Los Angeles Rams
Ndamukong Suh: Großer Athlet - mieser Sportsmann
- Aktualisiert: 20.01.2019
- 19:06 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Ndamukong Suh zählt zu den Persönlichkeiten der NFL, die am meisten polarisieren. Die sportlichen Qualitäten des Defensive Tackle der Los Angeles Rams sind unumstritten. Gleiches gilt allerdings für seinen schmutzigen Stil.
Los Angeles / München – Gerne hätte Sean Payton, der Head Coach der New Orleans Saints, den Defensive Tackle Ndamukong Suh in seiner Mannschaft gehabt. Immerhin müsste er sich dann im bevorstehenden NFC-Championship-Game gegen die Los Angeles Rams (ProSieben und ran.de übertragen Sonntag live ab 20:45 Uhr) keine Gedanken darum machen, wie er seinen Quarterback Drew Brees eben nicht nur vor Aaron Donald, sondern auch noch vor diesem 1,93 Meter großen Koloss mit dem ungewöhnlichen Vornamen beschützt.
Nachdem sich die Miami Dolphins überraschend von dem 32-Jährigen getrennt hatten, standen Suh in der vergangenen Offseason mehrere Optionen offen. Vor allem die Tennessee Titans, die New Orleans Saints und die Los Angeles Rams waren interessiert. Suh entschied sich gegen die Saints und stattdessen für das aufstrebende Team von der Westküste, unterschrieb dort einen Einjahresvertrag über 14 Millionen US-Dollar. "Eines der ultimativen Ziele und einer der Gründe, warum ich hier unterschrieben habe, war die Möglichkeit, Playoffs zu spielen", sagt er.
Mit seinen 4,5 Sacks ist er zwar längst nicht so effektiv wie der alles überstrahlende Aaron Donald (20,5 Sacks). Gleichwohl aber profitieren die beiden immens voneinander, da sich die gegnerische Offensive Line auf mehrere Pass Rusher konzentrieren muss. Zudem gilt Suh als ein solider Run-Verteidiger, machte vergangenen Samstag gegen die Dallas Cowboys zum Beispiel deren Star-Running-Back Ezekiel Elliott das Leben schwer.
Payton: Suh stellt uns vor eine Herausforderung
Dementsprechend groß ist der Respekt der Saints gegenüber den Rams. Payton sagt über Suh: "Er hat eine enorme Präsenz, ist explosiv, hat Größe und ist klug. Er stellt uns vor eine große Herausforderung." Laut Brees ist es eigentlich "unerhört", dass in Suh und Donald zwei Defensive Tackles dieses Formats zusammenspielen. In 18 Jahren NFL habe er noch nie einem solchen Duo gegenübergestanden.
Doch so sehr die sportlichen Qualitäten von Suh auch gelobt werden, so kritisch wird er als "Sportsmann" gesehen - einfach weil er keiner ist. Der Vorwurf: Suh spielt dreckig und nimmt Verletzungen seiner Gegenspieler leichtfertig in Kauf.
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Vollmer: Das sind Dinge, die nicht sein müssen
Sebastian Vollmer schreibt in seinem Buch "German Champion" über den Defense-Koloss: "Es kam nicht selten vor, dass er einem Spieler nach einem bereits beendeten Spielzug noch einmal mit aller Kraft an der Facemask des Helmes herum riss. Das ist gefährlich, weil man sich dabei schwer am Nacken verletzen kann. Suh trat seinen Gegenspielern, wenn sie auf dem Boden lagen, auch gerne mit seinen Stollenschuhen auf die Finger oder sprang ihnen nach einem beendeten Spielzug mit voller Absicht in die Knie. Das sind Dinge, die nicht sein müssen."
Auch die ganz großen Namen der NFL bleiben nicht verschont. Im Gegenteil: Dem auf dem Boden liegenden Aaron Rodgers trat er einmal mit seiner vollen Körpermasse auf den Knöchel – und das bei einem Gewicht von rund 140 Kilogramm.
Kein Wunder also, dass er 2011 von "Sporting News" zum "dirtiest player" der NFL gekürt wurde. In seinen ersten beiden Spielzeiten hatte der Second-Overall-Pick von 2010 insgesamt neun persönliche Fouls begangen – mehr als jeder andere Spieler. Alleine in seinen ersten vier NFL-Spielzeiten musste er stolze 216.875 Dollar Strafe für übermäßige Härte zahlen.
Dicke Gehälter, fette Werbeverträge
Bei einem Verdienst von bislang rund 138 Millionen US-Dollar dürfte er das allerdings verschmerzen können. Zumal seine fetten Werbedeals, zum Beispiel mit Nike oder Subway, noch hinzukommen. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte im Jahre 2015 sein Jahreseinkommen auf 38,5 Millionen Dollar.
In der Saison 2011, damals noch im Dienste der Detroit Lions, verpasste er zwei Spiele aufgrund einer Sperre. Beeindruckend: Es waren die einzigen beiden Partien, die er in neun Jahren NFL verpasst hat. Verletzungsbedingte Ausfälle gab es bislang nie. Das spricht für seinen professionellen Lebensstil.
Der Vater ein Fußballer, der Opa ein Riese
Möglicherweise liegt das in der Familie: Sein Vater hat in Deutschland in den oberen Amateurklassen Fußball gespielt, seine Schwester Odette Lennon Ngum Suh spielt ebenfalls Fußball und hat es zur Nationalspielerin von Kamerun gebracht.
Seine beachtliche Statur hingegen dürfte Suh teilweise von seinem Großvater geerbt haben: Dieser war nämlich 2,21 Meter groß, während sein Vater gerade einmal auf 1,73 Meter kam.
Steht Suh nicht gerade auf dem Football-Feld, gilt er als sehr freundlicher Mensch, der durchaus gute Dinge im Sinn hat. Seinem ehemaligen College, der University of Nebraska, spendete er beispielsweise 2,6 Millionen US-Dollar. Seiner früheren High School stellte er zudem 250.000 Dollar für die Errichtung eines neuen Sportplatzes zur Verfügung.
Doch sobald er seinen Helm überstreift und die Schulterpads anlegt, verwandelt er sich in ein Ungeheuer, das nur ein Ziel kennt: den Gegner zerstören – und zwar um jeden Preis. Am Sonntag werden das die Saints sein. Kein Wunder also, dass Sean Payton diese Naturgewalt lieber im eigenen Team als auf der Gegenseite gesehen hätte.
Oliver Jensen
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