NFL 2024 in London
Minnesota Vikings vs. New York Jets in London: "Ich war schockiert" - Jared Allen exklusiv
- Aktualisiert: 08.10.2024
- 16:25 Uhr
- Kevin Obermaier
Jared Allen ist fünfmaliger Pro Bowler, zweimaliger Sack Leader der NFL, sehr bald wohl Mitglied der Pro Football Hall of Fame und eine lebende Legende der Minnesota Vikings. Vor dem NFL London Game gegen die New York Jets erklärt der 42-Jährige bei ran die Stärken der Vikings-Defense und verrät, wovon er bei International Games immer "schockiert" war.
Das Interview führte Kevin Obermaier
Bei NFL-Spielen in London sind auch die Legenden nicht weit. Vor dem Showdown zwischen den Minnesota Vikings und New York Jets am Sonntag (um 15:30 Uhr im ran-Liveticker) ist es nicht anders.
Jared Allen ist da. Der fünfmalige Pro Bowler, zweimalige Sack Leader und künftige Hall-of-Famer steht in der Londoner Innenstadt den zahlreichen Vikings-Fans für Fotos zur Verfügung. Und den Journalisten für Interviews.
Auch ran hat mit dem 42-Jährigen gesprochen: über die Stärken der Vikings-Defense, Sam Darnold und seinen "Schock"-Moment bei International Games.
Das Wichtigste zur NFL
ran: Jared, die Vikings haben vor der Saison mit Danielle Hunter einen ihrer besten Quarterback-Jäger verloren. Trotzdem dominiert der Pass Rush, Minnesota verzeichnet schon 17 Sacks, Bestwert in der NFL. Wie erklären Sie den Erfolg?
Jared Allen: Ich glaube, der Erfolg hat viele Gründe. Die Vikings haben immer noch eine sehr talentierte Defense mit sehr viel Geschwindigkeit. Pat Jones, Jonathan Greenard und Andrew van Ginkel machen einen unglaublichen Job auf der Linebacker-Position. Und sie haben Brian Flores (Defensive Coordinator, Anm. d. Red.). Jeder liebt es, für Brian zu spielen, das weiß ich. Er weiß genau, wie er die Jungs einsetzen muss. Und er weiß, wie er mit ihnen kommunizieren muss. Und die Spieler zahlen ihm das zurück.
Jared Allen: Es ist schade für J.J. Mc Carthy, aber ...
ran: Auf der anderen Seite spielt Sam Darnold gerade wohl den besten Football seines Lebens. Sind Sie von seiner Leistung überrascht?
Allen: Ich bin ehrlich: ein bisschen schon. Zunächst einmal ist es sehr schade, dass sich J.J. McCarthy so schwer verletzt hat, denn er ist mit Sicherheit die Zukunft der Vikings. Aber wie Sam eingesprungen ist, die Chance erkannt hat und jetzt die Offense führt, ist wirklich bemerkenswert. Hut ab vor ihm. Es hilft aber natürlich auch, wenn du um dich herum Playmaker wie Justin Jefferson, Jordan Addison und Aaron Jones hast.
ran: Weil Sie Aaron Jones erwähnen: Wie erschwert es den Pass Rush, wenn im Backfield ein Running Back lauert, der nicht nur hart laufen, sondern auch Bälle fangen kann, auch sehr weit geworfene?
Allen: Er ist dazu ja auch ein verlässlicher Blocker. Man muss ihn auf jeden Fall immer im Auge haben. So ähnlich wie bei einem Dual-Threat-Quarterback wie Lamar (Jackson, Anm. d. Red.) oder Josh Allen. Du versuchst als Pass Rusher immer, so schnell wie möglich zum Quarterback durchzukommen. Aber wenn er bei einem Pass eine Option mehr hat, wenn die Receiver gedeckt sind, kann er leichter den Ball loswerden. Dann läuft du als Pass Rusher oft ins Leere.
Externer Inhalt
ran: Jets-Coach Robert Salah meinte, die O-Line der Vikings werde unterschätzt und bekomme nicht genug Anerkennung für das, was sie tut. Stimmen sie dem zu?
Allen: Zu hundert Prozent. Diese Jungs haben bisher in jedem Spiel dominiert. Ich weiß, wie frustrierend es ist, als Pass Rusher nicht an den Quarterback heranzukommen. Das macht dich wirklich wahnsinnig (lacht). Der Schutz für Darnold bisher war wirklich herausragend. Es hilft ihnen sicher, dass sie in dieser Formation schon ein paar Jahre zusammenspielen.
Jared Allen: Beim ersten London Game "war ich schockiert"
ran: Sie sind vor neun Jahren zurückgetreten. Inwiefern haben sich NFL-Defenses seitdem verändert - wenn überhaupt?
Allen: Ich glaube, die Defenses haben sich nicht so großartig verändert. Die Formationen sind immer noch die gleichen. Ich glaube, die Spieler haben sich verändert. Sie sind viel schneller. So sieht es zumindest aus. Und alle können gefühlt alles spielen. Früher gab es Spezialisten gegen den Pass und gegen den Lauf. Ich könnte heute nicht mehr mitspielen, das ist sicher (lacht).
ran: Sie wurden 2004 von den Kansas City Chiefs gedraftet, dem einzigen Team neben den Vikings, das gerade bei 4-0 steht. Welchem Team trauen Sie es eher zu, in den Super Bowl einzuziehen?
Allen: Ich hätte gern beide drin (lacht). Aber ich glaube, solange die Chiefs Mahomes haben, werden sie immer um den Super Bowl mitspielen. Bei den Vikings muss man abwarten. Ich habe die Saison damals immer in Viertel eingeteilt. Das erste Viertel war wirklich gut, aber das müssen sie im zweiten Viertel jetzt bestätigen.
ran: Sie waren in Ihrer Karriere außerdem bei den Chicago Bears und den Carolina Panthers. Die Bears sind kommende Woche in London, die Panthers im November in Deutschland. Die Chiefs waren letztes Jahr in Deutschland. Was halten Sie von den International Games und der Expansion der NFL in immer mehr Länder?
Allen: Ich finde es großartig. Schau nur, wie viel Spaß es hier macht, wie viele Leute da sind! Als ich das erste Mal in London gespielt habe, war ich schockiert, wie viele Fans da waren, wie viele unterschiedliche Trikots man gesehen hat. Das bin ich eigentlich immer noch. Aber es war eines der besten Erlebnisse überhaupt. Seitdem komme ich immer wieder gerne her.
ran: Noch eine letzte Frage: Warum haben Sie als Rückennummer eigentlich immer die 69 getragen?
Allen: Das hatte keine tiefergehende Bedeutung, versprochen (lacht).