O-Line vor Meisterprüfung
New England Patriots: Wie sicher ist Brady vor dem Pass-Rush der Rams?
- Aktualisiert: 22.01.2019
- 22:12 Uhr
Die Offensive Line der New England Patriots nimmt im Super Bowl (Sonntag, 3. Februar, ab 22:45 live auf ProSieben und ran.de) gegen die Los Angeles Rams eine tragende Rolle ein. Die schweren Jungs müssen dafür sorgen, dass die große Schwäche von Tom Brady nicht in Erscheinung tritt.
New England/München – Er gewann bereits fünf Mal den Super Bowl, gilt als der wahrscheinlich beste Footballspieler der Geschichte und scheint für jede Spielsituation die perfekte Lösung zu finden. Und doch ist es bei Tom Brady so wie bei jedem anderen Sportler auch: Irgendwo gibt es immer eine Schwachstelle.
Sein langjähriger Mannschaftskamerad und heutige ran-Experte Sebastian Vollmer weiß, wo diese liegt: "Im Jahr 2008 hat sich Tom gegen Kansas City das Kreuzband gerissen, als der Pass-Rush durch die Mitte kam. Seitdem ist das ein wunder Punkt bei ihm. Es gibt Quarterbacks, die bei einem Pass Rush durch die Mitte besser ausweichen können. Damit hat Tom Schwierigkeiten – vor allem wenn das bereits zum Anfang eines Spiels passiert."
Donald und Suh warten auf Patriots O-Line
Genau dies könnte dem Passgeber im Super Bowl gegen die Los Angeles Rams (Sonntag, 3. Februar, ab 22:45 live auf ProSieben und ran.de) allerdings drohen. Hat die Mannschaft von der Westküste in Aaron Donald, mit 20,5 Sacks der gefährlichste Pass Rusher der regulären Saison, und Ndamukong Suh (4,5 Sacks) doch das beste Defensive-Tackle-Duo der NFL.
Die gute Nachricht aus Sicht der Patriots-Fans: Die Offensive Line präsentiert sich in den Playoffs in Top-Form. Brady wurde in den beiden Postseason-Games gegen die Los Angeles Chargers und die Kansas City Chiefs kein einziges Mal zu Boden gebracht – keine andere Offensive Line war in den Playoffs so stabil.
Auch in der regulären Saison konnte sich Brady meist auf seine "Bodyguards" verlassen. 21 Sacks musste Brady in den 16 Saisonspielen hinnehmen – 27 andere Quarterbacks wurden häufiger zu Fall gebracht. Darunter auch Jared Goff (33 Sacks), der die Offense der Rams anführt.
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Abgang von Nate Solder gut aufgefangen
Frei von Fluktuation war die Offensive Line der Patriots im Jahre 2018 nicht. In Nate Solder verabschiedete sich der langjährige Starting-Left-Tackle in Richtung New York, unterschrieb bei den Giants einen Vierjahresvertrag über 62 Millionen US-Dollar und wurde somit zum bestbezahltesten Offensive-Line-Spieler der NFL.
Die Patriots reagierten, indem sie Trent Brown als neuen Left Tackle von den San Francisco 49ers holten. Zudem wurde der Erstrundenpick an Stelle 23 (erhalten von den Rams) genutzt, um in Isaiah Wynn einen hochveranlagten und beidseitig einsetzbaren neuen Tackle zu verpflichten.
Dieser zog sich allerdings im Preseason-Spiel gegen die Philadelphia Eagles einen Achillessehnenriss zu – Saisonaus.
Ein eingespieltes Gebilde
Insgesamt aber ist die Offensive Line der Patriots ein eingespieltes Gebilde. Sieht man einmal von Left Tackle Brown ab, spielen alle Offensive Liner, die im Depth Chart der Patriots an erster Stelle stehen, seit mehreren Jahren zusammen.
Right Tackle Marcus Cannon ist seit 2011 ein Patriot, Right Guard Shaq Mason genauso wie Center David Andrews seit 2015, Left Guard Joe Thuney seit 2016. Und vor allem: Diese vier Spieler haben nie für ein anderes Team in der NFL gespielt, sind also im System von Head Coach Bill Belichick und Quarterback Brady groß geworden.
Brady weiß die Arbeit seiner Beschützer zu schätzen und sagt: "Ich möchte niemand anderen in der Liga vor mir haben außer diesen fünf Jungs."
Ein Erfolgsfaktor: O-Line-Coach Dante Scarnecchia
Trainiert werden diese schweren Jungs von Offensive Line Coach Dante Scarnecchia, der diese Position abgesehen von einer zweijährigen Auszeit seit dem Jahre 1999 bekleidet. Laut Brady ist der 70-Jährige der "größte Offensive Line Coach in der Geschichte der NFL." Tatsächlich ist der Anteil von Scarnecchia nicht hoch genug einzuschätzen.
Es ist wie überall im Leben: Was man an einem hat, merkt man so richtig erst dann, wenn derjenige nicht mehr da ist. In Abwesenheit von Scarnecchia kassierte Brady in der Saison 2015 ganze 38 Sacks, war zudem im unterlegenen AFC Championship Game gegen die Denver Broncos mit 17 kassierten Hits Freiwild.
Belichick bat daraufhin Scarnecchia, er möge doch aus seinem wohlverdienten Ruhestand zurückzukehren – mit Erfolg.
Top-Pass-Rusher wie Joey Bosa oder Chris Jones ausgeschaltet
Gegen Donald und Suh muss die Offensive Line nun ihre Meisterprüfung ablegen. Was positiv stimmt: Sie haben in den Playoffs bereits bewiesen, starke Pass-Rusher aus dem Spiel nehmen zu können. Ob nun Melvin Ingram und Joey Bosa von den Chargers oder Dee Ford und Chris Jones von den Chiefs – sie alle bekamen Brady lediglich aus der Ferne zu sehen.
Sollte selbiges auch gegen den Pass Rush der Rams gelingen, könnte Brady seine Klasse voll ausspielen. Und für Außenstehende würde es wieder einmal so wirken, als wäre dieser Superstar frei von jeglichen Schwächen.
Von Oliver Jensen
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