der Schwebe. Der Bezirksstaatsanwalt des Centre County, Bernie Cantorna, sagte zu "ESPN", dass die bisherigen Ermittlungen "die schwerwiegenden Vorwürfe sexueller Übergriffe nicht untermauern konnten", der Fall aber offen bleibe.
Cantorna sagte, eine solche Angelegenheit werde nicht geschlossen. Er ermutigte jeden, der über zusätzliche Informationen verfüge, sich zu melden.
Dass die Vorwürfe überhaupt bekannt wurden, dürfte Parsons dennoch einen hohen Pick und somit auch viel Geld kosten.
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