NFL
Rasen-Debatte geht weiter: 92 Prozent der Spieler wollen laut NFLPA Naturrasen
- Aktualisiert: 08.02.2024
- 15:24 Uhr
- Daniel Kugler
Rund um den Super Bowl kocht auch die Dauerdebatte um das Spielen auf Natur- oder Kunstrasen wieder hoch. Die Spielergewerkschaft NFLPA fordert endlich ein Einlenken der Liga zum Schutz der Spieler.
von Daniel Kugler
Natur- oder Kunstrasen? Das Dauerbrandthema in der NFL geht in die nächste Runde!
Denn auf Seiten der Spieler steigt der Unmut, dass auf ihre Wünsche von der Liga nicht eingegangen wird.
"Es ist ganz einfach", sagte Lloyd Howell, der Geschäftsführer der Spielergewerkschaft NFLPA, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz: "Es ist keine Raketenwissenschaft. 92 Prozent unserer Gewerkschaft wollen Naturrasen. Das ist überwältigend. Unterm Strich ist es nicht zu bezweifeln, dass unsere Gewerkschaft sich Arbeitsbedingungen wünscht, bei denen auf echtem Rasen gespielt wird."
Howell betonte, dass die von der Gewerkschaft gesammelten Daten deutlich zeigen würden, dass die Verletzungsrate auf Naturrasenplätzen geringer sei als auf Kunstrasen.
Das Wichtigste in Kürze
NFLPA schildert massive Probleme durch Spielen auf Kunstrasen
Vier Spieler aus dem NFLPA-Vorstand - Atlanta Falcons Defensive End Calais Campbell, Jacksonville Jaguars Placekicker Brandon McManus, der ehemalige Cincinnati Bengals Safety Michael Thomas und Los Angeles Chargers Running Back Austin Ekeler - stimmten dem zu.
Ekeler sprach zudem auch darüber, wie viel "Turf Tape" er auf seinen Unterarmen tragen muss, wenn er auf Kunstrasen spielt, weil er sich dort Verbrennungen zuzieht. "Auf Beton, Gummi und Plastik prallt man ein bisschen anders ab als auf Gras und Erde", scherzte Ekeler: "Das tut weh. Rasen ist eine viel härtere Oberfläche."
"Wenn es um die Beine geht, bleibt man auf dem Rasen stehen. Auf Gras und Erde bewegt man sich ein bisschen. Es ist also die Anhäufung dieser kleinen Dinge", führte der Chargers-Star weiter aus.
Thomas ergänzte, dass das Training auf dem Rasen unter der Woche den Spielern bereits vor dem Spiel zusätzliche Belastungen bereiten würde, was zu strafferen Kniesehnen und mehr "Verschleiß" am Körper führe. "Wir müssen das in Ordnung bringen", betonte Campbell, der auf 16 Jahre in der NFL zurückblicken kann.
"Als wir uns mit der Liga zusammengesetzt haben, führten wir ein sehr vernünftiges Gespräch. Wir haben uns die Daten angesehen, wir haben uns gefragt, ob es einen wesentlichen Unterschied gibt", unterstrich Howell.
"Zu einem bestimmten Zeitpunkt, abhängig von der Zeitachse ... ja. Es könnte die Karriere eines Spielers um zwei oder drei Jahre verlängern und das ist für unsere Gewerkschaft von essentieller Bedeutung", betonte der CEO.
Und weiter: "Das sind Dollars für sie und ihre Familien, ihr Leben. Das ist ein herber Unterschied zu chronischen Schmerzen für den Rest ihres Lebens. Das geht also weit über die Ästhetik hinaus, die wir als Fans beim Anschauen des Spiels haben. Dies ist wirklich ein Arbeitsplatzproblem für unsere Spieler."
Externer Inhalt
Umrüstung der NFL-Stadien für WM 2026 sorgt für Diskussionen
Der Präsident der NFLPA, JC Tretter, verglich weiterführend die Verletzungstendenzen in den vergangenen Jahren auf den beiden Rasenarten.
"Die Verletzungsrate auf Naturrasen ist in den letzten zehn Jahren relativ konstant geblieben. In diesem Jahr hat Rasen die höchste Verletzungsrate der letzten zehn Jahre, aber sie war immer noch niedriger als die Verletzungsrate auf Kunstrasen. Das schlechteste Jahr auf Naturrasen ist also immer noch besser als das diesjährige auf Kunstrasen", schilderte der einstige Center der Green Bay Packers und der Cleveland Browns.
"Heute sind 13 Spielfelder aus Rasen, der Rest ist eine Version von Kunstrasen. Ja, es gibt Bestrebungen, den beständigsten Spielbelag zu finden. Aber letzten Endes bevorzugen unsere Spieler echten Rasen und das sollte zählen", führte Howell aus.
Angesichts der Tatsache, dass sieben NFL-Stadien, in denen die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 ausgetragen wird, auf Naturrasen umgerüstet werden - konkret das Gillette Stadium, das MetLife Stadium, das Lumen Field, das Mercedes-Benz Stadium, das AT&T Stadium, das NRG Stadium und das SoFi Stadium - sieht Howell einen guten Ansatz.
"Es gibt ein Modell, das zeigt, dass es für eine andere Sportart möglich ist", sagte er: "Für den durchschnittlichen Football-Spieler ist das Spiel aber natürlich anders als der Fußball. Wir wissen das zu schätzen. Aber allein die Wissenschaft sagt, dass dies möglich ist."
Für den NFLPA-Geschäftsführer sei es "Heuchelei", wenn einige NFL-Stadien sich bereit erklären, die FIFA-Bestimmungen einzuhalten, indem sie für die bevorstehenden Fußballspiele bei der Weltmeisterschaft Naturrasen verlegen, für Footballspiele dann aber wieder zu Kunstrasen zurückkehren.
NFLPA stärkt 49ers nach Kritik an Qualität des Trainingsrasens vorm Super Bowl
Howell und Tretter ärgerten sich auch darüber, dass NFL-Commissioner Roger Goodell Anfang der Woche den Naturrasen auf dem Trainingsfeld der San Francisco 49ers vor dem Super Bowl an der University of Nevada (UNLV) als "bespielbar" bezeichnet hatte, der auf dem Kunstrasenplatz der Rebels verlegt wurde, welcher vom Team aber als zu weich kritisiert wurde. Diese Einschätzung des NFL-Bosses wäre schlichtweg unzureichend.
"Wenn man einen Rasenplatz über einen bestehenden Kunstrasen platziert, würde man eine Hartplastikabdeckung über den Kunstrasen legen, bevor man den Naturasen anbringt", erläuterte Tretter: "Soweit ich weiß, ist das aber nicht passiert. Ich verstehe nicht, wie das nicht passieren konnte. 'Bespielbar' ist nicht dasselbe wie hohe Qualität. Wir können in dieser Sache also nicht mit zweierlei Maß messen."
Trotz der Kritik an der Rasenqualität änderten die "Niners" ihren Trainingsplan nicht und bissen notgedrungen in den sauren Apfel. "Das ist die beste Wahl, die wir haben", sagte Head Coach Kyle Shanahan: "Wir sind hier. Wir trainieren darauf. Jeder hat seine Vorlieben. Ich wünschte, die Dinge wären besser, aber wir werden auf dem Feld arbeiten, so wie es ist."